ROUNDUP/DGB-Chef
Gleiche Lebensbedingungen in Ost und West sind überfällig
LEIPZIG (dpa-AFX) - Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Reiner Hoffmann, hat zur Schaffung gleicher Lebensverhältnisse in Ost und West aufgerufen. Bis heute sei das Politik und Unternehmen nicht gelungen - und es sei überfällig, sagte Hoffmann am Mittwoch bei der zentralen DGB-Kundgebung zum 1. Mai in Leipzig. Der Gewerkschaftschef forderte zudem einen Zukunftspakt für Ostdeutschland, der mehr öffentliche Investitionen ermöglichen soll.
Es dürfe nicht sein, dass im Osten längere Arbeitszeiten gelten als im Westen Deutschlands. "Der Kampf um die 35-Stunden-Woche muss auch hier im Osten gewonnen werden", sagte Hoffmann auf dem Leipziger Markt. Dort hatten sich nach dpa-Schätzung rund 1500 Menschen versammelt. Die bis 2024 geplante Angleichung der Rente in Ost und West komme zu spät. "Das geht auch schneller. Das muss man politisch nur wollen", sagte der DGB-Chef.
Den Gewerkschaften sei es immerhin gelungen, in den Betrieben, die Tariflöhne zahlten, die Lohnlücke zwischen Ost und West nahezu zu schließen. Allerdings sei es auch "bittere Realität" im Osten, dass nur 44 Prozent der Beschäftigten Tariflöhne erhielten. In Westdeutschland seien es 57 Prozent.
Hoffmann forderte zudem, dass Kommunen, Länder und der Bund Aufträge nur noch an Unternehmen vergeben dürfen, die Tariflöhne zahlen. Es sei ein Unding, dass mit öffentlicher Förderung Lohndumping unterstützt werde. "Damit muss Schluss sein." Die öffentliche Hand vergibt laut DGB jährlich Aufträge im Wert von 500 Milliarden Euro.
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Öffentliche Aufträge nur für Unternehmen, die an einen Tarifvertrag gebunden seien - das sei auch auf europäischer Ebene Ziel der Gewerkschaften. Zudem müsse ein Rahmen für einen europäischen Mindestlohn überall in der EU her, forderte Hoffmann. Der DGB hatte den 1. Mai in diesem Jahr unter das Motto "Europa. Jetzt aber richtig!" gestellt./bz/DP/jha