Intransparenz
Pikant: Nur drei der DAX-Betriebsrats-Bosse legen ihre Gehälter offen
Stephanie Lang von Fresenius und Fresenius Medical Care, Peter Sack von der Deutschen Börse sowie Michael Brecht von Daimler haben auf Nachfrage der "Wirtschaftswoche" ("WiWo") ihre Gehälter offengelegt. Die anderen Betriebsratsvorsitzenden der DAX-Konzerne waren deutlich zurückhaltender.
Stephanie Lang von Fresenius sagte auf Nachfrage der "WiWo"-Journalisten: Wer nichts zu verbergen habe, könne sein Gehalt offenlegen. Sie käme auf knapp 100.000 Euro im Jahr. Hier wäre bereits der Teil ihrer Aufsichtsratsvergütungen enthalten, den sie nicht an die Gewerkschaft abführen müsse.
Michael Brecht, Betriebsrats-Boss bei Daimler, informierte: "2018 erhielt ich deutlich weniger als 200.000 Euro im Jahr und ich bekomme gerade einmal circa 500 Euro mehr im Monat als beispielsweise mein Abteilungsleiter in der Stabstelle des Gesamtbetriebsrates." Brecht ärgere es, "dass wir uns als Betriebsräte immer rechtfertigen müssen. Viele Betriebsräte fühlen sich damit unwohl. Dabei schaffen wir Betriebsräte wie die Brunnenputzer", meinte Daimler-Betriebsrats-Chef Brecht.
Peter Sack von der Deutschen Börse verdiene 125.000 Euro im Jahr, genauso viel wie vor seiner Ernennung, gab er den Journalisten zu Protokoll. Exzesse bei der Vergütung von Betriebsräten würden ihn
irritieren: "Hierdurch wird das Ansehen aller Betriebsräte beschädigt", so Sack.
Laut der Pressemitteilung der "WiWo" haben die Wirtschaftsjournalisten den Betriebsratsvorsitzenden der DAX-Unternehmen einen Katalog von sechs Fragen auch zu anderen Betriebsratsthemen geschickt.
Weitere Ergebnisse der Befragung: BASF habe über die Durchschnittsvergütung der BASF-Betriebsräte informiert. Die Lufthansa winkte schon bei der Anfrage ab. "Kein
Interesse" habe der Betriebsrat von HeidelbergCement signalisiert. Allianz und Henkel hätten nicht alle Fragen der Journalisten beantwortet. Einige zeigten
trotz mehrmaliger Anfrage keine Reaktion, andere entschuldigten sich aufgrund von Krankheiten.
Laut der "WiWo" dürften Unternehmen Betriebsräte nicht nach Gutdünken entlohnen. Das entsprechende Gesetz gebe vor, dass freigestellte Betriebsräte so viel verdienen sollten, wie vergleichbar qualifizierte Mitarbeiter. Bei der Anpassung von Gehältern müssten Beförderungen berücksichtigt werden, von denen ein Betriebsrat im normalen Job mutmaßlich profitiert hätte. Betriebsräte dürften nicht benachteiligt, aber auch nicht bevorzugt werden.
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Autor: Christoph Morisse