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    Stimmungsbild  21563  0 Kommentare Nachgefragt: Was bedeutet die EZB-Entscheidung für das zweite Halbjahr?

    Es sind die letzten Monate für den noch amtierenden EZB-Chef Mario Draghi angebrochen. Bei der gestrigen Sitzung blieb der Leitzins zwar bei null Prozent aber bevor Draghi den Staffelstab an Christine Lagarde weiterreicht, könnte er eine erneute Lockerung der Geldpolitik anstoßen. Die wallstreet:online-Redaktion hat aktuelle Stimmen führender Marktbeobachter zusammengetragen

    Ulrike Kastens, DWS Volkswirtin, meint, dass die EZB auf absehbare Zeit gezungen sei zum Handeln - mit den folgenden Maßnahmen: "Zinssenkung für den Depositensatz, Freibeträge bei der Nutzung der Einlagenfazilität, eine Verlängerung der Forward Guidance (Lenkung der Markterwartungen durch die kommunikativ langfristige Festlegung der Geldpolitik) und die Neuauflage eines Wertpapierankaufprogramms".

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    Kastens führt weiter aus: "Die Ankündigung dieses Maßnahmenkatalogs und die Betonung, dass die zwei Prozent ein symmetrisches Inflationsziel seien, deuten unserer Meinung darauf hin, dass es auf längere Zeit keine Normalisierung der geldpolitischen Maßnahmen geben wird". Sie bleibt aber skeptisch: "Ob diese Maßnahmen allerdings ausreichen, einen signifikanten konjunkturellen Schub zu erzeugen, bezweifeln wir. Nicht zuletzt, da die Konjunktur durch die weltwirtschaftliche Entwicklung gebremst wird". Ihr Ausblick lautet: "Insgesamt bestätigt die EZB (...) unsere Auffassung, dass uns das Niedrigzinsumfeld auf sehr lange Zeit erhalten bleiben wird. Mit allen Vorteilen und Risiken".

    Jérémy Gatto, Investment Manager beim unabhängigen Schweizer Asset Manager Unigestion, äußert sich zum aktuellen EZB-Meeting so: "Die EZB ließ die Zinsen zwar unverändert, ebnete aber den Weg für eine weitere Lockerung mit einer Erklärung, die eine starke Entschlossenheit zum Handeln zeigt. Die EZB teilte mit, sie werde Optionen für potenzielle Asset-Käufe und Tiering-Optionen prüfen. Der EZB-Rat sieht die Zinssätze, zumindest bis zum ersten Halbjahr 2020, auf dem derzeitigen oder noch niedrigeren Niveau". 

    Gatto blickt recht optimistisch in die Zukunft: "Da kein Inflationsdruck und kaum Wachstum vorhanden sind, können sich die Zentralbanken auf die Unterstützung der weiteren wirtschaftlichen Expansion konzentrieren, indem sie eine präventive Lockerung durch Kürzungen und Bilanzerweiterungen bewirken. Solche Maßnahmen dürften die Märkte weiter unterstützen, da sie das Rezessionsrisiko verringern und gleichzeitig die Volatilität niedrig halten werden. Wir bleiben long bei wachstumsorientierten Assets, aber mit Hedges und bevorzugten Carry-Strategien in den Bereichen Kredit und Devisen".

    Seema Shah, Chefstrategin des 440 Milliarden US-Dollar schweren US-Vermögensverwalters Principal Global Investors, sagte: "Ohne Zweifel werden sich die Leute weiterhin fragen, ob die EZB Aktien kaufen wird. Ich bezweifle, dass sie sich in der momentanen Lage auf dieses unbekannte und kontrovers diskutierte Territorium vorwagen wird. Denn dieser Schritt würde nicht nur im EZB-Rat auf erheblichen Widerstand stoßen, sondern hätte auch einen sehr begrenzten Effekt auf die volkswirtschaftliche Entwicklung". Shah räumt jedoch ein: "Dennoch sollte man niemals 'nie' sagen. Wenn sich die wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert, könnte die EZB am Ende keine andere Wahl haben als sich Aktien zuzuwenden".

    Ihr Ausblick lautet: "Mit einer Geldpolitik am Rande ihrer Möglichkeiten könnte das Hauptaugenmerk der EZB nun auf dem Wechselkurs liegen".

    Aneeka Gupta, Associate Director Research by WisdomTree, sagte: "Die EZB bleibt hartnäckig stoisch und verfehlt die Markterwartungen. Die Kommission beschloss, den Leitzins unverändert bei -0,40 Prozent zu belassen, legte aber den Grundstein für eine Zinssenkung auf ihrer Sitzung im September". Und so lautet der Ausblick von Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck Privatbankiers: "Die nächste Liquiditätswelle wird wohl ab Herbst über die Märkte hereinbrechen. Mit seinen Aussagen zum 'schlechter und schlechteren' Wachstumsausblick und zu den schwachen Inflationsperspektiven hat Mario Draghi den Boden dafür bereitet".

    Und weiter meint Greil: "Da im weiteren Jahresverlauf keine wirklich stärkeren Inflationstendenzen zu erwarten sind, rechnen wir im Herbst mit einer Wiederaufnahme des Anleihekaufprogramms. Wir gehen davon aus, dass Papiere des Finanzsektors und von supranationalen Emittenten eine Rolle spielen".

    Dr. Wolfgang Bauer, Manager des M&G (Lux) Absolute Return Bond Fund, meint: "Mario Draghis Amtszeit als EZB-Präsident wird wahrscheinlich nicht mit Gewimmer, sondern mit einem Knall enden. Mit dem heute aktualisierten Zinsausblick, der 'Forward Guidance', erscheint eine Zinssenkung auf der bevorstehenden geldpolitischen Sitzung der EZB im September sehr wahrscheinlich. Auch eine Wiederbelebung des Ankaufprogramms ist wahrscheinlicher geworden".

    Die Marktreaktionen nach der Sitzung bewertet Bauer so, dass "die Zentralbanken derzeit alle wirtschaftlichen Probleme übertrumpfen. Und diese türmen sich in Europa". Über mögliche Gefahren der aktuellen EZB-Politik meint Bauer: "Anleger könnten zu selbstgefällig werden, sich völlig auf die zurückhaltende Geldpolitik verlassen und so die anhaltenden Risiken am Ende des Konjunkturzyklus ignorieren".




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