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    Anschlagsserie am Ostersonntag  646  0 Kommentare Mehr als 200 Tote in Sri Lanka

    COLOMBO (dpa-AFX) - Bei einer verheerenden Anschlagsserie auf christliche Kirchen und Hotels sind am Ostersonntag in Sri Lanka nach Polizeiangaben mindestens 207 Menschen getötet worden. Bei den koordinierten Explosionen wurden außerdem mehr als 500 Menschen verletzt, wie Sprecher von sieben örtlichen Krankenhäusern der Deutschen Presse-Agentur sagten. Der Minister für Wirtschaftsreformen, Harsha de Silva, berichtete unter Berufung auf das Verteidigungsministerium, unter den Toten seien auch rund 30 Ausländer. Mehrere Verdächtige wurden festgenommen.

    Die Polizei sprach von mindestens drei Festnahmen, Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene von sieben. Er machte Extremisten für die "terroristische Attacke" verantwortlich.

    Der Minister verhängte eine landesweite Ausgangssperre, die bis zum frühen Montagmorgen gelten sollte. Zudem sperrte die Regierung nach seinen Angaben vorübergehend den Zugang zu sozialen Medien. Die Schulen sollten die kommenden zwei Tage geschlossen bleiben, die Universitäten unbefristet.

    Die Herkunft der getöteten Ausländer war zunächst nicht vollständig klar. Einer sei ein Niederländer, teilte Außenminister Stef Blok in Den Haag mit. Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolou sollen auch zwei Türken getötet worden sein.

    Der südasiatische Inselstaat mit seinen tropischen Stränden ist ein beliebtes Touristenziel, auch für Deutsche und andere Europäer. Dort hat es seit Jahren keinen größeren Anschlag gegeben. 2009 war dort ein 26 Jahre dauernder Bürgerkrieg zu Ende gegangen. Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Christen. Die Mehrheit sind Buddhisten.

    Insgesamt gab es am Sonntag mindestens acht Detonationen, darunter drei in Kirchen und drei weitere in Luxushotels.

    Bei den Kirchen handelte es sich um die St.-Antonius-Kirche in der Hauptstadt Colombo, die St.-Sebastians-Kirche im rund 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Negombo sowie die Zionskirche in Batticaloa, rund 250 Kilometer östlich von Colombo. In den Kirchen fanden gerade Ostergottesdienste statt. Dort gab es die meisten Opfer. Nach Polizeiangaben wurde die Attacke auf die Kirche in Negombo vermutlich von einem Selbstmordattentäter ausgeführt.

    Außerdem gab es Explosionen in den Fünf-Sterne-Hotels Shangri-La, Cinnamon Grand und Kingsbury in Colombio. Dort sollen auch Ausländer verletzt worden sein. Später wurde eine siebte Explosion in einem kleinen Hotel in einem Vorort der Hauptstadt Colombo mit zwei Toten gemeldet. Eine achte Explosion ereignete sich am Nachmittag in einer Wohngegend in Dematagoda, einem anderen Vorort Colombos. Dort wurden drei Polizisten von einer einstürzenden Wand erschlagen.

    Die Explosionen in den Kirchen und Luxushotels fanden fast zeitgleich statt. Die erste wurde aus der Kirche in Colombo gemeldet, die übrigen fünf alle innerhalb von nur 30 Minuten.

    Zunächst bekannte sich niemand zu den Angriffen. Staatspräsident Maithripala Sirisena, der auch Verteidigungsminister ist, sagte, die Streitkräfte und die Polizei gingen der "Verschwörung" auf den Grund. Die Oberbefehlshaber der Streitkräfte trafen mehrere Minister zu einer Krisensitzung. Premierminister Ranil Wickremesinghe sagte, die Anschläge "zielten klar darauf ab, das Land zu destabilisieren".

    Minister Harsha de Silva schrieb auf Twitter, in einer Kirche in Colombo habe es "schreckliche Szenen" gegeben. Diese sei mit Körperteilen übersät gewesen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Retter Verletzte aus einer verwüsteten Kirche trugen.

    Jedes Jahr reisen Zehntausende Deutsche in das frühere Ceylon. Der Inselstaat von der Größe Bayerns hat gut 20 Millionen Einwohner. Er bietet neben tropischen Stränden unter anderem mehrere UNESCO-Welterbestätten, sechs Kultur- und zwei Naturdenkmäler.

    Die Angriffsserie stieß weltweit auf Entsetzen. Papst Franziskus gedachte vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom der Opfer. "Ich möchte der christlichen Gemeinschaft, die getroffen wurde, als sie im Gebet versammelt war, und allen Opfern so grausamer Gewalt meine innige Nähe ausdrücken", sagte Franziskus.

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte dem Präsidenten Sri Lankas und schrieb: "Fassungslos und voller Entsetzen verfolge ich die schrecklichen Nachrichten über die feigen Terroranschläge in Sri Lanka, bei denen so viele unschuldige Menschen den Tod fanden und viele mehr verletzt wurden." Kanzlerin Angela Merkel schrieb in einem Kondolenztelegramm: "Es ist schockierend, dass Menschen, die sich versammelt hatten, um gemeinsam das Osterfest zu begehen, ein bewusstes Ziel dieser hinterhältigen Angriffe waren." Sie fügte hinzu: "Religiöser Hass und Intoleranz, die sich heute auf so schreckliche Weise manifestiert haben, dürfen nicht siegen."

    Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini betonte: "Solche Gewaltakte an diesem heiligen Tag sind Gewaltakte gegen jeden Glauben und jede Konfession." US-Präsident Donald Trump schrieb: "Wir stehen bereit, um zu helfen." Russlands Wladimir Putin nannte die Bluttaten "grausam und zynisch". Indiens Premier Narendra Modi schrieb: "In unserer Region gibt es keinen Platz für solche Barbarei." Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte: "Das ist ein Angriff auf die gesamte Menschheit."

    Das Auswärtige Amt aktualisierte kurz nach den Attacken seine Reisehinweise. "Reisende werden gebeten, die Anschlagsorte weiträumig zu meiden, die lokalen Medien zu verfolgen, engen Kontakt zu Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften zu halten und Anweisungen von Sicherheitskräften Folge zu leisten", schrieb das Ministerium.

    "Sollten Sie auf der Insel im Osterurlaub sein, melden Sie sich bitte bei Ihren Verwandten und Freunden", schrieb das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes auf Twitter. Die Telefon- und Internetverbindungen im Land seien überlastet. "Wenn Sie Ihre Angehörigen vor Ort erreichen wollen, versuchen Sie es mit einer SMS."

    Die deutsche Botschaft in Sri Lanka steht nach Angaben von Bundesaußenminister Heiko Maas mit den lokalen Behörden in Kontakt und bemühe sich mit Hochdruck um Aufklärung, ob auch Deutsche betroffen sind. Das Auswärtige Amt richtete einen Krisenstab ein. Besorgte Angehörige können sich unter 030-50000 melden./ad/DP/he





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