"Alarmglocken klingeln"
Commerzbank-Analyst: "Deutsche Industrie in ausgeprägter Rezession"
Nach zwei deutlichen Rückgängen in Folge schaffte die deutsche Industrie ein mageres Auftragsplus. Ökonomen schätzen die Lage sehr pessimistisch ein.
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe stiegen im März gegenüber dem Februar um 0,6 Prozent an, teilte das Bundeswirtschaftsministerium auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes mit. Wirtschaftsexperten hatten laut "Reuters" eine fast dreimal höhere Zunahme der Auftragseingänge erwartet.
Das leichte Plus an Aufträgen geht laut dem Ministerium "nicht zuletzt auf Großaufträge zurück". "Insgesamt spricht die Auftragslage im Verarbeitenden Gewerbe dafür, dass die Industriekonjunktur in den kommenden Monaten gedämpft bleibt", heißt es in der Meldung des Bundeswirtschaftsministeriums.
Am Ende des ersten Quartals steht ein Orderminus für das Verarbeitende Gewerbe von insgesamt 4,1 Prozent. Die Kfz-Industrie musste dabei einen Rückgang von 5,3 Prozent hinnehmen, der Maschinenbau ein Minus von 7,3 Prozent.
Ökonomen zeichnen ein düsteres Bild der aktuellen Industrie-Konjunktur: "Die heutigen Zahlen unterstreichen noch einmal, dass sich die deutsche Industrie in einer ausgeprägten Rezession befindet", meinte Commerzbank-Analyst Ralph Solveen.
Anders als die Dienstleister, die noch von der Kauflaune der Konsumenten profitieren, leidet die Industrie unter der Abschwächung der globalen Konjunktur. "Je länger allerdings das schlechte außenwirtschaftliche Umfeld die Industrie nach unten drückt, desto größer ist die Gefahr, dass hiervon auch die Inlandsnachfrage und damit der Dienstleistungssektor in Mitleidenschaft gezogen werden", so Solveen.
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Von Alarmsignalen spricht Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank: "In Anbetracht eines Auftragsschwunds in den deutschen Schlüsselindustrien klingeln die Alarmglocken. Noch ist es nicht so weit, aber die Unternehmen werden ihre Personalplanungen vermutlich mit Samthandschuhen anfassen", erklärte Gitzel.
Unterdessen forderte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ein Gegenlenken der GroKo: "Unsere Unternehmen warten ungeduldig auf die dringend notwendige Modernisierung des Unternehmensteuerrechts", so BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang.
Quelle:
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie