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    Börsen-Zeitung  514  0 Kommentare Dax droht Gewinnrezession / Kommentar zur Lage am Aktienmarkt von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Während der US-Aktienmarkt auch am Freitag mit
    Indexrekorden aufgewartet hat, hat der Dax in der abgelaufenen Woche
    nicht ganz so stark von der Zinssenkungsfantasie profitiert. Mit
    einem Stand von 12.323 Punkten wies das Blue-Chip-Barometer zuletzt
    ein Wochenminus von 2% auf. Auf die Stimmung der Marktteilnehmer
    drückt das sich zusehends eintrübende Bild, was die
    Unternehmensgewinne betrifft. Gerade eine Stabilisierung der
    Unternehmensgewinne mit anschließender Erholung war aber eines der
    wichtigsten Argumente für eine ansprechende Entwicklung auch des Dax
    im zweiten Halbjahr.

    Doch von dem einstmaligen Optimismus für die Gewinne ist nicht
    mehr viel übrig geblieben. Am Dienstag schockte BASF mit ihrer
    Gewinnwarnung die Marktteilnehmer. Dass der Chemiekonzern die
    Prognose zurückschrauben würde, war zwar erwartet worden. Doch das
    Ausmaß der Senkung - BASF stimmte den Markt darauf ein, dass sein
    operatives Ergebnis in diesem Jahr um bis zu 30% einbrechen könnte -
    übertraf selbst die schlimmsten Erwartungen mit der Folge, dass die
    Aktie mit einem Einbruch um bis zu 6,5% reagierte. Nicht genug damit,
    meldete sich am Freitag mit Daimler ein weiterer Großkonzern mit
    einer Gewinnwarnung, was die Aktie des Unternehmens auf ein
    Sechsmonatstief drückte. Noch härter traf es unterhalb des Dax die
    Anteilseigner von Krones und Aumann, deren Aktien am Donnerstag nach
    Gewinnwarnungen um 18,5% und 20,5% absackten.

    Das sind alles andere als gute Vorzeichen für die Berichtssaison
    zum zweiten Quartal. Weitere Unternehmen werden mit ihren Resultaten
    und vor allem skeptischeren Ausblicken die Stimmung trüben und auf
    die Gewinnschätzungen der Analysten drücken. Diese bewegen sich mit
    hohem Tempo abwärts. In nur ungefähr einer Woche ist die
    Konsensprognose für das Wachstum des aggregierten Gewinns der
    Dax-Unternehmen für dieses Jahr von ca. 5% auf ungefähr 4%
    geschrumpft. Damit rückt allmählich die Nulllinie, wenn nicht gar
    eine Gewinnrezession in Sicht.

    Zum Jahresbeginn war noch ein Gewinnwachstum von 11% erwartet
    worden. Entsprechend hat sich die Bewertung des Dax, der sich zudem
    in diesem Jahr um 16,7% befestigt hat, spürbar erhöht. Nach 11 zum
    Jahresauftakt liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Dax nun bei
    13,7. Sinken die Erwartungen für die Gewinne weiter, wird sich das
    KGV - erst recht im Falle erneuter Avancen - noch weiter von seinem
    Zehnjahresdurchschnitt nach oben absetzen. Nur in relativer
    Betrachtung, d.h. gegenüber den wieder tief in den roten Bereich
    gesunkenen Staatsanleiherenditen, sieht die Bewertung überzeugend
    aus. Mit anderen Worten: Der Aktienmarkt ist nun sehr davon abhängig,
    dass die hohen Erwartungen an geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der
    Zentralbanken nicht enttäuscht werden.

    Nicht viel besser sieht die Lage am von Rekord zu Rekord eilenden
    amerikanischen Aktienmarkt aus. Lange Zeit u.a. dank des sehr starken
    Technologiesektors und seit 2016 dank der Strohfeuereffekte der
    Steuerreform des US-Präsidenten Donald Trump gerade im Vergleich zu
    Europa auf der Überholspur, was Performance und
    Unternehmensgewinnentwicklung betrifft, trübt sich auch hier die Lage
    ein. Auch an der Wall Street droht eine alles andere als begeisternde
    Quartalsberichtssaison. Zwar werden die Unternehmen die Erwartungen
    "übertreffen". Das liegt aber daran, dass sie ihre Prognosen im
    Vorfeld reduziert haben - und zwar nicht zu knapp. 70% der
    Unternehmen, die sich vor der in der neuen Woche startenden
    Berichtssaison zu ihren Zahlen geäußert haben, so die DZ Bank, haben
    ihre Erwartungen zurückgeschraubt. Die Messlatte für sogenannte
    positive Überraschungen ist somit auf ein sehr niedriges Niveau
    gedrückt worden. Für die Unternehmen des S&P 500 wird ein Rückgang
    der Gewinne im Vergleich zum zweiten Quartal 2018 um 1,6% erwartet.
    Das wäre laut DZ Bank die schwächste Berichtssaison seit Anfang
    2016. Für das Gesamtjahr liegt die Erwartung für das Gewinnwachstum
    nur noch bei 2,4% und damit unter dem Niveau für die Dax-Firmen, was
    jedoch der sehr viel besseren Entwicklung im Vorjahr zu verdanken
    ist. Allerdings wird der Indexgewinn je Aktie in den USA stark von
    massiven Aktienrückkäufen - auch dies zum Teil ein Effekt der
    niedrigen Zinsen - gestützt. Der Ausblick auf das Gesamtjahr, so die
    DZ Bank, bleibe schwach. Eine Gewinnrezession auf Basis des Gewinns
    je Aktie könne nur durch Aktienrückkäufe vermieden werden.

    (Börsen-Zeitung, 13.07.2019)

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