Zinsen – ein Déjà-vu des Jahres 2015
Aktuell erleben die Zinsmärkte ein Déjà-vu. Auch im Jahr 2015 hatte sich die globale Konjunktur insbesondere aus Sorge um die chinesische Wirtschaftsentwicklung eingetrübt und für deutliche Korrekturen auf den Zins – und Aktienmärkten gesorgt. Die Inflationsrate ging deutlich zurück, und die EZB startete im März 2015 ihr Ankaufprogramm. Nun erleben wir ein Déjà-vu. Wir stellen den Beitrag von Dr. Klaus Bauknecht für die Börse München vor. Hier finden Sie weitere spannende Beiträge auf den Südseiten…
10-jährige Bundrenditen fielen von knapp unter 1 Prozent auf unter -0,1 Prozent im Jahr 2016. Doch die globale Konjunktureintrübung erwies sich nur von kurzer Dauer. Statt Rezession mit Krisenstimmung gab es einen „soft-patch“. Die Industrieproduktion sowie der Welthandel konnten sich relativ schnell erholen, und es folgte eine regelrechte Boomphase im Jahr 2017. Auch aktuell wird die Konjunktureintrübung von einem deutlichen Rückgang der Renditen begleitet. US-Renditen sind von 3,1 Prozent im Oktober 2018 auf inzwischen 2,65 Prozent gesunken, während 10-jährige Bundrenditen erneut die 0 Prozent anpeilen.
Konjunktur und Geldpolitik – Abschwung als Reset zur neuen Normalität
Kein kurzfristiger Einbruch in China
Mittelfristig ist nicht mit nachhaltig steigenden Zinsen zu rechnen
Fazit: Eingeschränkter Handlungsspielraum der EZB
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Es ist in erster Linie nicht der aktuelle konjunkturelle Abschwung, der die EZB an einer „Normalisierung“ ihrer Zinspolitik hindert. Vielmehr schränken die hohen Schuldenquoten und die daraus folgende fundamentale schwache Nachfragedynamik in der Euro-Zone den geldpolitischen Handlungsspielraum der EZB ein und führen zu strukturell niedrigen Zinsen. Selbst der zuletzt mehrjährige Konjunkturaufschwung in der Euro-Zone konnte keinen Raum für nachhaltig steigende Zinserwartungen schaffen, die einer kurzfristige Konjunktureintrübungen widerstehen könnten. Aktuell ist diese Entwicklung an der deutschen Zinskurve ablesbar, die sich wie in den Jahren 2015 und 2016 deutlich verflacht hat und somit mehr und mehr der japanischen Zinskurve gleicht.