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    Börsen-Zeitung  588  0 Kommentare (Un)vereint gegenüber China / Kommentar zu den europäisch-chinesischen Beziehungen von Julia Wacket

    Frankfurt (ots) - In den Beziehungen zwischen der EU und China hat
    ein neues Zeitalter begonnen. In der neuen Normalität ist China nicht
    mehr nur strategischer Partner, sondern vor allem Wettbewerber.
    Dass die EU diese Doppelstrategie aus Kooperation und Wettbewerb
    fährt, ist richtig. Für eine einheitliche Haltung der Europäer
    gegenüber Peking bedarf es aber mehr als ein paar "Mini-Gipfel" mit
    Xi Jinping - denn die EU-Mitgliedsländer sind sich bezüglich des
    Umgangs mit China uneinig.

    Es war vor allem Xi, der gestern in Paris um mehr Vertrauen in den
    gemeinsamen Wirtschaftsbeziehungen geworben hat. Womit er einen
    wunden Punkt getroffen hat, ist die Angst der Europäer um ihre
    kritische Infrastruktur und vor Spionage durch Huawei beim 5G-Ausbau
    doch aktuell besonders groß. Peking ist aber nun mal nicht mehr
    "Werkbank der Welt", sondern drängt in Bereiche, die anspruchsvoller
    sind und lange Zeit Domäne der Industrieländer waren. Auch
    zunehmende Investitionskontrollen werden Pekings wirtschaftliche
    Bedeutung und wachsenden politischen Einfluss nicht aufhalten können
    - das sollte daher auch nicht das Ziel der Europäer sein.

    Das Ziel kann es aber durchaus sein, unfairen Wettbewerb wie bei
    Chinas Industrie- und Subventionspolitik zu verhindern. Deswegen ist
    es richtig, wenn die EU China erneut zu mehr Marktöffnung aufruft und
    sie das Thema Subventionen durch eine Reform der
    Welthandelsorganisation WTO angehen will. Denn Xi hat bei
    marktorientierten Reformen schon viel versprochen, aber wenig
    umgesetzt. Gleichzeitig sollte die EU eine selbstkritische Haltung
    einnehmen. Ein offeneres China einzufordern, muss für Europa auch
    heißen, selbst offen zu bleiben.

    Vor allem aber muss Europa vereint auftreten. Das ist im Umgang
    mit China, wie in vielen anderen Bereichen, noch nicht der Fall. Die
    EU-Länder akzeptieren allzugern bilaterale Deals mit Peking, wie
    Paris am Montag den milliardenschweren Deal mit Airbus. Jedes Land
    will seine eigenen Wirtschaftsbeziehungen mit Peking ausbauen.
    Während einige EU-Staaten, nicht zuletzt Deutschland, chinesischen
    Investitionen zusehends skeptisch gegenüberstehen, sind andere offen
    dafür. Italiener und Osteuropäer sind unglücklich darüber, dass der
    Rest der EU sie belehren will, sich von Chinas
    Seidenstraßen-Initiative fernzuhalten - ist es doch vor allem
    Westeuropa, das bisher vom Handel mit China profitiert hat. Die EU
    braucht daher nicht nur mehr Vertrauen in China, sondern auch mehr
    politischen Willen zur Gemeinsamkeit- sonst droht jegliche gemeinsame
    China-Strategie zu scheitern, bevor sie überhaupt richtig begonnen
    hat.

    (Börsen-Zeitung, 27.03.2019)

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