Börsengurus
Wirecard bald 225 Euro - Was meinen Max Otte, Volker Glaser und Peter-Thilo Hasler?
Jenseits vom Medien-Trubel über den Streit zwischen Wirecard und der "Financial Times", lässt die aktuelle Analysten-Stimme aus der britischen Großbank HSBC aufhorchen. Fondsmanager Max Otte, Volker Glaser, Chefredakteur der "Vorstandswoche" und Analyst Peter-Thilo Hasler positionieren sich dazu im Gespräch mit der wallstreet:online-Redaktion.
Heute hob HSBC das Kursziel der Wirecard-Aktie auf 225 Euro an - eine mögliche Steigerung von gut 50 Prozent des aktuellen Wirecard-Kurses. Die Dynamik des Zahlungsabwicklers lege zu, so HSBC-Analyst Antonin Baudry.
Die Frage der wallstreet:online-Redaktion lautet: "Inwieweit können Sie nachvollziehen, dass die HSBC Ihr Kursziel der Wirecard-Aktie von 195 auf 225 Euro angehoben hat?".
Fondsmanager Max Otte bezieht eindeutig Stellung: "Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Wirecard ist eines der wenigen echten deutschen Zukunftsunternehmen und in einem sehr wichtigen Zukunftsmarkt gut positioniert.".
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Otte ist über seinen Fonds in Wirecard investiert: "Wir sind nach den Short-Attacken im Februar im Max Otte Vermögensbildungsfonds eingestiegen", erklärt der Fondsmanager. "Das Unternehmen wehrt sich erfolgreich gegen diese Attacken und mittlerweile hat sogar die BaFin erkannt, dass man etwas dagegen unternehmen muss", so Otte.
Die Entscheidung von HSBC, das Kursziel für Wirecard von 195 Euro auf 225 Euro anzuheben, liegt für Otte auf Linie: "Unser Kursziel deckt sich in etwa mit dem von HSBC".
Volker Glaser, Chefredakteur der "Vorstandswoche", steht ebenfalls hinter der Einschätzung von HSBC: "Ich kann die Kaufempfehlung und auch die Anhebung des Kursziels von HSBC gut nachvollziehen. Wirecard-Chef Markus Braun liefert auf der Zahlenseite exzellent ab. Ich erwarte sehr starke Zahlen für das 2. Quartal und vielleicht bald auch eine Anhebung der Prognose für 2019. Während viele andere Firmen Gewinnwarnungen präsentieren müssen, wird das bei Wirecard sicherlich nicht der Fall sein".
Der Wirecard-Deal mit Aldi ist für Volker Glaser eine Art Meilenstein in der Wirecard-Story: "Die jüngste Absichtserklärung zur Zusammenarbeit mit den Einzelhandelsketten Aldi Nord und Süd ist ebenfalls positiv für Wirecard. Im Rahmen dieser Partnerschaft wird Wirecard die Abwicklung sämtlicher Zahlungen mit Kreditkarten und internationalen Debitkarten in allen Aldi-Filialen in Deutschland übernehmen. Die Vergütung dafür dürfte minimal sein in Prozent auf den Umsatz; aber es ist für Wirecard von großer Bedeutung, solche namhaften Kunden zu gewinnen. Das spricht für Wirecard".
Peter-Thilo Hasler, Gründer von Sphene Capital und sphaia advisory, ordnet die Anhebung des Kursziels ein: "Bei einem Wachstumsunternehmen wie Wirecard ist die Bewertung stärker von den zugrundeliegenden Annahmen des Analysten abhängig als bei einem Substanzwert, der nur geringe Umsatz- oder Ertragswachstumsraten aufweist. Wenn dann die Annahmen auf neu vorliegende Informationen angepasst werden, kann dies durchaus deutliche Schwankungen des Kursziels in die eine oder andere Richtung zur Folge haben. Mit einer Ausnahme ist in den vergangenen Wochen nur eine kursrelevante Meldung zu Wirecard veröffentlicht worden, und das war die Vereinbarung mit dem Lebensmitteldiscounter Aldi. Insofern sieht die Kurszielanhebung mit über 15 Prozent für einen Außenstehenden zwar dramatisch aus, könnte jedoch nachvollziehbar sein".
Autor: Christoph Morisse