Börsen-Zeitung
Krieg und Klima / Kommentar zur Hauptversammlung der Commerzbank von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots) - Schuld ist immer die Presse. Wer es noch nicht
wusste, erfuhr es am Mittwoch auf der Hauptversammlung der
Commerzbank. Da geriet Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann
als Mitglied des Aufsichtsrats von Aktionärsseite unter Beschuss,
weil er - so Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz - öffentlich über "toxische Risiken" der Gelben als
Übernahmehindernis "schwadroniert" habe. Es kam, was kommen musste:
Dieses und andere Zitate seien unzutreffend, ließ Wittmann seinen
Aufsichtsratsvorsitzenden Stefan Schmittmann ausrichten. Also wieder
mal, auf Neudeutsch, Fake News.
Sich der Medien als Prügelknaben zu bedienen, ist ausgesprochen
feige. Doch ein wenig Verständnis muss man für Betriebsräte und
Gewerkschafter im Aufsichtsrat grundsätzlich schon haben. Als
Vertreter der Interessen sowohl der Arbeitnehmer als auch der
Gesellschaft wandern sie auf einem schmalen und konfliktträchtigen
Grat. Etwas mehr öffentliche Zurückhaltung und vor allem Vorsicht bei
potenziell geschäftsschädigenden Äußerungen täten aber sicher gut.
wusste, erfuhr es am Mittwoch auf der Hauptversammlung der
Commerzbank. Da geriet Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann
als Mitglied des Aufsichtsrats von Aktionärsseite unter Beschuss,
weil er - so Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz - öffentlich über "toxische Risiken" der Gelben als
Übernahmehindernis "schwadroniert" habe. Es kam, was kommen musste:
Dieses und andere Zitate seien unzutreffend, ließ Wittmann seinen
Aufsichtsratsvorsitzenden Stefan Schmittmann ausrichten. Also wieder
mal, auf Neudeutsch, Fake News.
Sich der Medien als Prügelknaben zu bedienen, ist ausgesprochen
feige. Doch ein wenig Verständnis muss man für Betriebsräte und
Gewerkschafter im Aufsichtsrat grundsätzlich schon haben. Als
Vertreter der Interessen sowohl der Arbeitnehmer als auch der
Gesellschaft wandern sie auf einem schmalen und konfliktträchtigen
Grat. Etwas mehr öffentliche Zurückhaltung und vor allem Vorsicht bei
potenziell geschäftsschädigenden Äußerungen täten aber sicher gut.
Das war dann auch fast schon der spannendste Diskussionspunkt in
einem Aktionärstreffen, das streckenweise die Brisanz eines
Kaffeekränzchens hatte und als vorgezogenes Kontrastprogramm zur
heutigen Hauptversammlung der Deutschen Bank gelten darf. Gewiss sind
der Krieg im Jemen und der Klimaschutz, die Finanzierung von
Rüstungs- oder Kohleprojekten schwerwiegende Themen. Sie dominierten
in der Aussprache klar im Vergleich etwa zum - so ein Aktionär -
"unterirdisch tiefen Aktienkurs" der Bank oder - ein anderer
Miteigentümer - den "übertriebenen Staatseingriffen in das Geschäft
der Banken". Es war ein bisschen wie in Hauptversammlungen der
neunziger Jahre, nur ging es damals um die Atomkraft. Heute sind es
Kohlegewinnung und -verstromung.
Doch weder der Commerzbank als Institution noch den Mitgliedern
des von Martin Zielke geführten Vorstands noch Schmittmann, der seine
erste Hauptversammlung als Vorsitzender überhaupt souverän leitete,
in personae kann man Problembewusstsein absprechen. Das Haus verfügt,
zum Teil seit vielen Jahren, über ein ausgefeiltes Regelwerk zum
Umgang mit Umwelt- und Sozialrisiken. Und wer die Verantwortlichen
kennt, weiß, dass deren Betroffenheit in Sachen Krieg und Klima nicht
gespielt ist. Es gibt auch keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass die
Bank ihre Geschäftspraxis weiterhin dem jeweiligen Stand der
gesellschaftlichen und politischen Diskussion anpassen wird.
(Börsen-Zeitung, 23.05.2019)
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
einem Aktionärstreffen, das streckenweise die Brisanz eines
Kaffeekränzchens hatte und als vorgezogenes Kontrastprogramm zur
heutigen Hauptversammlung der Deutschen Bank gelten darf. Gewiss sind
der Krieg im Jemen und der Klimaschutz, die Finanzierung von
Rüstungs- oder Kohleprojekten schwerwiegende Themen. Sie dominierten
in der Aussprache klar im Vergleich etwa zum - so ein Aktionär -
"unterirdisch tiefen Aktienkurs" der Bank oder - ein anderer
Miteigentümer - den "übertriebenen Staatseingriffen in das Geschäft
der Banken". Es war ein bisschen wie in Hauptversammlungen der
neunziger Jahre, nur ging es damals um die Atomkraft. Heute sind es
Kohlegewinnung und -verstromung.
Doch weder der Commerzbank als Institution noch den Mitgliedern
des von Martin Zielke geführten Vorstands noch Schmittmann, der seine
erste Hauptversammlung als Vorsitzender überhaupt souverän leitete,
in personae kann man Problembewusstsein absprechen. Das Haus verfügt,
zum Teil seit vielen Jahren, über ein ausgefeiltes Regelwerk zum
Umgang mit Umwelt- und Sozialrisiken. Und wer die Verantwortlichen
kennt, weiß, dass deren Betroffenheit in Sachen Krieg und Klima nicht
gespielt ist. Es gibt auch keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass die
Bank ihre Geschäftspraxis weiterhin dem jeweiligen Stand der
gesellschaftlichen und politischen Diskussion anpassen wird.
(Börsen-Zeitung, 23.05.2019)
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