Grüner Fisher
"Vom Handelskrieg zum Währungskrieg"
Abwertung des Yuan schreckt Anleger auf
Auf die jüngste Androhung von Donald Trump, Strafzölle in Höhe von 10 Prozent auf zuvor unversteuerte chinesische Importe mit
einem Warenwert von 300 Milliarden US-Dollar zu erheben, reagierte China mit neuartigen Mitteln. Staatliche Unternehmen wurden angewiesen, keine US-Agrarprodukte mehr zu kaufen, zudem wurde die
Abwertung des Yuan unter die bedeutsame Marke von 7,0 zum US-Dollar zugelassen, der niedrigste Stand seit der weltweiten Finanzkrise. Ist hiermit eine neue Eskalationsstufe erreicht?
Drama im nächsten Akt
Warnende Schlagzeilen sorgen für neue Unsicherheit, einige Marktbeobachter befürchten nicht weniger als eine ernstzunehmende Gefahr für das globale Finanzsystem. Schnelle Kursverluste an den
weltweiten Börsen befeuern diese Ängste. Aber ist das denn wirklich neu?
Was will China erreichen?
Spekulationen rund um eine „Währungsmanipulation“ der chinesischen Offiziellen sind schon seit geraumer Zeit ein vieldiskutiertes Thema. Nüchtern betrachtet deutet der jüngste Schritt einfach
darauf hin, dass die chinesische Zentralbank aktuell keine untere Grenze für den Yuan setzen will. Grundsätzlich sollte man nun kritisch hinterfragen, ob ein künstlich schwacher Yuan als
wirtschaftliches Kalkül der chinesischen Funktionäre tatsächlich vollumfänglich Sinn macht. Im Jahr 2015 schwächte sich der Yuan ab, Anleger befürchteten eine harte Landung Chinas und eine
Kapitalflucht setzte ein. Die chinesische Zentralbank musste eingreifen, um dieser Abschwächung entgegenzuwirken, und setzte dazu massive Devisenreserven ein - im Umfang von etwa einer Billion
US-Dollar. Dieses Beispiel verdeutlicht vor allem eins: Die Aufrechterhaltung einer stabilen Währung ist für China ein entscheidender Faktor, um ausländisches Kapital im Land zu halten und das
Wirtschaftswachstum zu unterstützen! Dem stehen die angeblichen Vorteile einer schwachen eigenen Währung klar entgegen, die sich beispielsweise über billigere Exporte und einen exportorientierten
Produktionsboom entfalten könnten. Denn China ist seit längerem vor allem daran interessiert, seinen Dienstleistungssektor zu stärken und den chinesischen Konsum zu einem Wachstumsmotor zu
machen.
Die Behauptung, dass China jetzt erneut einen schwachen Yuan anstrebt, würde sozusagen die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre auf den Kopf stellen. Ein damit verbundener Anstieg der
Devisenreserven ist in der aktuellen Phase ebenfalls nicht zu beobachten. Das vorrangige Ziel der chinesischen Regierung besteht darin, die wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten, um somit
auch die soziale Stabilität zu wahren. Wir bezweifeln, dass China eine derartige Instabilität riskieren würde, nur um Donald Trump eine lange Nase zu drehen.
Fazit
Die jüngsten Kurskapriolen verdeutlichen vor allem, wie nervös die Märkte zum aktuellen Zeitpunkt immer noch sind. Kurzfristige Volatilität ist nicht vorhersehbar und auch nicht direkt mit der
Schwäche oder Stärke einer global bedeutenden Währung in Verbindung zu bringen. Fundamental hat sich die Welt in den letzten Wochen nicht ins Gegenteil verkehrt. In ihrer Gesamtheit sind die
Strafzölle immer noch viel zu klein, um die Wirtschaft der USA, China oder sogar der ganzen Welt zu ruinieren. Währungskriege bleiben eher abstrakte Mythen als fundamentale Einflussfaktoren. Eine
ausgewachsene Währungskrise, welche die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt an den Rand des Abgrunds führen kann, ist definitiv ein globales Marktrisiko. Es gibt jedoch weiterhin keine wirklichen
Anzeichen dafür, dass dies in China aktuell der Fall ist.
Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern.
Weitere Artikel des Autors
Anzeige
Broker-Tipp*
Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere handeln: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.
* Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.
Anzeige