Chinas Kredit-Knebel
Höhere Krisen-Gefahr: Versteckte China-Kredite entdeckt
Um die Hälfte höher als bislang offiziell berichtet sollen die Schulden anderer Länder bei der Volksrepublik China sein. Hinzu kommt, dass China sich gegenüber Schuldnerländern als eine Art Kredithai aufführt – mehr Brandbeschleuniger für ein Großfeuer auf dem Weltfinanzmarkt.
Das Ergebnis der Studie des Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) überrascht: Die Auslandsforderungen der Volksrepublik China sollen um rund 50 Prozent über jenen Werten liegen, die auf Basis von offiziellen Statistiken bislang bekannt seien, berichtet der "Spiegel" in einer Vorabmeldung. Die Harvard-Professorin Carmen Reinhart und die Wirtschaftswissenschaftler Christoph Trebesch und Sebastian Horn hätten dieses Studienergebnis herausgearbeitet.
Im Zentrum dieses wundersamen Schuldenanstiegs sollen "versteckte Kredite" stehen. Diese ließen das Risiko anwachsen, dass Dritte Welt-Staaten in Zahlungsnot geraten - was wiederum zu einer weltweiten Finanzkrise führen könnte.
Der Forscher-Blick auf die Kreditverträge, die China mit Dritte Welt-Ländern abschließt, verrate, dass China härtere Bedingungen als westliche Regierungen aufstellt. So diktiere die chinesische Regierung den Dritte Welt-Staaten kürzere Kreditlaufzeiten und satte Risikozuschläge. Zudem müssten die Schuldner den Chinesen umfassende Rechte im Fall von Zahlungsausfällen einräumen. Dazu gehörten z. B. der Zugriff auf Nahrungsmittel, Rohstoffe oder auf die Gewinne von Staatsfirmen der Schuldner-Regierungen. Westliche Regierungen setzten längere Fristen und tiefere Kreditzinsen.
Die Studienautoren schreiben, dass China durch das Knebel-Kreditvertrags-System eine Art von neuer Entwicklungshilfe installiert hätten: "Staatliche Geldgeber vergeben Kredite zu kommerziellen Konditionen", so die Wissenschaftler.
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Insgesamt seien die Staaten der Welt laut den Ökonomen bei China mit sechs Billionen US-Dollar verschuldet. Auf der anderen Seite ist China z. B. mit einem Schuldenstand von zurzeit 1,13 Billionen US-Dollar immer noch der größte Schuldner der USA, wie die Börse Stuttgart berichtet. Unterdessen arbeitet China mit Hochdruck daran, die Abhängigkeit zu den USA zu verringern. Die chinesische Notenbank verkauft derzeit in großem Stil US-Staatsanleihen.
Autor: Christoph Morisse