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    Exklusiv  3790  0 Kommentare Interview: Neue 5,25-Prozent-Logistik-Anleihe unter der Lupe

    Sven Mückenheim, Prokurist bei der CH2 AG, bezieht im Kapitalmarkt w:o-Interview Stellung zu Fragen nach dem fehlenden Wertpapierprospekt und Rating der "Zweite Aves Transport 1"-Anleihe. Zudem gibt er Auskunft zu den Investitionsrisiken des neuen 5,25-Prozent-Festzinsangebotes der Emittentin Aves Transport 1 aus Hamburg.

    wallstreet:online: Herr Mückenheim, Sie bieten Anleihegläubigern 5,25 Prozent Zinsen pro Jahr an. In Zeiten von Niedrigzins-Angeboten kommt die Frage auf, warum Sie keine preiswertere Finanzierung gefunden haben.

    Sven Mückenheim: Die Frage ist verständlich, lässt sich aber leicht erklären. Die Bankfinanzierung mit den zuletzt sehr günstigen Marktkonditionen spielt in der Aves Gruppe natürlich eine Rolle. Wie man im Konzernbericht für das Jahr 2018 nachlesen kann, konnte der Nominalzinssatz der längerfristigen Bankfinanzierungen von ca. 5,4 Prozent im Jahr 2015 auf ca. 3,6 Prozent im Jahr 2018 gesenkt werden. Nachrangkapital ist natürlich etwas teurer und das betrifft die Emittentin der Anleihe, die das Geld der Anleger als Eigenkapitalersatz in den Projektgesellschaften investiert. So gesehen ist die Höhe des Zinses für den Anleger fair. Da die Notenbanken ihre Nullzinspolitik allerdings fortsetzen, müssen sich die Anleger wohl oder übel auch bei Zinspapieren auf niedrigere Zinsen einstellen.

    wallstreet:online: Sie haben für die "Zweite Aves Transport 1" kein klassisches Wertpapierprospekt, aber ein genehmigtes Wertpapier-Informationsblatt gemäß dem Wertpapierprospektgesetz für Ihre Anleiheemission veröffentlicht. Was entgegnen Sie interessierten Anlegern, die es gewohnt sind, auf Basis von herkömmlichen Wertpapierprospekten eigenständige Anlageentscheidungen zu treffen?

    Sven Mückenheim: Die Bundesregierung hat vor einiger Zeit mit der entsprechenden Anpassung des Wertpapierprospektgesetzes bewusst die Möglichkeit geschaffen, dass kleinere Emissionen ohne Wertpapierprospekt durchgeführt werden dürfen. Allerdings muss die Emittentin ein Wertpapier-Informationsblatt (WIB) erstellen, das von der Bafin unserer Erfahrung nach kritisch und konstruktiv geprüft wird, und außerdem weitere Spielregeln einhalten. Es gibt eine Einzelanlagegrenze und die Werbung muss sich an das Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) halten. In unserem konkreten Fall beträgt das Emissionsvolumen knapp drei Millionen Euro. Dass wir dafür kein "herkömmliches Wertpapierprospekt" benötigen, das aufwändig ist und entsprechend hohe Kosten verursacht, halte ich für vernünftig. Denn die Emissionskosten schlagen sich auf den Netto-Emissionserlös nieder. Im Übrigen ist die Emission auch ohne Prospekt sehr transparent: Einerseits gibt die Emittentin in ergänzenden Unterlagen – Beispiel Exposé – Auskunft über wirtschaftliche Zusammenhänge und die Märkte, in die sie investiert, und andererseits ist der Konzern, zu dem die Emittentin gehört, börsennotiert und deshalb zur Transparenz verpflichtet. Ich kann also keinen Nachteil erkennen, wenn es kein Prospekt gibt, und im Vertrieb machen wir leider regelmäßig die Erfahrung, dass die aufwändig erstellten Prospekte aus verschiedenen Gründen nicht gelesen werden.

    wallstreet:online: Die Emittentin kann die Anleihe in der fünfjährigen Laufzeit zu zwei Terminen vorzeitig kündigen. Warum hat sich die Emittentin dieses vorzeitige Kündigungsrecht eingeräumt?

    Sven Mückenheim: Das Kündigungsrecht gibt der Emittentin ein Stück wirtschaftliche Flexibilität. Das ist in meinen Augen sehr vernünftig. Die Aves Gruppe investiert in die Transport- und Logistikwirtschaft, die nicht immobil und starr, sondern aufgrund der Internationalisierung des Güter- und Warenverkehrs und aufgrund des wachsenden Transportaufkommens sehr dynamisch ist. Deshalb kann die Emittentin, wenn es wirtschaftlich sinnvoll ist, die Anleihe vorzeitig zurückzahlen. Dafür erhält der Anleger einen ordentlichen Kupon!

    wallstreet:online: In Zeiten negativer Anleiherenditen raten Anlageexperten selbst konservativ anlegenden Anleiheinvestoren, höhere Risiken einzugehen. Einige raten zu Bonds, die aus dem Rating-Bereich "A" herausfallen. In welcher Ratingkategorie verorten Sie Ihre Mittelstandsanleihe bzw. Ihre Emittentin?

    Sven Mückenheim: Die kostenpflichtige Erstellung eines Ratings wäre bei dem relativ kleinen Emissionsvolumen wirtschaftlich kaum vertretbar. Für mich sind das Geschäftsmodell und die wirtschaftlichen Kennzahlen des Aves One Konzerns absolut überzeugend. Das sehen auch Analysten zum Beispiel der GBC AG so, die im vergangenen Juni zum wiederholten Male die Aves Gruppe sehr gut bewertet hat. Deshalb ist die Emittentin als Konzernmitglied aus meiner Sicht auch ohne eigenem Rating sehr attraktiv. Ich maße mir aber nicht die Einordnung der Anleihe in das Ratingschema an, wobei man schon wissen sollte, dass ein A-Rating bei mittelständischen Anleihen eher die Ausnahme denn die Regel ist.

    wallstreet:online: Sie wollen mit den Anleiheerlösen Projektgesellschaften finanzieren, die Eisenbahnwaggons, Wechselbehälter und (See)-Container kaufen, vermieten und verwalten. Wie begrenzen Sie die Investitionsrisiken?

    Sven Mückenheim: Die Aves Gruppe investiert nicht spekulativ, sondern konservativ. Das bedeutet, dass die Investitionen nur in marktgängiges, betriebsfähiges und, sofern es sich nicht um Bestellungen handelt, einsatzbereites Logistik-Equipment, das am häufigsten nachgefragt wird, erfolgen. Außerdem sind die Eisenbahn-Güterwaggons, die Wechselbehälter und die Container bei der Anschaffung zu marktüblichen Konditionen vermietet. Die Cashflows sind damit gut planbar. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Logistik-Equipment von marktführenden Unternehmen wie zum Beispiel Wascosa, ERR, CAI und UES HK gemanagt wird. Damit fühlen wir uns sehr wohl.

    wallstreet:online: Könnten Sie uns bitte anhand Ihrer Geschäftszahlen der letzten zwei Jahre kurz erklären, warum es für die Emittentin möglich sein soll, dass sie den Zins- und Schuldendienst für Ihre Anleihegläubgier ohne Verzögerungen leisten kann?

    Sven Mückenheim: Am besten sieht man sich dafür die Finanzberichte der börsennotierten Aves One AG an. Denn sie zeigen ganz transparent, wie sich das Vermietgeschäft für den Bestandshalter Aves One entwickelt hat. Das Assetportfolio ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und die Auslastung des Equipments ist erfreulicherweise sehr hoch. Wir reden fast von einer Vollvermietung. Damit konnte der Konzern in den vergangenen Jahren sowohl das operative Ergebnis als auch das Konzernergebnis stark steigern. Die EBITDA-Marge betrug 2018 rund 67 Prozent vom Umsatz. Im ersten Quartal 2019 waren es 76 Prozent. Aber auch das Ergebnis vor Steuern (EBT) ist ganz klar positiv, sodass der Konzerngewinn im Jahr 2018 rund 12,1 Millionen Euro und im ersten Quartal 2019 rund 6,7 Millionen Euro betrug. Wenn ich mir das Assetportfolio, die Vermietung und die Kennzahlen ansehe, habe ich keine Bedenken, dass die Emittentin ihre Verpflichtungen pünktlich und vollständig erfüllt.

    wallstreet:online: Herr Mückenheim, vielen Dank für das Interview!

    Das Interview führte Christoph Morisse.

    Kurzvita von Sven Mückenheim

    Sven Mückenheim ist Prokurist der CH2 AG und verantwortet den Vertrieb.

    Sven Mückenheim, 1973 geboren, Bankfachwirt, begann seine Laufbahn bei der Dresdner Bank, wechselte anschließend zu einem börsennotierte Emissionshaus in den B2B-Vertrieb bei dem er rund acht Jahre lang beschäftigt war.

    Anschließend führte ihn der Weg zur CH2 AG bei der er nunmehr seit 2012 den Vertrieb verantwortet.



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