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Handelsstreit lässt Anleger aus Aktien flüchten
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Freitag angesichts des erneut eskalierenden Handelsstreits deutlich nachgegeben. Für den EuroStoxx 50 ging es wegen angekündigter neuer US-Strafzölle auf chinesische Waren um 2,47 Prozent auf 3403,73 Punkte bergab auf ein Tief seit Juni. Er steuert damit auf seinen größten Tagesverlust seit Dezember zu.
Zuvor hatten schon in den USA und Asien die Börsen kräftig darunter gelitten, dass sich der Handelskrieg zwischen den beiden größten Wirtschaftsnationen der Welt weiter verschärft. US-Präsident Donald Trump hatte am Vorabend neue Strafzölle auf chinesische Waren angekündigt. Er drohte Peking mit weiteren Schritten, die Gegenseite mit entsprechenden Konsequenzen. Laut den Experten der britischen Großbank HSBC sorgt dies weltweit im Unternehmenssektor für Verunsicherung.
Die Flucht der Anleger aus dem Aktienmarkt zeigte sich auch an den wichtigsten Länderbörsen: Der französische Cac 40 fiel um 2,56 Prozent auf 5414,96 Punkte, der Londoner FTSE 100 fiel um 2,09 Prozent auf 7426,30 Zähler. In Japan war der Nikkei schon um mehr als 2 Prozent gefallen, der Dow Jones Industrial in New York zuvor um runde 1 Prozent.
Die Sorgen um den Welthandel ließen bei den davon besonders betroffenen Branchen ihre Spuren. Der europäische Teilindex der Rohstoffwerte fiel als Schlusslicht in der Sektorwertung um etwa 4 Prozent auf ein Tief seit Januar 2019. Dem folgte der Index der Autowerte mit einem Abschlag von 3,6 Prozent - auch in Sorge um die Exportbeziehungen der europäischen Konzerne mit den USA.
Kräftige Verluste zeigten sich zum Beispiel bei Luxusgüterwerten: Kering und LVMH zum Beispiel versammelten sich im EuroStoxx mit Abschlägen von bis zu 3,6 Prozent weit hinten, Swatch sackten in Zürich sogar um 4,2 Prozent ab.
Im Autobereich fielen Papiere der Zulieferer Valeo und Faurecia mit Kursrutschen um 6,5 respektive 7 Prozent besonders negativ auf, im Metallsegment büßten ArcelorMittal 5,3 Prozent ein.
Eine sehr schwache Branchentendenz war außerdem im Bankensektor zu beobachten. Die niederländische ING -Gruppe setzte ihren Kursrutsch vom Vortag mit dem Fall um 5 Prozent auf ein Tief seit Januar
fort, sie waren so das Schlusslicht im EuroStoxx. In Paris sackten Credit Agricole nach den nun vorgelegten Quartalszahlen um 4,2 Prozent ab.
Einen Lichtblick hatte derweil der Londoner Aktienmarkt zu bieten: Die IAG -Aktie kletterte dort als Spitzenreiter im "Footsie" um mehr als 3 Prozent. Der Mutterkonzern von British Airways und
Iberia hatte sich im zweiten Quartal gegen schwache Branchentrends gestemmt und mehr verdient als erwartet.
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Europaweit konnten sich derweil die Immobilienwerte dem Kursrutsch entziehen, die in konjunkturell unsicheren Zeiten von Anlegern wegen ihres defensiven Charakters geschätzt werden. Aus der Branche nahmen Unibail-Rodamco-Westfield im EuroStoxx mit einem Anstieg um fast 2 Prozent die Spitze ein./tih/mis