Türkei
Istanbul-Wahl: Hinter Börsenaufschwung lauert die Gefahr einer Staatspleite
Die Aktienkurse an der türkischen Börse stiegen nach der Bürgermeisterwahl in Istanbul. Anleger, die auf einen nachhaltigen Aufschwung der türkischen Finanzmärkte hoffen, sollten einkalkulieren, dass die Türkei aktuell darum ringt, eine drohende Staatspleite abzuwenden.
Nach der Bürgermeisterwahl in Istanbul stieg der ISE 100, der wichtigste türkische Aktienindex, zeitweise um bis zu 2,3 Prozent. Die Rendite der türkischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zwei Jahren sank von 19,11 Prozent auf 18,49 Prozent. Die türkische Lira gewann gegenüber dem US-Dollar und dem Euro um jeweils gut zwei Prozent.
Als Grund für die positiven Signale für Anleger wird die Erleichterung genannt, dass demokratische Prozesse in der Türkei doch noch funktionierten, so BayernLB-Analysten laut "Reuters". Aber die aus Anlegersicht positiven Signale dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die akute Gefahr besteht, dass das Land das Vertrauen der Investoren verliert.
Noch vor zehn Tagen stufte die Ratingagentur Moody's ihr Kreditrating für den türkischen Staat von "Ba3" auf "B1" herab. Damit rutscht die Türkei im "Ramschbereich" der Ratingskala eine weitere Stufe nach unten. Der Ausblick bleibe negativ, so die Analysten von Moody's. "Die heutige Herabstufung spiegelt unsere Befürchtung, dass das Risiko einer Zahlungsbilanzkrise weiter zunimmt und damit das Risiko einer Pleite", so Moody's laut "Welt". Das Risiko, dass es in den kommenden fünf Jahren zu einem Zahlungsausfall bei türkischen Anleihen komme, beziffern die Finanzmärkte derzeit auf 28 Prozent.
Hinzu kommt, dass drohende US-Sanktionen die türkischen Finanzmärkte stark belasten könnten. Das Nato-Mitglied Türkei streitet sich mit den USA aufgrund des umstrittenen Kaufs russischer Flugabwehr-Systeme.
So bleibt es fraglich, wann und ob die Türkei wieder ein Ziel von hohen Investitionen werden kann, die die Last der Staatsschulden senken und das Wachstum ankurbeln könnten.
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