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    Marktkommentar  749  0 Kommentare Stefan Rondorf (AllianzGI): „Das Einmaleins einer vorsorglichen Zinssenkung“

    Im Umfeld nachlassender Konjunkturdynamik und politischer Unsicherheit ruhen die Hoffnungen der Anleger wieder einmal auf den Zentralbanken.

    Im Umfeld nachlassender Konjunkturdynamik und weiter flackernder politischer Unsicherheit ruhen die Hoffnungen der Anleger wieder einmal auf den Zentralbanken. So glaubt der US-Geldmarkt an Zinssenkungen in Höhe von knapp 100 Basispunkten innerhalb der nächsten 12 Monate, und auch für die Europäische Zentralbank (EZB) ist ein kleiner Zinsschritt von ca. 10 Basispunkten in weiter negatives Terrain eingeplant. Weiterhin gehen viele Marktteilnehmer nach den Ankündigungen von EZB-Präsident Mario Draghi in Sintra von einer Renaissance der quantitativen Lockerung („QE“) im Verlauf der nächsten Quartale aus, also erneuten Ankäufen von Staats- und Unternehmensanleihen.

    Wie passen diese Erwartungen recht aggressiver geldpolitischer Lockerung zu der ebenfalls weit verbreiteten Ansicht, dass die nächste Rezession noch nicht bevorsteht?

    Die Auflösung lautet vorsorgliche Zinssenkung (oder auf Englisch „insurance rate cut“). Man erwartet von den Zentralbanken vorauseilenden Gehorsam, um den Fortbestand des Konjunkturzyklus abzusichern. Betrachtet man die Zinssenkungszyklen seit 1980 in den USA, kann man vier Episoden als vorsorgliche Zinssenkungen in einem Umfeld ohne unmittelbar folgende Rezession klassifizieren, nämlich in den Jahren 1984, 1987, 1995 und 1998. Diese erfolgten teilweise aufgrund von Schocks im Finanzsystem (z.B. Aktiencrash im Herbst 1987), teilweise wegen sich abschwächender Wirtschaftsdaten (1984 und 1995). Üblicherweise gingen vorsorglichen Zinssenkungen eine deutliche Abschwächung von Konjunkturfrühindikatoren wie Geschäftsklima und Verbrauchervertrauen voraus, während Arbeitsmarktdaten noch keine Ermüdungserscheinungen anzeigten. Anleger haben die Episoden vorsorglichen Zinssenkungen in guter Erinnerung: So stiegen globale Aktienmärkte in den folgenden 12 Monaten im Durchschnitt um knapp 10%, während sie bei Zinssenkungen im Rezessionsumfeld knapp 19% fielen (siehe Grafik der Woche). Die Wirkung auf amerikanische Unternehmensanleihen und Hochzinsanleihen war ebenfalls positiv, besonders stark schnitten im Rentensegment allerdings US-Staatsanleihen ab. Das passt zum derzeitigen Umfeld.

    Ist die Zeit wieder reif für vorsorgliche Zinssenkungen?

    Nach der globalen Abkühlung im Industrievertrauen, maßgeblich durch andauernde Unsicherheit in der Handelspolitik verursacht, könnten die Zentralbanken Zinssenkungen rechtfertigen, auch vor dem Hintergrund gefallener marktbasierter Inflationserwartungen.

    Zwei Aspekte gilt es zu jedoch zu bedenken:

    • In der Vergangenheit haben vorsorgliche Zinssenkungen der Federal Reserve maximal 75 Basispunkte betragen – jetzt erwarten die Anleger am US-Geldmarkt bereits mehr als das, was größere Konjunktursorgen widerspiegelt.
    • Es ist fraglich, ob eine durch Handelsstreitigkeiten verursachte Vertrauenskrise mit Mitteln der Geldpolitik schnell ausgebügelt werden kann.

    Lesen Sie hier das vollständige Markt-Update „Die Woche Voraus“ vom 12. Juli 2019.

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