checkAd

    Börsen-Zeitung  1031  0 Kommentare Bitcoin-Geblubber / Kommentar zur Rolle der Kyptowährungen von Dietegen Müller

    Frankfurt (ots) - Verdoppelung seit Ende März, dann in der Nacht
    auf Freitag ein Einbruch um über 20% und daraufhin eine Erholung -
    die sogenannte Kryptowährung Bitcoin wird kaum als "safe asset"
    durchgehen. Weder für die rasante Aufwertung noch für den Flash Crash
    finden sich triftige Gründe, auch wenn eine Reihe möglicher Ursachen
    in der Kryptoszene diskutiert wird. Dabei ist Bitcoin verglichen mit
    anderen sogenannten Kryptowährungen weniger volatil, schreibt die
    interne Kryptoasset-Arbeitsgruppe der Europäischen Zentralbank in
    einer aktuellen Studie. Die Volatilität von Bitcoin sei aber höher
    als die traditioneller Assetklassen wie Aktien Anleihenn und Bonds,
    und die Bitcoin-Blase 2017/18 war viel größer als historische Blasen
    wie die Südsee- oder die Tulpenmanie.

    Laut Ryan Rabaglia, Leiter Handel beim Hongkonger Broker OSL, ist
    der abrupte Einbruch am Freitag wohl nicht mit einer Nachricht
    verbunden gewesen, sondern eher mit einer großen Verkaufsorder einer
    Einzelperson oder einiger weniger Anleger. Außer mangelnder
    Liquidität ist auch die Marktintegrität ein Thema. Die
    Blockchain-Rechtsexpertin Nina Siedler, die im Board des neu
    gegründeten internationalen Verbands für vertrauenswürdige
    Blockchain-Lösungen (Inatba) sitzt, sieht diese derzeit nicht
    gegeben. "Selbst die Kryptobörsen betreiben munter Insiderhandel",
    sagt sie im Gespräch. Auch die US-Wertpapieraufsicht SEC hat
    wiederholt Bedenken hinsichtlich der Integrität der Kursbildung auf
    Bitcoin-Börsen geäußert. Dies war bisher auch der Grund, warum die
    SEC noch kein börsengehandeltes Bitcoin-Produkt zugelassen hat.

    Der weit überwiegende Teil von Bitcoin-Transaktionen wird heute
    gegen den Dollar abgewickelt, gefolgt von Yen und Euro. Die
    chinesische Währung - einst die wichtigste - spielt seit dem dortigen
    Verbot von Bitcoin-Börsen von 2017 keine Rolle mehr. Trotzdem gibt es
    Marktteilnehmer, die den Anteil Chinas am Bitcoin-Markt auf 20%
    schätzen. Die Transaktionen dürften über Chats abgewickelt werden,
    heißt es. Auch Meet-ups, also Treffen von Bitcoin-Interessierten,
    können dem Transfer von Vermögenswerten dienen. Gerade erst fand in
    New York die Kryptowährungskonferenz Consensus statt, was da und
    dort als Grund für die Rally angeführt wird.

    Über anekdotische Korrelationen hinaus lassen sich aber in diesem
    intransparenten Markt kaum Fakten erhärten. Fundamentale Faktoren
    einer zugehörigen Volkswirtschaft oder die veränderte geldpolitische
    Stoßrichtung einer einzelnen Zentralbank existieren bei
    Kryptowährungen per Definition nicht, schreibt Sören Hettler von der
    DZ Bank in einer Einschätzung: "Vielmehr dürfte eine ganze Reihe von
    Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit die Attraktivität des
    Segments wiederbelebt haben." Hierzu zählt Hettler politische
    Entwicklungen. So verzeichnete Bitcoin einen Kurssprung, nachdem
    US-Präsident Trump für die meisten Beobachter unerwartet die Anhebung
    der Zölle auf Importe aus China verkündet und damit Hoffnungen auf
    eine baldige Einigung im Handelsstreit zunichtegemacht habe. Auch die
    zunehmenden Spannungen zwischen den USA und Iran oder USA und
    Venezuela werden im Markt als mögliche Ursachen ins Feld geführt. In
    China wie auch Iran und Venezuela dürfte es sich um Kapitalflucht
    handeln, die das Ziel hat, an etablierte Hartwährungen zu gelangen.

    Es gibt aber auch Gründe, die auf einer legalen Verwendung von
    Bitcoin fußen. Immerhin gibt es die in einem
    Selbstregistrierungsprozess aufgelegten Bitcoin-Futures bei den
    US-Terminbörsen CME und CBOE, die auch Leerverkäufe ermöglichen. So
    wird gemunkelt, eine Eindeckungswelle von Shortsellern habe die Rally
    angefacht.

    Durch den Einstieg etablierter Finanzadressen wie Fidelity in den
    Bitcoin-Markt könnte die limitierte Menge an Bitcoin zudem künftig
    stärker nachgefragt werden. Die Kryptobörse Gemini, die den
    Basisindex für den CBOE-Bitcoin-Future liefert, hat eine Kooperation
    mit Flexa bekannt gegeben. Über deren Spedn-App - zunächst nur in der
    iOS-Umgebung - soll sich in den USA bei der Kaffeehauskette
    Starbucks, bei der Bio-Supermarktkette Wholefoods und der
    Videospielplattform Gamestop mit Bitcoin bezahlen lassen. Auch der
    Smartphone-Hersteller Samsung soll ein Krypto-Wallet anbieten wollen,
    über das mit Bitcoin bezahlt werden könnte. Auch wenn Bitcoin keinen
    inneren Wert hat, reicht bereits die Vorstellung, als Mittel für
    Tausch oder Kapitalflucht mehr Verwendung finden zu können, um einen
    Nachfrageschub nach dem digitalen Asset und damit eine Rally zu
    provozieren.

    (Börsen-Zeitung, 18.05.2019)

    OTS: Börsen-Zeitung
    newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377
    newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

    Pressekontakt:
    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de


    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    news aktuell
    0 Follower
    Autor folgen

    Verfasst von news aktuell
    1 im Artikel enthaltener WertIm Artikel enthaltene Werte
    Börsen-Zeitung Bitcoin-Geblubber / Kommentar zur Rolle der Kyptowährungen von Dietegen Müller Verdoppelung seit Ende März, dann in der Nacht auf Freitag ein Einbruch um über 20% und daraufhin eine Erholung - die sogenannte Kryptowährung Bitcoin wird kaum als "safe asset" durchgehen. Weder für die rasante Aufwertung noch für den Flash …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer