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    Marktkommentar  514  0 Kommentare Dr. Andreas Busch (BANTLEON): Die Rezessionsängste sind übertrieben

    Plötzlich ist sie in aller Munde – die Angst vor der Rezession.

    Plötzlich ist sie in aller Munde – die Angst vor der Rezession. In Deutschland ist sie hochgekocht, weil das Statistikamt nun amtlich bestätigt hat, was ohnehin schon klar war – einen Rückgang der Wirtschaftsleistung im 2. Quartal. Würde das Bruttoinlandsprodukt in Q3 nochmals sinken, befände sich die grösste Volkswirtschaft der Währungsunion nach landläufiger Definition in einer Rezession.

    In den USA sind es nicht die Wachstumszahlen, die Angst machen. Im Gegenteil, die fielen bis zuletzt erfreulich aus. Aber die Zinskurve – die Differenz der Renditen kurz laufender und lang laufender Staatsanleihen – drehte ins Negative. Der Spread 3-monatiger T-Bills zu 10-jährigen T-Notes war zwar schon im Mai unter null gesunken. Am vergangenen Mittwoch sackte jedoch auch der für viele Beobachter im Vordergrund stehende Spread 2- zu 10-jähriger US-Treasuries erstmals seit 2007 wieder unter die Nulllinie. Das gilt als untrügliches Zeichen, dass die Wirtschaft früher oder später in eine Rezession rutscht.

    Garniert wurden die so geschürten Konjunktursorgen durch eine zusätzlich Kurveninversion in Grossbritannien. Hier wächst das Risiko eines Hard Brexit, der die Wirtschaft spürbar belasten würde. Schliesslich enttäuschte einmal mehr China mit schwachen Wachstumszahlen. Im Reich der Mitte droht zwar keine Rezession, aber es scheint, als würde die weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft immer mehr an Schwung verlieren und damit den Welthandel nachhaltig bremsen.

    So sehr die Rezessionsängste zuletzt auch medienwirksam angeheizt wurden, so genau sollte man sich die Hintergründe anschauen. Dann zeigt sich, dass der Ausblick gar nicht so schlecht ist. Zweifelsohne wächst in den USA nach über zehn Jahren Aufschwung die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession. Die Erfahrungen der Vergangenheit lehren aber, dass nach der ersten Inversion der Kurve noch ein bis zwei Jahre vergehen, bis die Rezession beginnt. Auch dieses Mal dürfte es so lange dauern. Kurzfristig ist für den weiteren Jahresverlauf zwar noch mit einer nachlassenden Konjunkturdynamik zu rechnen. Ab dem Jahreswechsel sollte das Wachstum jedoch wieder anziehen. Nicht zuletzt, weil dann die seit Ende 2018 kräftig gesunkenen Zinsen wieder stimulieren. Am Immobilienmarkt sind schon die allerersten Anzeichen dafür auszumachen.

    In China spricht derweil ungeachtet der zuletzt enttäuschenden Aktivitätsdaten nach wie vor vieles für eine baldige Konjunkturbelebung. Da die Regierung – anders als während der Weltfinanzkrise 2008/2009 – dieses Mal nicht direkt Geld in die staatlichen Wohnbau- und Infrastruktur-Investitionen pumpt, sondern durch monetäre Lockerungen und Steuersenkungen die private Nachfrage anschiebt, benötigen die aktuellen Stimuli mehr Zeit. Die gesunkenen Renditen, das im Trend anziehende Kreditwachstum und die steigenden Defizite im Staatshaushalt zeigen aber, dass sie die gewünschte Wirkung bereits auf den vorgelagerten Stufen entfalten.

    Die konjunkturelle Belebung in China sollte schliesslich der europäischen Exportwirtschaft neuen Rückenwind verleihen. Zusammen mit binnenwirtschaftlichen Aufschwungskräften (u.a. fiskalische Impulse, robuster Konsum) stehen damit auch hier die Zeichen auf Erholung. Zweifelsohne gilt dieser freundliche Ausblick unter dem Vorbehalt, dass der Handelskrieg nicht eskaliert. Die Verschiebung eines Teils der von den USA eigentlich für September angekündigten Zölle auf importierte Konsumgüter aus China (z.B. Smartphones und Laptops) zeigt aber, dass Donald Trump sich durchaus bewusst ist, wie er sich mit den immer neuen Strafmassnahmen gegenüber China zusehends ins eigene Fleisch schneidet. Die Chancen für eine Annäherung der Streitparteien sind damit gross.

    Fazit: Trotz der Hochkonjunktur beim Wort Rezession gilt es Ruhe zu bewahren. Kurzfristig dürfte an den Finanzmärkten noch die Verunsicherung dominieren. Mittelfristig sollten sich die Rezessionsängste aber nicht bewahrheiten. Vor allem in Europa rechnen wir daher mit einer Rückkehr der Risk-on-Stimmung.


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