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    Börsen-Zeitung  321  0 Kommentare Krieg und Klima / Kommentar zur Hauptversammlung der Commerzbank von Bernd Wittkowski

    Frankfurt (ots) - Schuld ist immer die Presse. Wer es noch nicht
    wusste, erfuhr es am Mittwoch auf der Hauptversammlung der
    Commerzbank. Da geriet Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann
    als Mitglied des Aufsichtsrats von Aktionärsseite unter Beschuss,
    weil er - so Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für
    Wertpapierbesitz - öffentlich über "toxische Risiken" der Gelben als
    Übernahmehindernis "schwadroniert" habe. Es kam, was kommen musste:
    Dieses und andere Zitate seien unzutreffend, ließ Wittmann seinen
    Aufsichtsratsvorsitzenden Stefan Schmittmann ausrichten. Also wieder
    mal, auf Neudeutsch, Fake News.

    Sich der Medien als Prügelknaben zu bedienen, ist ausgesprochen
    feige. Doch ein wenig Verständnis muss man für Betriebsräte und
    Gewerkschafter im Aufsichtsrat grundsätzlich schon haben. Als
    Vertreter der Interessen sowohl der Arbeitnehmer als auch der
    Gesellschaft wandern sie auf einem schmalen und konfliktträchtigen
    Grat. Etwas mehr öffentliche Zurückhaltung und vor allem Vorsicht bei
    potenziell geschäftsschädigenden Äußerungen täten aber sicher gut.

    Das war dann auch fast schon der spannendste Diskussionspunkt in
    einem Aktionärstreffen, das streckenweise die Brisanz eines
    Kaffeekränzchens hatte und als vorgezogenes Kontrastprogramm zur
    heutigen Hauptversammlung der Deutschen Bank gelten darf. Gewiss sind
    der Krieg im Jemen und der Klimaschutz, die Finanzierung von
    Rüstungs- oder Kohleprojekten schwerwiegende Themen. Sie dominierten
    in der Aussprache klar im Vergleich etwa zum - so ein Aktionär -
    "unterirdisch tiefen Aktienkurs" der Bank oder - ein anderer
    Miteigentümer - den "übertriebenen Staatseingriffen in das Geschäft
    der Banken". Es war ein bisschen wie in Hauptversammlungen der
    neunziger Jahre, nur ging es damals um die Atomkraft. Heute sind es
    Kohlegewinnung und -verstromung.

    Doch weder der Commerzbank als Institution noch den Mitgliedern
    des von Martin Zielke geführten Vorstands noch Schmittmann, der seine
    erste Hauptversammlung als Vorsitzender überhaupt souverän leitete,
    in personae kann man Problembewusstsein absprechen. Das Haus verfügt,
    zum Teil seit vielen Jahren, über ein ausgefeiltes Regelwerk zum
    Umgang mit Umwelt- und Sozialrisiken. Und wer die Verantwortlichen
    kennt, weiß, dass deren Betroffenheit in Sachen Krieg und Klima nicht
    gespielt ist. Es gibt auch keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass die
    Bank ihre Geschäftspraxis weiterhin dem jeweiligen Stand der
    gesellschaftlichen und politischen Diskussion anpassen wird.

    (Börsen-Zeitung, 23.05.2019)

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