Sustainable Finance Erobert Nachhaltigkeit die Finanzpolitik?
Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft ist zunehmend Gegenstand aktueller politischer Diskurse. Zu dieser Entwicklung haben internationale Gremien genauso beigetragen wie bestimmte Länder – und zuletzt sehr prominent die Europäische Union mit einem im März 2018 veröffentlichten umfassenden Maßnahmenprogramm. Dieses ist jedoch kein Selbstläufer.
Was lange Zeit kaum denkbar schien, hat sich in den letzten Jahren in einem schier rasanten Tempo vollzogen: Der Aufstieg nachhaltiger Geldanlagen und – breiter gefasst – einem nachhaltigen Finanzwesen zu einem wichtigen Thema politischen Diskurses. Ein bisheriger Höhepunkt dieses Prozesses ist der Aktionsplan Finanzierung nachhaltigen Wachstums der EU-Kommission, der im März 2018 veröffentlicht worden ist und aktuell umgesetzt wird. Dabei sind wichtige Impulse auf dem Weg dorthin auch von internationalen Organisationen und Ländern außerhalb Europas ausgegangen.
Als ein Meilenstein ist die Einrichtung der UNEP-Initiative Inquiry into the Design of a Sustainable Financial System zu nennen, die 2015 den viel beachteten Bericht The Financial System We Need Aligning the Financial System with Sustainable Development veröffentlichte. Eine der zentralen Erkenntnisse: Gerade Entwicklungs- und Schwellenländer erweisen sich bezüglich regulatorischer Maßnahmen für ein nachhaltiges Finanzwesen als besonders innovativ.
Eine weitere Wegmarke war die chinesische G20-Ratspräsidenschaft von 2016. Auf Initiative des Reichs der Mitte ist damals eine Green Finance Study Group (später dann umbenannt in Sustainable Finance Study Group) eingesetzt worden, die im gleichen Jahr und dann 2017 und 2018 jeweils Empfehlungen in Form von Berichten veröffentlichte. Informierten Kreisen zufolge soll diese Arbeitsgruppe jedoch auf Drängen einzelner Mitgliedstaaten derzeit pausieren.
Aber auch in Europa gab und gibt es Vorreiter. So hat Großbritannien 2013 während seiner (damals noch) G8-Präsidentschaft eine „Social Impact Investment Taskforce“ initiiert, die heute als Global Steering Group for Impact Investment (GSG) aktiv ist und aus deren deutschem Ableger die kürzlich gegründete Bundesinitiative Impact Investing (BII) hervorgegangen ist.
Innerhalb von Europa gilt aber insbesondere Frankreich als führend. Zu nennen ist hier vor allem das 2015 dort verabschiedete „Gesetz für Energiewende und grünes Wachstum“, das institutionelle Investoren im Artikel 173 dazu verpflichtet, zu ihren Nachhaltigkeits- und Klimastrategien zu berichten. Es gilt als wegweisend und war auch ein Referenzpunkt für den EU-Aktionsplan.