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    Wohnungsmangel ungelöst  16733  53 Kommentare Berliner, hört auf, Eure irrwitzigen Enteignungs-Phantasien hinauszuposaunen!

    Von der Debatte um eine Enteignung von Immobilienunternehmen geht ein äußerst gefährliches Signal aus. Zudem wird das Problem, dass endlich mehr Wohnungen angeboten werden müssen, in keinster Weise gelöst.

    Diejenigen, die jetzt nach Enteignung schreien, haben die Situation des Marktes nicht verstanden. Abgesehen davon, dass das System Enteignung schon einmal in der deutschen Geschichte auftauchte und abblitzte, bietet es auch heute keine tragfähigen Lösungen für die Wohnungskrise an.

    Schauen wir uns die extreme Notsituation auf dem Berliner Wohnungsmarkt an, die Auslöser der wahnwitzigen Debatte um Enteignungen ist. Folgt man Harald Simons, Vorstand des Forschungsinstitut empirica und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur Leipzig, sind die Mieten in Berlin in der Tat sehr stark angestiegen. Im aktuellen "Spiegel"-Interview mit Simons ist von 90 Prozent Mietsteigerung in zehn Jahren die Rede. Bei dieser drastischen Zahl muss man zwei Faktoren einrechnen: Zum einen lag das Mietniveau in Berlin laut Simons vor zehn Jahren auf "dörflichem Niveau". Zum anderen ist die Nachfrage viel stärker als das Angebot gewachsen. Und genau hier liegt das Problem. Es ist viel zu wenig Wohnraum vorhanden, um die Nachfrage zu decken. An dieser Stelle kommt zum ersten Mal die Frage auf, ob Enteignungen das Problem von viel zu wenig Wohnungen lösen werden.

    Nur eine Lösung

    Die einzige Lösung, die auch langfristig zur Entzerrung der extremen Marktsituation beitragen wird, ist einfach: Es muss mehr Wohnraum her. Die gute Nachricht ist, dass die Neubauzahlen in Berlin von 3700 in 2008 auf aktuell 15.700 gestiegen sind. "Das Problem ist nur, dass im gleichen Zeitraum die Nachfrage noch stärker gewachsen ist. Der Wohnungsmarkt ist leider sehr träge. Es dauert halt seine Zeit, bis Wohnungen geplant, genehmigt und gebaut sind - insbesondere in Berlin", erklärt Simons die Faktoren, die zum Flaschenhals auf dem Wohnungsmarkt geführt haben.

    Man kann die Wut der Berliner Mieter, die unter den teilweise explodierenden Mieten leiden, sehr gut verstehen. Die schwarzen Schafe unter den Vermietern nutzen jede Chance, um den außergewöhnlich starken Wohnungsmangel auszunutzen. Perfide Methoden von Vermietern wie unsaubere Modernisierungsumlagen, fragwürdige Verwertungskündigungen oder Schmu bei der Energetischen Sanierung sind Stichworte, die vielen Mietern das Leben schwer machen. Für solche Fälle sind Gerichte zuständig. Aber führen Enteignungen von Immobilien-Besitzern zum Ziel, Mietwucher und andere unsaubere Methoden abzustellen?

    Wenn man die wirren Enteignungspläne weiterspinnt: Wen von der sehr bunten Masse der Vermieter soll man denn enteignen? Die Deutsche Wohnen, die laut Simons nur 6,8 Prozent des Berliner Wohnungsmarktes besitzt? Oder zum Beispiel die Unternehmer-Familie, die in drei Mietshäuser investiert hat? Wie man das Blatt auch wendet, es kommt einfach kein zwingendes Pro-Enteignungsargument heraus. Das Problem Wohnungsmangel bleibt ungelöst.

    Hilflose Argumente

    Schließlich wirkt es äußerst hilflos, wenn die Enteignungsbefürworter aufgrund des Mangels guter Argumente jetzt auch noch das Grundgesetz heranziehen und den Artikel 15 vorschicken: "Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden." Wird der Berliner Senat die Wohnungsnot durch einen Haufen enteignete Wohnungen, die womöglich nur einen Bruchteil des Berliner Gesamtmarktes ausmachen, lösen können?

    Enteignung ist kein Beschleuniger, sondern eine Bremse bei allen Bemühungen, die Extremsituation zu entspannen. Wird man noch länger diesen als Klassenkampf verkleideten Enteignungsirrsinn in die Welt hinausposaunen, werden die, die das Geld haben, um mehr Wohnungen zu bauen, fortbleiben und sich Standorte suchen, wo ihr Eigentum nicht in Gefahr ist und sich in Ruhe wirtschaften lässt.

    Es hilft nichts, es muss mehr Wohnraum her. Die Lösung liegt in der Mitte. Jede Seite muss einen Teil zur Lösung beitragen: Die Berliner sollten sich endlich mehr Gebiete für Neubauten oder Nachverdichtungen abbringen. Der Senat muss schneller genehmigen. Vermieter sollten bei den Mietpreisen die Wucherkarte stecken lassen, um irrsinnige, emotionale Debatten und langwierige Gerichtsprozesse zu vermeiden. Mieter sollten aufhören, dass Recht auf Eigentum in Frage zu stellen. Und nicht zuletzt müssen die Investoren weiterhin darauf vertrauen, dass in Berlin nicht enteignet wird.

    wallstreet:online Redaktion  

    Quelle:

    Spiegel




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    Wohnungsmangel ungelöst Berliner, hört auf, Eure irrwitzigen Enteignungs-Phantasien hinauszuposaunen! Von der Debatte um eine Enteignung von Immobilienunternehmen geht ein äußerst gefährliches Signal aus. Zudem wird das Problem, dass endlich mehr Wohnungen angeboten werden müssen, in keinster Weise gelöst.

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    Kommentare

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    07.05.19 19:24:38
    Deutsche Wohnen könnte in den DAX aufrücken: :)


    ... Laut Berechnungen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) könnte es in ein paar Monaten im DAX turbulent werden. Am 4. September steht die nächste reguläre Überprüfung des deutschen Leitindex an. Und da könnte dem Mischkonzern ThyssenKrupp der Abstieg aus dem Index drohen.
    ...
    Für die LBBW steht dabei der Immobilien-Konzern Deutsche Wohnen in der Pole-Position. Die Aktie hat in den vergangenen Jahren stark zugelegt. Und trotz der Gedankenspiele um Enteignungen in Berlin, von denen die Deutsche Wohnen mit ihrem großen Bestand an Immobilien in der Hauptstadt besonders betroffen wäre, hat die Aktie kaum geschwächelt. Für Anleger sind die Erwägungen, was sich im DAX tut, interessant, weil im Vorfeld der Änderungen die Aktien von Aufstiegskandidaten meist zulegen. Bisher ist im DAX mit Vonovia ein Immobilien-Unternehmen vertreten.



    https://www.boerse-online.de/nachrichten/aktien/fliegt-thyss…
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    03.05.19 13:36:32
    Schön, helfen tut es aber so gut wie nichts. ;)

    Denn, diese Gesellschaften besitzen nicht mal 20 % der Wohnungen. Dazu kommt, dass die Wohnungen belegt sind, wer schmeißt die Mieter raus und wer kommt dafür rein?

    Städte haben in den 90ern, teilweise runtergewirtschaftete Wohnungen an die Gesellschaften verkauft.
    Diese Wohnungen wurden vor der Renovierung "versilbert".

    Linksgrüne Enteignungsfantasien ;), es werden danach kaum neue Wohnungen entstehen.

    Wo kommt denn die immense Nachfrage denn her? In DE gibt es eine Abwanderung und im Schnitt mit ca 1,4 Kindern einen Geburtenrückgang? ;)
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    23.04.19 18:14:51
    Welcher Staat ? Welche Beamten ? Alles Betrug.
    Ja Michel geh weiter Malochen die Einschläge rücken näher, aber bis dahin trifft es erstmal die anderen.

    Die ArbeitsSklaven sind und bleiben das Dümmste was ich jemals erlebt habe und ja mein Umfeld ist voll von diesen Honks, da geht nix mehr die merken überhaupt nix weil es diese noch nicht betrifft, aber wie gesagt die Einschläge rücken näher.
    Avatar
    21.04.19 14:37:38
    Wer hier im Ernst glaubt, dass die Stadt Berlin als neue Eigentümer die Mieten senken wird, hat übersehen, dass die Stadt dem Besitzer nach §903 des BGB entschädigen muss. Weiter ist es so, das für den Staat die Verpflichtung nach Grundgesetz Art 14 besteht, die Vermögenswerte der Bürger zu schützen. Die Berliner Behörde wäre hier also in der Vorbildfunktion. So dass die gar nicht einer Person oder Personengesellschaft die Immobilien für ein Appel und ein Ei wegschnappen können.

    Schliesslich heistt das ja auch Enteignen, und nicht Aneignen.
    Der Enteignungsprozedur von Grundstücke ist bewährt, da gibt es 1000-Facher Jurisprudenz.

    So dass die Stadt voraussichtlich wohl zum Marktpreis neuer Eigentümer wird, und die bestehende Mietverträge sind davon nicht berührt.

    Und jetzt soll mir mal einer erklären, wieso diese Beamten nach dem Eigentumsübergang, die bestehende Mietverträge abändern sollen, und die Mieten senken? Zumal die den Erwerbspreis berappen müssen, und die laufende Kosten übernehmen. Wovon, bitte, sollen diese Geschenke bezahlt werden?

    Wenn die Stadt Berlin die Grundsteuer bei sich selbst abkassiert, ist keine wirkliche Einnahmequelle zu nennen. In der Summe fehlt dieses Geld, während man es vorher gratis absahnen konnte, ohne sich an den Lasten zu beteiligen.

    Da Beamten bekannlich nicht sehr effizient wirtschaften, werden die laufende Kosten sich nach oben entwickeln, und was dann passiert weiss ich jetzt schon.
    Avatar
    16.04.19 11:29:20
    Schön in Aktienfondssparplan investieren z.B. vwL-Leistungen und schon hat man den Anfang gemacht !

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