checkAd

    Börsen-Zeitung  257  0 Kommentare Zwei Welten / Kommentar zur Hauptversammlung der Deutschen Bank von Bernd Wittkowski

    Frankfurt (ots) - Als Besucher der Hauptversammlung der Deutschen
    Bank wähnt man sich über weite Strecken im falschen Film. Da wird
    eine formidable Erfolgsgeschichte erzählt: alle Finanzziele für 2018
    erreicht, die Skeptiker mit konsequenten Kostensenkungen überrascht
    und die eigene Vorgabe für den Verwaltungsaufwand sogar unterboten,
    mit der harten Kernkapitalquote in der Spitzengruppe der Branche, die
    Bilanz von so guter Qualität wie selten zuvor, die Rechtsrisiken
    erheblich reduziert. Dies ist die Geschichte von einer Bank, wie sie
    in der Welt des Paul Achleitner und des Christian Sewing existiert.

    Aus Sicht von Aktionären spielt dieser Film - Andreas Thomae von
    Deka Investment sprach von einem "Horrorfilm mit Überlänge" -
    freilich in einer anderen Galaxie. Von ihrem Stern aus betrachtet,
    sieht die Welt weitaus trister aus. Erkennbar zum Beispiel am
    Aktienkurs, der just am Tag der Hauptversammlung zwischenzeitlich auf
    ein Rekordtief von 6,35 Euro purzelte, womit ein
    Deutsche-Bank-Aktionär, der schon vor zwölf Jahren dabei war,
    gemessen am damaligen Höchststand um 93% enteignet worden ist -
    entschädigungslos, sieht man von Würstchen und Kartoffelsalat ab,
    die in der Frankfurter Festhalle gereicht wurden. Dafür braucht es
    noch nicht einmal Artikel 14 des gestern 70 Jahre alt gewordenen
    Grundgesetzes.

    Der Aufsichtsratsvorsitzende, der sich erstmals öffentlich zu
    Fehlern bekannte - was ihm sichtlich schwerfiel - und der
    Vorstandschef sind sich des Widerspruchs zwischen diesen
    grundverschiedenen Welten bewusst. Beide wiesen in ihren Reden darauf
    hin, konnten oder wollten ihn aber nicht auflösen. Weiß "der Markt",
    der angeblich immer Recht hat, oder ahnt er zumindest etwas, was dem
    breiten Publikum bislang verborgen bleibt und wovon die Spitze der
    Bank selbst nichts wissen will? Kommt womöglich noch ein großes
    juristisches Thema auf das Haus und seine Stakeholder zu?

    Von Aktionärsseite gab es schon eher Erklärungen für die nicht
    kompatiblen zwei Welten der Bank: Dass diese sich "den Luxus einer
    Investmentbank in der heutigen breiten Aufstellung" nicht länger
    leisten könne, so Alexandra Annecke von Union Investment. Oder die
    vielfach kritisierten Milliardenboni für eine bei allen
    unbestreitbaren Fortschritten - zumal gemessen an den eigenen
    Ansprüchen - unterm Strich doch recht erbärmliche Leistung.
    Achleitner und Sewing, von den Aktionären mit bescheidenen
    Ergebnissen entlastet, sollten solche hilfreichen Hinweise als klaren
    und ultimativen Auftrag verstehen.

    (Börsen-Zeitung, 24.05.2019)

    OTS: Börsen-Zeitung
    newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377
    newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

    Pressekontakt:
    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de


    news aktuell
    0 Follower
    Autor folgen
    Verfasst von news aktuell
    Börsen-Zeitung Zwei Welten / Kommentar zur Hauptversammlung der Deutschen Bank von Bernd Wittkowski Als Besucher der Hauptversammlung der Deutschen Bank wähnt man sich über weite Strecken im falschen Film. Da wird eine formidable Erfolgsgeschichte erzählt: alle Finanzziele für 2018 erreicht, die Skeptiker mit konsequenten Kostensenkungen …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer