Erdogan glaubt nicht an US-Sanktionen wegen Raketenabwehr S-400
ISTANBUL (dpa-AFX) - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan glaubt nicht, dass die USA wegen des Ankaufs des russischen Raketenabwehrsystems S-400 wirklich Sanktionen gegen sein Land verhängen werden. Bei einem Treffen mit internationalen Journalisten sagte Erdogan am Donnerstag in Istanbul: "Ich glaube ganz und gar nicht daran, dass es solche Sanktionen geben wird."
Beim G-20-Gipfel in Japan Ende des Monats werde er US-Präsident Donald Trump fragen: "Finden Sie so eine Sanktion gegen die Türkei passend? Ich bin sicher Herr Trump wird Nein sagen." Freunde und strategische Partner müssten das "untereinander hinbekommen". Er habe mit Trump ein gutes Verhältnis, sagte Erdogan. Wann immer es Gesprächsbedarf gebe, sei schnell "Telefondiplomatie" organisiert. Er warnte aber auch, dass die Türkei Gegensanktionen verhängen werde, sollte es zu US-Strafmaßnahmen kommen.
Das Thema S-400 ist der derzeit größte Streitpunkt im an Kontroversen nicht armen Verhältnis zwischen den beiden Nato-Partnern. Die US-Regierung ist strikt gegen den Kauf, weil sie befürchtet, dass Russland über die Raketenabwehr an Daten über die Fähigkeiten der neuen F-35-Tarnkappenflugzeuge gelangen könnte. Die Türkei ist Partner beim Bau der F-35 und soll außerdem selber 100 Jets bekommen. Die USA drohen der Türkei unter anderem mit dem Ausschluss aus dem F-35-Programm ab Ende Juli.
Erdogan sagte dazu, dass es nicht das Ende der Welt wäre, die Flugzeuge nicht zu bekommen. Die Türkei könne auch aus anderen Quellen Kampfjets einkaufen. Außerdem könne sie bald selber welche bauen. Sie sei dabei, bei der Waffenproduktion unabhängig zu werden.
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Erdogan sagte weiter, dass das Training von 100 türkischen Soldaten an dem Waffensystem abgeschlossen sei. Das Militär habe die Standorte ausgesucht. Regierungsnahe Medien hatten berichtet, dass die S-400 unter anderem rund um die Hauptstadt Ankara aufgestellt werden sollen. Die Türkei soll ihre vier Divisionen für einen Gesamtpreis von 2,5 Milliarden US-Dollar (2,23 Milliarden Euro) ab Juli erhalten. Eine Division hat zwölf Startanlagen mit je vier Raketen./lsy/DP/he