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    Asset Allocation  622  0 Kommentare Erholung zu Jahresbeginn: Wie geht es jetzt weiter?

    Im letzten Jahr hat der US-Präsident einen Teil seiner Zeit auf die Neuverhandlung von aus seiner Sicht „unfairen“ Handelsverträgen verwendet. Den Anfang machte hier China. Die Emerging Markets und vor allem China haben sich aber als stabil erwiesen.

    Seit Ende Oktober haben Schwellenländer-Aktien besser abgeschnitten als jene der Industrieländer. In drei Wochen geht der im letzten Oktober vereinbarte „Waffenstillstand" zwischen den USA und China zu Ende. Es scheint, dass selbst eine „Mini-Einigung", die beiden Parteien zu Gute käme, den Märkten neuen Auftrieb geben kann. Die langfristigen Aussichten für die Emerging Markets sind seit Dezember positiv. Candriam sieht derzeit keinen Grund, die Position weiter auszubauen: Die Märkte werden abwarten, wie stark der Aufschwung tatsächlich ist, und es stehen viele politische Ereignisse bevor.

    Wie die jüngsten Einkaufsmanager-Indizes zeigen, lässt das Weltwirtschaftswachstum insgesamt nach. Das Umfeld, die Folgen und die politischen Risiken sind in den einzelnen Regionen jedoch unterschiedlich.

    USA: niedrige Arbeitslosigkeit, steigende Unternehmensgewinne
    In den USA könnte das Wachstum zwar nachlassen, aber eine Stagnation oder gar Rezession ist nicht in Sicht. Der Arbeitsmarkt ist noch immer stark. Die Arbeitslosigkeit ist gering, und das ist günstig für den Konsum. Nur die Inflation ist zurückgegangen, was auf die niedrigeren Ölpreise zurückzuführen ist. Die Fed schlägt mildere Töne an und legt bei der Normalisierung der Zinsen eine Pause ein. Die Marktteilnehmer erwarten für dieses Jahr ein bis zwei Zinserhöhungen, schließen aber aus, dass die erste im März stattfindet. In diesem Umfeld dürften die Unternehmensgewinne steigen.

    Was den Handelskrieg betrifft, so sind sowohl die Erwartungen als auch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich die USA und China zumindest auf eine „Mini-Einigung" verständigen können. Dies wäre im Interesse beider Parteien.

    Europa: technische Rezession in Italien, EZB sorgt für Ruhe
    Auch in Europa verschlechtern sich die Konjunkturdaten, während der Arbeitsmarkt stark bleibt. Wichtige Länder haben staatliche Konjunkturprogramme in Aussicht gestellt. Aber schon hier bestehen länderspezifische Unterschiede. Deutschland erklärte, dass diese Programme spätestens Ende 2019 beendet sein sollten. Es ist unwahrscheinlich, dass die Peripherieländer da mithalten können. Italien befindet sich in einer technische Rezession. Die immer rechtsgerichtetere Anti-Establishment-Koalition hat bereits ihren Europawahlkampf gestartet. Sie kritisiert die Regierungschefs der kerneuropäischen Länder und macht kein Geheimnis daraus, dass sie die französische Gelbwesten-Bewegung unterstützt. Alles in allem gibt es weiter böse Konjunkturüberraschungen und politische Unsicherheit. Aber zumindest sorgt die Europäische Zentralbank für so wenig Unsicherheit wie selten. Sie sagt, dass sie dem höheren Wachstumsrisiko im Euroraum ein ganzes Arsenal an Maßnahmen entgegenzusetzen habe.

    Emerging Markets mit aussichtsreicher Prognose
    Zwar lässt das Wachstum in den Emerging Markets nach. Aber auch hier sind das Umfeld, die Folgen und die Risiken in jedem Land anders. Den Emerging Markets trauen wir insgesamt am meisten zu. In den derzeitigen Risikoprämien sind bereits viele schlechte Nachrichten berücksichtigt, aber die Region als solche wächst weiter.  Und selbst wenn das Wachstum nachlässt, ist es noch immer höher als das der Industrieländer. Aus dem im letzten Jahr aufkeimenden Handelskonflikt ist ein ausgewachsener Handelskrieg geworden und ein Wettbewerb darum, wer in puncto Technologie und Innovationen führend wird oder bleibt.

    Die Zeiten mit sinkenden Gewinnprognosen scheinen indes vorbei zu sein. Außerdem werden die expansive Geld- und Fiskalpolitik Chinas nicht nur im eigenen Land wirken, sondern zur Stabilisierung der gesamten Region beitragen. Diese hat nicht nur die Folgen des Handelskriegs gut überstanden. Auch das Interesse der Investoren an den Emerging Markets und die Mittelzuflüsse sind hoch geblieben.

    Angesichts all dessen bevorzugen wir noch immer Aktien gegenüber Anleihen – weil wir für 2019 leicht steigende Aktienmärkte erwarten, uns aber auch der politischen Risiken bewusst sind.

    An den Anleihenmärkten erwarten wir einen anhaltend hohen Zinsunterschied zwischen den USA und Europa. Das dürfte sich nur allmählich ändern und als erstes langlaufende Anleihen betreffen. Wir investieren nicht nur in Staatsanleihen, die nur wenig Rendite bieten, sondern auch in Emerging-Market-Schuldpapiere und Wandelanleihen. Das Risiko-Ertrags-Profil von Euroraum-Anleihen (Kernländer und Peripherie) halten wir zurzeit für ungünstig.

    Die größten Risikofaktoren für unser Szenario einer weichen Landung sind nach wie vor Politik und Welthandel, die wir, wenn möglich, mit Optionen absichern.




    Stefan Keller
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    Stefan Keller ist Asset-Allocation-Stratege beim europäischen Multi-Assetspezialisten Candriam in Luxemburg. Vor seinem Eintritt bei der Candriam Investors Group 2015 arbeitete Keller als Managing Director bei Scope Ratings in Berlin sowie, von 2007-2013, bei Lyxor Asset Management in Paris, wo er als Stratege und Portfoliomanager sowie als Head of Managed Account Platform Research tätig war.
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    Verfasst von Stefan Keller
    Asset Allocation Erholung zu Jahresbeginn: Wie geht es jetzt weiter? Nachdem sich die weltweiten Aktienmärkte zu Beginn des Jahres 2019 erholt haben und in den kommenden Monaten insgesamt leicht steigen dürften, sind Aktien gegenüber Anleihen weiter interessant. Mögliche Risikofaktoren, wie Weltpolitik und Welthandel bleiben bestehen, verteilen sich jedoch unterschiedlich in den einzelnen Regionen. Das größte Potential liegt aktuell in den Emerging Markets.

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