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    MBH  3650 Callum Laing: "Warren Buffett ist unser Vorbild"

    MBH zählt zu den hierzulande bisher eher unbekannten Beteiligungsgesellschaften. Vorstandschef Callum Laing hat aber große Pläne. Er will mit seinem Unternehmen dorthin, wo Gesco und Indus schon sind. Das macht der CEO im Interview mit unserer Redaktion deutlich. Laing setzt auf internationale Zukäufe, man schaut sich weltweit um und bedient eine Nische. Bis zum Jahresende könnte das Portfolio von MBH auf 20 Beteiligungen anwachsen. Dabei orientiert sich Laing an einer Value-Strategie und vertraut auf ein „Agglomeration“-Modell.

    Bevor wir uns mit der MBH Corporation beschäftigen, eine generelle Frage. Was denken Sie: Warum fällt der Weg an die Börse vielen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) - vor allem in Deutschland - so schwer?

    Laing: Lassen Sie mich eingangs kurz aufzeigen, welche enorme Bedeutung kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) für die Wirtschaft haben. In Deutschland erwirtschaften sie mehr als jeden zweiten Euro und stellen deutlich über die Hälfte aller Arbeitsplätze. Während Medien und Regierungen von „Tech-Einhörnern“ und Startups begeistert sind, besteht der Großteil der Wirtschaft aus traditionellen, eher kleineren Unternehmen mit echtem Personal, Produkten zum Anfassen und realen Gewinnen. Der Weg an den Kapitalmarkt fällt diesen mittelständischen Unternehmen schwer, da potentielle Investoren diese Unternehmen zumeist aufgrund eingeschränkter Exit-Möglichkeiten meiden. Ein KMU-Investment gilt als riskant und illiquide. In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl der Börsengänge in Deutschland nahezu halbiert. Der Hauptgrund dafür sind sicher die mit einem Börsengang verbundenen hohen Kosten und Anstrengungen. Zudem befürchten viele private Unternehmer den Verlust ihrer Autonomie bei wichtigen Management-Entscheidungen. Es gibt bereits verschiedene Ansätze die Finanzierungsmöglichkeiten von kleinen Unternehmen am Kapitalmarkt zu verbessern. Dazu zählt unter anderem der Versuch der Deutschen Börse mit der Etablierung des Scale-Segments. Enttäuschend ist jedoch, dass es dort bis dato keine wesentliche Anzahl an Börsengängen gab und der traditionelle Mittelstand erneut außen vorblieb.

    Die MBH Corporation beteiligt sich ja an solchen KMU. Sie haben das Modell in einem Beitrag bei Going Public mal mit Warren Buffet und seiner Berkshire Hathaway verglichen. Hängen Sie sich damit einfach nur an einen großen Namen heran, oder wo sind die tatsächlichen Parallelen?

    Laing: Warren Buffett ist unser bzw. mein Vorbild. Natürlich können wir uns nicht mit einer Berkshire Hathaway vergleichen, wir orientieren uns jedoch an Buffett‘s Value-Strategie. Die Berkshire Hathaway mischt sich bei der Vielzahl an Unternehmen, an der sie beteiligt ist, gar nicht oder nur sehr begrenzt in das operative Management ein. Diese Philosophie bietet für alle Beteiligten wichtige Vorteile und wird bei MBH gemäß unseres „Agglomeration“-Modells ebenfalls so gelebt. Wir investieren in kleine Industrieunternehmen aus den verschiedensten Branchen und Regionen. Sie sind in traditionellen Industrien – also der „Old Economy“ – tätig, werden in der Regel noch vom Gründer geführt und sind nach Möglichkeit schuldenfrei und profitabel. Wir möchten uns nicht in die Unternehmensführung einmischen, sondern diesen wertvollen Unternehmen eine Plattform für nachhaltiges Wachstum bieten.

    Stichwort peer group: Mit welchen Unternehmen hier aus Deutschland würden Sie MBH vergleichen?

    Laing: Ich würde uns mit Unternehmen wie GESCO oder Indus in Deutschland vergleichen, wobei diese noch etwas größer sind als wir. Wir wollen aber durchaus dorthin.

    Im bisherigen Portfolio von MBH finden sich sechs Unternehmen, davon vier aus dem angelsächsischen Sprachraum, jeweils zwei aus dem Bildungs- und dem Baudienstleistungssektor. Jüngst kam mit einem Engineering-Unternehmen aus Singapur ein neues Segment hinzu. Gibt das schon einen Hinweis auf zukünftige Schwerpunkte in ihrem Portfolio, das ja um 15 bis 20 Zukäufe pro Jahr wachsen soll?

    Laing: Diese sechs Unternehmen im MBH Portfolio sind alle englischsprachig und decken mehrere Branchen sowie Regionen ab. Die Agglomerationsstrategie ist so ausgerichtet, dass wir uns mit unserem Wachstumsziel von mindestens 15 Unternehmen in diesem Jahr wohlfühlen. Die sechs Unternehmen, die Sie sehen, sind sehr gute Beispiele für die Arten von Unternehmen, die wir erwerben. Wir sind allerdings nicht auf diese Branchen oder Regionen beschränkt.

    Ihre Akquisitionspipeline soll reichlich gefüllt sein, hört man. Was hat die MBH Corporation als nächstes vor?

    Laing: Wir haben bereits sechs Akquisitionen getätigt und wir sind zuversichtlich, dass wir im weiteren Jahresverlauf noch mindestens 13 weitere durchführen können. Aktuell schauen wir uns mögliche Beteiligungen/Akquisitionen in Australien, Deutschland, Frankreich und den USA an. Unser Fokus liegt zurzeit auf der Diversifizierung unseres Portfolios nach einzelnen Industrien und erst darüber hinaus nach Ländern.

    Nach der Übernahme einer Gesellschaft: Wie weit greifen Sie in das operative Geschäft der Beteiligungen ein? Wird wie bei vielen Beteiligungs-Holdings versucht, aktiv gezielt Synergien unter den einzelnen Portfolio-Unternehmen zu schaffen, oder agieren Sie eher passiv wie ein Fonds, der Risiken diversifiziert und nach Rendite-Risiko-Aspekten vorgeht?

    Laing: Wie bereits gesagt, ist es uns enorm wichtig, dass die Gründer und das Management unserer Beteiligungsunternehmen ihre Unabhängigkeit wahren und autonome Entscheidungen treffen. Zudem versuchen wir Synergien innerhalb des Portfolios zu schaffen, von denen die einzelnen Unternehmen profitieren. Im Wissensaustausch zwischen den Unternehmen sehen wir zum Beispiel einen großen Mehrwert. Wir verfolgen also definitiv einen Buy-and-Hold-Ansatz mit der Zielsetzung, dass viele kleine Mittelstandsunternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen und gesunder Finanzierungsstruktur die Chance erhalten, in die nächste Größenklasse aufzusteigen. Die Dezentralisierung ist ein Kernelement unserer Strategie. Die Geschäftsführer der einzelnen Unternehmen haben bereits bewiesen, dass sie einen großen Wert schaffen können. Wir vertrauen in ihre Kompetenz, weiterhin kostenbewusst zu bleiben, so wie die meisten kleineren Unternehmen, und alle Umsatzpotenziale zu nutzen.

    Gibt es eine Maximalgrenze, was die Zahl der Beteiligungen angeht? Oder setzen Sie sich andere Grenzen, zum Beispiel bei der Gewichtung einzelner Branchen oder Regionen?

    Laing: Unsere Verantwortung gegenüber den Aktionären besteht darin, ein möglichst wertvolles Unternehmen zu schaffen. Eckdaten wie Größe oder Branchengewichtungen sind dabei nicht ausschlaggebend, sondern der positive Einfluss der Akquisitionen auf das Ergebnis pro Aktie.

    Die derzeit umsatzstärkste Beteiligung von MBH, Asia Pacific Energy Ventures, setzt rund 54 Millionen Britsche Pfund um und kommt aus Singapur. Wie kommen Sie in der riesigen Masse der KMU an solche Kandidaten?

    Laing: Da unser einzigartiger „Agglomeration-Ansatz“ bei den Unternehmern auf sehr großes Interesse stößt, erhalten wir jährlich ca. 1.000 Bewerbungen von Unternehmen, die beitreten möchten, also ca. 2-3 Anfragen pro Tag. Da alle Geschäfte zu den gleichen Bedingungen abgeschlossen werden sollen, haben wir ein Team aufgebaut, das sich die Unternehmen sorgfältig anschaut und sie zügig überprüft. Viele der Bewerber sind Empfehlungen von unseren bestehenden Unternehmen.

    Um attraktive Unternehmen wetteifern weltweit eigentlich ja enorm viele Investoren. Wie sichern sie ab, bei Deals auch zum Zug zu kommen und vielleicht schneller zu sein als andere, oder ist in ihrer Nische die Konkurrenz letztlich sogar sehr begrenzt?

    Laing: Da wir uns bei unseren Beteiligungen auf kleine Unternehmen spezialisiert haben, die typischerweise nicht mehr als 5 Millionen Euro an operativem Gewinn ausweisen, gibt es relativ wenig Konkurrenten. Denn für die Private Equity-Branche sind diese Unternehmen schlicht und einfach zu klein. Zumal, selbst wenn sich mal ein Private Equity für ein solches Unternehmen interessiert, weitere Probleme auftauchen. So möchten solche Investoren die Unternehmen in der Regel komplett übernehmen, was die geschäftsführenden Eigentümer meistens ablehnen. Bei uns bleiben die Eigentümer beteiligt und zwar indirekt über die börsennotierte Holding MBH Corporation. Wir streiten uns daher fast nie mit Konkurrenten um einen Einstieg. Zumal viele auch ein anderes Geschäftsmodell verfolgen und sich gerne in das operative Geschäft einmischen möchten.

    Welche wichtigsten Anforderungen muss ein Unternehmen erfüllen, um für MBH interessant zu sein?

    Laing: Das Unternehmen sollte profitabel und möglichst schuldenfrei sein und somit einen operativen Gewinn zwischen einer und fünf Millionen Euro ausweisen. Wir zielen auf kleine, profitable Industrieunternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen ab und lassen Internet- und Technologieunternehmen bewusst außen vor. Zudem tendieren wir dazu, dass unsere Unternehmen in englischer Sprache berichten sollten. Denn nur so können wir die Geschäftsberichte studieren, was vor einem Investment essentiell ist.

    Können sie die geplanten Zukäufe der nächsten Zeit aus eigenen Finanzmitteln und dem Cashflow finanzieren, oder müssen sich Anteilseigner auf Kapitalmaßnahmen - sei es gegen Bar- oder Sacheinlage - oder die Aufnahme von Krediten einstellen?

    Laing: Fast alle unsere Akquisitionen werden über Aktien finanziert. Das heißt, wir müssen dafür keine liquiden Mittel aufbringen. Während wir bestehende Aktionäre damit prozentual verwässern, sind alle Zukäufe wertschaffend, indem sie das Ergebnis je Aktie erhöhen. Wir zahlen typischerweise nicht mehr als das 5-fache des EBITDA.

    Unter den Beteiligungsgesellschaften bieten einige Unternehmen hohe Dividendenrenditen. Wird MBH auch zu einem solchen Dividendentitel, oder ist eher die Thesaurierung der Gewinne für das Wachstum geplant?

    Laing: Es ist in jedem Fall unsere Absicht, die Aktionäre so schnell wie möglich an unserem Erfolg zu beteiligen, entweder durch Dividenden oder Aktienrückkäufe. Aktuell sind wir jedoch der Ansicht, dass eine breitere Kapitalbasis und die damit einhergehende Flexibilität Möglichkeiten ergeben, den Shareholder Value in den kommenden Jahren auszuweiten. Daher wurden die verfügbaren Mittel aus dem ersten operativen Geschäftsjahr von MBH in weitere Portfolioakquisitionen investiert anstatt Dividenden auszuschütten.

    Bei der Recherche zu diesem Interview fielen uns einige Empfehlungen für die MBH-Aktie bei Börsendiensten auf, die sonst eher High-Risk- und typische Zocker-Papiere empfehlen. Wie glücklich sind Sie selbst mit solchen Erwähnungen?

    Laing: Wir werben aktiv um Value-Investoren und passive Investoren, die sich auf den Small und Mid-Cap-Bereich fokussieren. Unsere Kommunikationsaktivitäten konzentrieren sich auf renommierte Kapitalmarktmedien. Aufgrund des schnellen Wachstums und unseres regelmäßigen Newsflows ist es aber unvermeidlich, dass sich auch viele Händler und Spekulanten für die Aktie interessieren. Wir können wie auch andere Unternehmen daher nicht komplett ausschließen, bei derartigen Portalen als Investmentalternative diskutiert zu werden.

    Sie selbst haben in den letzten beiden Monaten MBH-Aktien zu jeweils 1,55 Euro erworben und damit ihre Beteiligung an dem Unternehmen aufgestockt. Gemeldet wurden zwei Käufe über mehr als 0,3 Millionen Euro. Werden Sie weitere Anteilsscheine der MBH Corporation zukaufen?

    Laing: Diese Aktienerwerbe waren die ersten in einer von beabsichtigten regelmäßigen Käufen innerhalb von zwölf Monaten mit einem Zielvolumen von insgesamt über eine Million Aktien. Ich möchte hiermit mein hohes Vertrauen in das Geschäftsmodell und die Wachstumsperspektiven von MBH untermauern. Wir verfügen über eine ausgezeichnete Pipeline potenzieller Akquisitionen und beabsichtigen in diesem Jahr, wie bereits erwähnt, noch mindestens 13 weitere Unternehmen in das MBH-Portfolio aufzunehmen.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet-online mit der Redaktion von www.4investors.de.





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    Verfasst von wO Gastbeitrag
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