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     2576  1 Kommentar Warum normale Geldpolitik für immer eine Illusion bleiben wird - Seite 2

    Das Preisumfeld gibt dieser sozialpolitischen Befriedung der EZB alle Unterstützung. So will sich das Inflationsziel von zwei Prozent in der Eurozone laut Notenbankpräsident Draghi selbst 2021 nicht einstellen. Da ist es doch geradezu die heilige Pflicht der EZB, stimulierend einzugreifen.

    Hierbei wird kein Euro-Land die Hand beißen, die gibt. So hat die EZB den deutschen Staatshaushalt saniert. Und hätte die EZB die Euro-Schuldenkrise nicht eingedämmt, hätten wir heute längst gemeinschaftliche Euro-Anleihen. Dann müsste Deutschland gemäß dem Motto der Musketiere „Einer für Alle“ für alle anderen mit schlechterer Bonität ausgestatteten Euro-Länder und mit dem Preis eines eigenen Zinsrisikoaufschlags haften. „Euro-Mann, geh Du voran“ ist da schon besser.

    Gute Schulden braucht das Euro-Land

    Und in Europa werden zukünftig noch viel mehr Schulden gemacht. Man muss ihnen nur die höheren Weihen verleihen. Ähnlich wie Gammelfleisch mit neuem Etikett zu Premiumfleisch wird, werden neue Schulden zu guten Schulden aufgewertet. Wer will schon über neue Staatskredite meckern, die für Steuersenkungen, moderne Logistik, Bildung, schnelle Netze und Digitalisierung ausgegeben werden. Damit stärken die Euro-Länder ihre Position im globalen Wettbewerb. Denn die europäische Industrie wird durch Standortverbesserungen in Amerika und China brutal angegriffen, die dort - man höre und staune - über hohe Haushaltsdefizite finanziert werden. Gleiches Recht für alle.

    Weiter wird man in Europa argumentieren, dass sich an diese staatlichen Basisinvestitionen private Zusatzinvestitionen anschließen und so insgesamt für Arbeitsplätze, Konsum und Steuereinnahmen sorgen. Was für ein fantastischer Beitrag zum sozialen Euro-Frieden, oder?

    Notenbanken mit ihrem Latein noch lange nicht am Ende

    Da unsere Welt keine Rezession, keine schweren Sozialverwerfungen oder Schuldenkrise mehr aushält, wird es nie mehr irgendwo wirklich hohe Zinsen und Renditen geben. Die zinsdrückende Planwirtschaft der internationalen Geldpolitik ist eine Schallplatte mit Sprung.

    Diejenigen, die jetzt meinen, dass Geldpolitik ihr Pulver verschossen hat, sollten noch einmal nachdenken. Haben die Zentralbanken nicht bereits in den letzten 10 Jahren einen unglaublichen Pragmatismus gezeigt? Sollten wirklich alle konjunkturellen und damit sozialen Stricke reißen, wird es weitere Quantensprünge geben. Sind flächendeckend deutliche Negativzinsen wirklich unmöglich, um jeden Konsumenten zum Konsum und jedes Unternehmen zu Investitionen zu zwingen, weil geparktes Geld ansonsten an Wert verliert? In diesem Falle wäre zwar Bargeld theoretisch der Notausgang ohne Zinsverlust. Doch wird schon lange - selbst beim Internationale Währungsfonds - darüber nachgedacht, dieses Schlupfloch zur Sackgasse zu machen. Entweder wird Bargeld immer weniger verfügbar gemacht und/oder in seiner Verwendung dramatisch eingeschränkt und/oder als Zahlungsmittel mit einer Art Strafsteuer belegt. Die Erfahrung lehrt, dass solche Denkmodelle zunächst zwar als fixe Idee abgetan werden. Doch danach gelten sie als überlegenswert und schließlich sind sie alternativlos.

    Der Brandbeschleuniger bei der allmählichen Bargeldabschaffung wird sein, dass damit Drogenhandel, Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit wirkungsvoll bekämpft werden.

    „Money for nothing“ der von mir sehr verehrten Dire Straits bleibt der Evergreen aller Notenbanken. Zinssparer hören dagegen einen permanenten Trauergesang: Spiel mir das Lied vom Zins-Tod.

    Das ist die neue geldpolitische Normalität. Grämen wir uns nicht, sondern machen wir das Beste daraus: Statt Zinssparen ist Aktiensparen angesagt. Hierbei sind regelmäßige Ansparpläne ein wunderbares Instrument.

    Es gibt Schlimmeres als eine Liquiditätshausse.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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