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    Börsen-Zeitung  493  0 Kommentare Weniger Aktien im Körbchen, Kommentar zum IPO-Markt von Dietegen Müller

    Frankfurt (ots) - Es geht aufwärts mit den Kursen an den
    Aktienbörsen, seit die Konjunkturdaten aus China wieder besser
    aussehen und sich nun auch in Europa eine Stabilisierung abzeichnet.
    Der Osterhase wird dieses Jahr aber weniger neue Aktien ins Körbchen
    kaufwilliger Anleger legen.

    Damit ist nicht die Verringerung der Aktienquote nach der
    kräftigen Rally gemeint, die für manche Analysten nun angezeigt ist.
    Nein, es geht auch um die Zahl an gelisteten Aktien beziehungsweise
    Unternehmen an und für sich. Diese Zahl ist seit Jahren rückläufig.
    Da vermögen auch Milliarden-Börsengänge von Pinterest, Lyft & Co.
    nicht viel dagegen auszurichten. Seit Jahresanfang beträgt das
    Volumen neu platzierter Aktien - inklusive Bezugsrechten - aus
    anstehenden oder schon durchgeführten Emissionen bis dato 37,8 Mrd.
    Dollar weltweit. Dies liegt gut ein Drittel unter dem vergleichbaren
    Stand des Jahres 2018.

    Laut dem Datendienst Bloomberg sind derzeit immerhin
    Aktienemissionen im Volumen von 147 Mrd. Dollar angekündigt. Die
    größten Hoffnungswerte liegen im Finanzsektor (58 Mrd. Dollar
    angekündigt), bei nicht-zyklischen Verbrauchsgüter- (30 Mrd. Dollar)
    und Technologieunternehmen (knapp 12 Mrd. Dollar). So erfreulich dies
    aus Sicht der Berater und Banken ist, die Zahlen deuten darauf hin,
    dass der IPO-Jahrgang 2019 kaum das im Vorjahr erzielte Volumen von
    mehr als 200 Mrd. Dollar erreichen wird, wenn es nicht zu einer
    deutlichen Belebung in der zweiten Jahreshälfte kommt.

    Der scharfe Einbruch des IPO-Volumens in diesem Jahr liegt an
    einer Reihe von Faktoren. Zunächst wäre da die gestiegene
    Unsicherheit über die Konjunkturentwicklung, auch wegen des bisher
    ungelösten Handelskonflikts zwischen den USA und China und den
    USA und Europa. Stark dämpfend wirkt außerdem der Brexit, der den
    wichtigen europäischen IPO-Markt in London praktisch lähmt. Die
    Verzögerung des Austrittsdatums wird das Volumen weiter drücken.

    Auch die Zahl der Listings ist eingebrochen. Dies passt in einen
    Trend, der Aktieninvestoren zu denken geben muss. Die Zahl
    börsengelisteter Unternehmen in den USA und Europa nimmt fast
    kontinuierlich ab. Laut einer 2017 erstellten Studie der Großbank
    Credit Suisse ("The Incredible Shrinking Universe of Stocks") ist die
    Zahl der gelisteten US-Unternehmen von 1996 bis 2016 netto - unter
    Einbezug von Erstlistings und Delistings - von 7322 auf 3671
    Unternehmen gesunken. In den 20 Jahren davor waren noch mehr als 2500
    Firmen an die Börse gekommen - eine Hochphase für Börsengänge.

    Gemäß der World Federation of Exchanges stagnierte 2017 die Zahl
    gelisteter heimischer Unternehmen weltweit bei 44000, ein Niveau, das
    schon 2006 erreicht worden ist. Zugenommen hat die Zahl gelisteter
    Unternehmen gegen den Trend in Asien. Ein Rückgang zeigt sich aber
    nicht nur in den USA. In Europa fiel die Zahl gelisteter Unternehmen
    von knapp 9600 im Jahr 2016 auf knapp 9100. Im Jahr 2007 waren es
    noch rund 14000 gelistete Unternehmen gewesen.

    Gründe dafür liegen hauptsächlich in der Übernahme gelisteter
    Unternehmen durch andere Unternehmen. Auch regulatorische Gründe
    werden angeführt. Doch eine zunehmende Rolle spielt auch, dass
    private Finanzierungsformen in der Kapitalaufnahme eine größere
    Anziehungskraft entwickelt haben. Das CFA Institute hat in einer
    Untersuchung festgestellt, dass kleinere Unternehmen die Finanzierung
    über Private Debt vorziehen. Gerade dieses Marktsegment wächst im
    Niedrigzinsumfeld besonders stark, nicht zuletzt durch alternative
    digitale Finanzierungsmodelle wie Initial Coin Offerings (ICOs) oder
    dergleichen.

    Ein Grund für die stärkere Finanzierung über Private Debt bei
    kleinen Unternehmen liege darin, dass diese stärker auf immaterielle
    Vermögenswerte (wie Lizenzen oder Patente) in ihren Geschäftsmodellen
    setzen und Nachahmer fürchten. Damit seien aber wachstumsträchtige
    Segmente im öffentlichen Markt unterrepräsentiert, die Aktienmärkte
    könnten ihre Rolle als Benchmark für Risikoprämien verlieren, so das
    CFA Institute. Es gebe keine klare regulatorische Lösung dafür. Die
    Lockerung von Transparenzpflichten - wie es die EU für gewisse IPOs
    ermöglicht - würde nur den Anlegerschutz und die Attraktivität
    gelisteter Firmen verringern. Besser sei es, für mehr Transparenz im
    Private-Debt-Markt zu sorgen, breiteren Anlegerkreisen den Zugang zu
    ermöglichen und eine möglichen Blasenbildung im Auge zu behalten.

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