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    Wirtschaftskrise  18858  3 Kommentare Türkei: Auf dem Weg zum zweiten Venezuela?

    Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat am Wochenende den Zentralbank-Chef Murat Çetinkaya entlassen. Stürzt Erdoğan mit seinem volkswirtschaftlichen Unwissen die Türkei nun in eine ähnlich tiefe Wirtschaftskrise wie man sie in Venezuela beobachten kann?

    Jan Dehn vom Schwellenländerfonds Ashmore Group ist vom Niedergang der türkischen Wirtschaft überzeugt. Gegenüber "Bloomberg" erklärte er, dass die türkische Wirtschaft zwar diversifizierter als die von Venezuela sei, die hauptsächlich auf der Erdölförderung basierte, aber wegen massiver wirtschaftspolitischer Fehler Erdoğans befinde sich die Türkei auf einem ähnlich desaströsen Weg.

    Sollte sich in der Türkei das makroökonomische Umfeld weiter verschlechtert, seien Kapitalkontrollen, Verstaatlichungen und andere Maßnahmen, die den Privatsektor daran hindern sollen, sein Eigentum zu retten, die nächsten "logischen politischen Schritte" Erdoğans , so Dehn.

    Erdoğans Denkfehler, dass ein hoher Leitzins ursächlich für die Inflation der Türkei sei, könnte die türkische Wirtschaft weiter in die Krise stürzen. Sören Hettler, Währungsexperte bei der DZ Bank, erklärte gegenüber der "Welt": "Der Präsident sieht in hohen Zinsen die Ursache für die hohe Inflation im Land, was – mit Verlaub – eine doch sehr wirre Theorie darstellt". Volkswirtschaftliche Theorie und Praxis belegen, dass ein niedriger Leitzins die Wirtschaft wachsen lassen, aber die Inflationsrate erhöhen.

    Dies war auch in der Türkei zu beobachten: Jahre lang hatte die türkische Zentralbank die Zinsen niedrig gehalten, wodurch es zu einem rasanten Wirtschaftswachstum kam. Gleichzeit stieg aber auch die Inflationsrate. Im September 2018 war die Teuerungsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat schließlich um 25 Prozent gestiegen. Die Zentralbank reagierte mit einer drastischen Zinserhöhung (Zinssatz 24 Prozent). Dadurch rutschte die türkische Wirtschaft in die Rezession, die Inflationsrate konnte jedoch wieder bis auf 16 Prozent, im Juni 2019 gesenkt, werden.

    Erdoğan glaubt all dies nicht. Türkische Medien zitieren ihn wie folgt: "Wir haben ihm [dem Zentralbank-Chef] auf Wirtschaftstreffen immer wieder gesagt, dass er die Zinsen senken soll. Wir haben gesagt, wenn die Zinsen sinken, sinkt auch die Inflation. Er hat aber das Nötige nicht getan".

    Autor: Ferdinand Hammer




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