Das unterschätzte Risiko von Bankguthaben
Von Gerd Kommer und Jonas Schweizer (Gerd Kommer Invest GmbH)
In zwei Disziplinen hat Deutschland ein Abonnement auf den Weltmeistertitel: Im Dressurreiten und beim Anteil von Bankguthaben am liquiden Vermögen von Privathaushalten. Im Dressurreiten hat die deutsche Nationalmannschaft seit 1966 elf von bisher 13 möglichen Weltmeistertiteln gewonnen. Beim Anteil von Bankguthaben am liquiden Vermögen dürften wir im globalen Vergleich ebenso stark dominieren. Regelmäßig bringen Medien die Schlagzeile "Deutsche sind Sparweltmeister", also Champion im Anhäufen von Bankeinlagen. Leider ist das – anders als die Reitsporttitel – kein Grund zur Freude – warum nicht, werden wir in diesem Blog-Beitrag beleuchten.
Tabelle 1 zeigt die Größenordnung und Struktur des liquiden Vermögens der Deutschen. Bankeinlagen, also zum Beispiel Girokonto- und Sparguthaben oder Tages- und Festgelder, machen dabei mit 40% den größten Teil aus. Kapitalbildende Lebensversicherungen, eine aus Rendite- und Risikosicht ebenfalls sehr kontraproduktive Vermögensanlage, folgen mit 31% an zweiter Stelle.
Tabelle 1: Das liquide Vermögen der Deutschen per Ende 2018 und seine Struktur
► Quelle: DZ Bank. ► [*] Hierzu gehören Ansprüche an betriebliche Altersvorsorgeeinrichtungen sowie Zertifikate und andere Wertpapiere, die keine Aktien oder Anleihen sind. ► Nicht in dieser Tabelle enthalten sind illiquide Vermögensanlagen wie Direktinvestments in Immobilien, nicht-börsennotierte Unternehmensbeteiligungen und Ansprüche an die gesetzliche Rentenversicherung oder äquivalente Versorgungswerke. ► Rechnet man "Investmentfonds" hälftig den Asset-Klassen Aktien und Anleihen zu, investieren die Deutschen sechsmal so viel in renditearme und risikoreiche Anlagen (Bankeinlagen und Lebensversicherungen) wie in die ertragreichste aller Asset-Klassen: Aktien.
Für rationale Haushalte sind Bankguthaben keine sinnvollen Anlagen. Von dieser Feststellung gibt es nur die folgenden beiden Ausnahmen:
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• Ausnahme 1: Bankguthaben sind dann als (nach Steuern, Kosten und Inflation fast immer renditelose) Geldanlage tolerierbar, wenn das betreffende Bankguthaben maximal 100.000 Euro pro Privatperson und Bank beträgt und daher (in der EU) vollumfänglich von der staatlichen Einlagensicherung erfasst und geschützt wird (siehe Stichwort "Einlagensicherung" in der deutschen Wikipedia). Der garantierende Staat muss ein Bonitäts-Rating von A+/A1 (fünftbeste Note) oder besser aufweisen und das Guthaben muss auf die "Heimatwährung" des Anlegers lauten, sodass kein Wechselkursrisiko besteht.
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