Bloss keine technischen Betriebsunfälle!

Mein nicht ganz ernst gemeinter Aufruf vom Vortag, Bonds zu kaufen, zeigte erste Wirkung. Die Rendite fiel leicht zurück. Weiter so!

Der gestrige Handel verlief im Sinne der Bullen. Der DAX ist zwar noch nicht ganz aus der Gefahrenzone, aber die Chancen auf eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung sind nach dem Reversal an der 200-Tage-Linie nun recht gut. Der Dow hat seine innere Trendlinie aus Ende November 2002 knapp zurückerobert, die nach den Irritationen in Zusammenhang mit dem Bond-Crash aus Juni 2003 und seinen Nachwirkungen umspielt und schließlich am 23. November 2002 nach oben durchstoßen wurde. Sie ist von immenser Bedeutung und findet sich in vergleichbarer Form in allen wichtigen Indices wider. Sie war am Vortag leicht unterschritten worden, jetzt muss es zügig weitergehen, um sichere Distanz zu schaffen.

Der NDX sieht wieder positiver aus nach dem gestrigen Anstieg und Ausbruch aus bullischem Keil. Er steht jetzt an der Aufwärtstrendlinie aus März 2003. Der SOX sieht ebenfalls weiterhin konstruktiv im Sinne der Bullen aus. Auch der BTK hat an seiner 200-Tage-Linie sauber gedreht. Der HSX hat immerhin guten Willen gewiesen und unterhalb seines entsprechenden Auffangnetzes gedreht, aber die Veranstaltung reißt nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Hier lauert Ungemach. Auch der Transportindex hat seine 200-Tage-Linie zurückgeholt.

Der VIX bewegt sich wieder unterhalb der abwärts gerichteten Eingrenzungslinie, die mit Ausnahme der Panik nach den Terroranschlägen in Spanien seit dem 11. März 2003 relevant ist. Allerdings steht er noch etwas oberhalb der kritischen Marke von 18. Der TRIN bewegte sich den gesamten Handel über auf leicht bärischem Terrain, tendierte aber zum Handelsschluss nahe der neutralen Zone zwischen 0,9 und 1,0. Vom Trend her steht die Ampel auf grün.

Alles in allem also keine schlechten Vorgaben für die nächsten Tage. Natürlich muss man kleine Korrekturen einplanen. Der hierfür zur Verfügung stehende Spielraum ist aber nicht sehr üppig, so dass sich die Marktteilnehmer keine größeren technischen Betriebsunfälle leisten können.

Trotzdem sollte man sich schon einmal vorsorglich auf eine neue Zeitrechnung einstellen. Dies wird am S&P 500 besonders deutlich. Der viel beachtete Benchmark-Index hat zwar zuletzt klar oberhalb seiner 200-Tage-Linie gedreht und ordentliche Distanz hierzu aufgebaut. Mit einigem guten Willen ist auch ein stark fallender Bull-Keil erkennbar, der heute ziemlich genau bei 1100 nach oben aufgelöst, bzw. bestätigt würde. Aber alle bullischen Trendlinien aus der Zeit seit Spätjahr 2002 und insbesondere seit März 2003 sind erst einmal außer Reichweite. Die beim Dow erörterte wichtige innere Trendlinie liegt gegenwärtig bei etwas oberhalb von 1130. Der Abstand der jeweiligen Reaktionstiefs hierzu hatte sich in der gesamten zurückliegenden Rallye stets verkleinert, bis es gelang, die Linie im Dezember 2003 zu überwinden. Der Abstand des Märztiefs zu dieser Linie war noch „handhabbar“ und daher wurde sie schnell zurückerobert. Fraglich, ob das dem Index angesichts der bereits erzielten Performance und des fundamental eingetrübten Umfeldes jetzt noch einmal gelingt. Zudem laufen einige, darunter auch sehr langfristige Trendlinien im Zeitbereich Ende Mai/Anfang Juni bei 1140 fächerförmig zusammen.