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    Marktkommentar  538  0 Kommentare Dr. Andreas Busch (BANTLEON): "Weltweite Geldschwemme dauert an"

    Die EZB hat den Geldhahn überraschend schnell noch weiter aufgedreht. Was die Erfolgsaussichten der Strategie angeht, sind Zweifel angebracht.

    Die EZB hat den Geldhahn überraschend schnell noch weiter aufgedreht und nähert sich damit wieder dem Krisenmodus der vergangenen zehn Jahre an. Die Fed hat diesen Schwenk schon am Jahresanfang vollzogen. Was die Erfolgsaussichten dieser Strategie angeht sind Zweifel angebracht, wovon sich die Notenbanken jedoch nicht beirren lassen.

    11. März 2019

    In den USA könnte es 2019 sogar zu einer Zinssenkung kommen. In der Eurozone sieht es etwas anders aus. Die Konjunktur dürfte hier bald wieder Fahrt aufnehmen. Die EZB sollte daher früher mit der Rückführung des Stimulus beginnen, als derzeit erwartet. Die sicheren Häfen werden entsprechend mittelfristig unter Druck kommen.

    Die Europäische Zentralbank lässt wahrlich nichts anbrennen. Auf die schwächeren Wirtschaftsdaten der zurückliegenden Monate reagierte sie in der vergangenen Woche mit einer unerwartet deutlichen Abwärtskorrektur ihre Wachstums- und Inflationsprognosen und drehte prompt den Geldhahn weiter auf. Neue Langfristtender sollen die Wirtschaft mit mehr Liquidität versorgen und das Versprechen unverändert tiefer Leitzinsen wird bis zum Jahresende ausgedehnt. In gewisser Weise nähert sich die Notenbank damit wieder dem Krisenmodus an, der seit der Lehman-Pleite besteht: Im Zweifelsfall lieber einen zu expansiven Kurs als einen zu wenig expansiven Kurs fahren.

    Die EZB ist mit diesem Verhalten aber nicht alleine. Die US-Notenbank hat diesen Schwenk bereits am Jahresanfang vollzogen. Auf die wachsende Risikoaversion an den Finanzmärkten (einbrechende Aktienkurse, sich ausweitende Spreads an den Anleihenmärkten) hatte die Fed mit einem deutlich vorsichtigeren Ausblick reagiert. Statt sich über weitere Zinserhöhungen im laufenden Jahr Gedanken zu machen, heisst es jetzt erst einmal abwarten. Daneben bekam die Notenbank beim Abschmelzen der Notenbankbilanz kalte Füsse. Dieser Prozess soll nun deutlich früher beendet werden als bislang avisiert.

    Die Bank of Japan, als Vorreiter der ultraexpansiven Geldpolitik, bleibt ohnehin im Dauerkrisenmodus. Ein Ende der Nullzinspolitik ist hier angesichts des permanent und markant verfehlten Inflationsziels nicht in Sicht.

    Was die Erfolgsaussichten der Politik der anhaltenden Geldschwemme angeht, sind wir nach wie vor skeptisch.

    Es bleibt zu befürchten, dass die Anschubwirkungen für die Wirtschaft gering sind, gleichzeitig die Nebenwirkungen aber immer grösser werden. Problematisch sind vor allem der wachsende Margendruck bei den Banken und die Gefahr von Blasenbildungen an den Vermögensmärkten.

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    Die Notenbanken lassen sich davon aber – wie die jüngsten Entwicklungen zeigen – nicht beirren. Im Gegenteil: In den USA könnte auf den aktuell vollzogenen Schwenk von moderaten Zinserhöhungen hin zu einer abwartenden Haltung im 2. Halbjahr sogar eine komplette Kehrtwende folgen. Wenn sich die Wachstumsdynamik deutlicher als von uns erwartet verlangsamt, die Inflation weiterhin schwächelt und die Finanzmärkte erneut unter Druck kommen, wird die Fed nicht lange zögern und mit einer Zinssenkung gegensteuern.

    In der Eurozone sieht es etwas anders aus. Aktuell ist die wirtschaftliche Lage zwar nicht gerade rosig. Nahezu alle wichtigen Konjunkturbarometer befinden sich im Abwärtstrend und spiegeln eine anhaltende Wachstumsverlangsamung wider. Mit Blick voraus gibt es indes einige Hoffnungsschimmer. Sollte sich die chinesische Wirtschaft in den kommenden Monaten als Reaktion auf die verschiedenen Stützungsmassnahmen durch die Regierung in Peking stabilisieren, dürfte der aussenwirtschaftliche Gegenwind für die exportabhängige Eurozone abnehmen. Gleichzeitig hat sich in der Währungsunion die Situation der Staatshaushalte verbessert, sodass von dieser Seite im laufenden Jahr wieder Rückenwind ausgehen sollte. Zusätzlich stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Inflation anzieht – auf der vorgelagerten Ebene bei den Löhnen hat die Dynamik bereits merklich zugelegt.

    Vor diesem Hintergrund spricht Vieles dafür, dass die EZB nicht wie derzeit an den Geldterminmärkten eskomptiert erst im Laufe des 2. Halbjahres 2020 mit Zinserhöhungen startet. Vielmehr sollte sie bereits im Frühjahr des kommenden Jahres zur Tat schreiten. Die Renditen hochqualitativer Staatsanleihen – die in Deutschland bei 10-jährigen Laufzeiten zuletzt die 0,00%-Marke in Angriff nahmen – dürften in diesem Umfeld trotz zuletzt weiter aufgedrehtem Geldhahn mittelfristig wieder nach oben drehen.



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