ROUNDUP/Vonovia
Mietendeckel schmälert Einnahmen 2020 - Aktie unter Druck
BOCHUM (dpa-AFX) - Eine mögliche Absenkung der Mieten in Berlin kann sich bei Vonovia ab dem kommenden Jahr auf die Mieteinnahmen auswirken. Eine Mietobergrenze würde die Einnahmen in Berlin im kommenden Jahr um 20 bis 25 Millionen Euro reduzieren, teilte Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern am Montag in Bochum mit. Das wären 10 Prozent der Mieteinnahmen in Berlin und rund ein Prozent der Gesamtmieten von Vonovia. Welche Auswirkung dies auf den Wert des Immobilienbestands haben wird, könne das Unternehmen noch nicht beziffern. Für 2019 bestätigte der Dax -Konzern seine Jahresziele.
Am Aktienmarkt kam die drohende Mietobergrenze nicht gut an. Vonovia-Anteilsscheine verloren im Vormittagshandel rund zwei Prozent an Wert. Das Papier von Grand City Properties fiel um 2,3 Prozent und von LEG um 1,4 Prozent. Noch kräftiger traf es die Papiere der Wohnimmobilienkonzerne, deren Wohnungen sich zum größten Teil oder komplett in Berlin befinden. Die Aktie der Deutschen Wohnen gab um 3,6 Prozent nach, die Titel von Ado Properties sanken um 3,8 Prozent. Damit setzten die Papiere der Immobilienunternehmen ihre Talfahrt der vergangenen Wochen weiter fort.
Vorzeitig am Sonntag bekanntgewordene Eckdaten für den in Berlin geplanten Mietendeckel sorgten für Wirbel und viel Kritik. Wohnungen sollen in den kommenden Jahren nach den Vorschlägen aus dem Haus von Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) nicht mehr als knapp acht Euro pro Quadratmeter kosten dürfen. Danach sind je nach Jahr des Erstbezugs und Ausstattung der Wohnung Kaltmieten von 3,42 bis 7,97 Euro möglich.
Wesentlicher Punkt dabei: Mieten, die über diesen Obergrenzen liegen, sollen die Bewohner über Anträge bei den Bezirksämtern absenken und zu viel gezahlte Beträge ab Antragstellung zurückfordern können. Vonovia hält hingegen die Pläne der Berliner Regierung weiterhin für verfassungswidrig. Zudem hält Analyst Thomas Rothaeusler den Entwurf für die Mietobergrenze für übertrieben. Der Entwurf werde heftigen Gegenwind bekommen.
Vor dem Hintergrund eines immer angespannteren Wohnungsmarktes hatte sich der rot-rot-grüne Berliner Senat schon Mitte Juni grundsätzlich darauf verständigt, die zuletzt vielfach stark gestiegenen Mieten für fünf Jahre auf dem jetzigen Stand einzufrieren. Die Mieter von 1,6 Millionen Wohnungen brauchten eine "Atempause", hieß es zu dem bundesweit einmaligen Vorstoß. Sorgte schon diese Ankündigung für Aufregung in Deutschland und einen Kursrutsch bei Wohnungskonzernen an der Börse, könnten die Debatten jetzt noch heftiger werden.
Die Wohnungswirtschaft zeigte sich bezüglich der jüngsten Pläne einer Mietobergrenze entsetzt. Die IHK nennt die Vorschläge unverhältnismäßig: "Wirtschaftlich wäre es für Berlin eine Katastrophe". Aus Sicht von Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, würde ein so gestalteter Mietendeckel "völlig über das Ziel hinaus schießen und damit vor allem diejenigen treffen, die dauerhaft und verantwortlich in den Wohnungsmarkt investieren".
Schon länger warnen Verbände, Genossenschaften oder Kleinvermieter davor, dass ein Mietendeckel zum Stillstand bei Investitionen und Modernisierungen führe. Jetzt könnte es für sie noch dicker kommen: Denn die nun angesetzten Obergrenzen sind niedriger als von vielen erwartet. Selbst der Mieterverein erachtet bei seinem Modell für einen Mietendeckel höhere Summen bis zu knapp 10 Euro plus Modernisierungsaufschläge als realistisch.
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Vonovia warnte erneut: Eine Mietobergrenze werde das Wohnungsproblem noch verschärfen, da dann weniger in den Bau neuer Wohnungen investiert werde. Sollte der Gesetzentwurf so kommen, dann könnte ein großer Teil der von Vonovia für Berlin geplanten Investitionen in andere Standorte umgeleitet werden, sagte ein Sprecher. Geplant sei, die Wohnungen, die sich im Bau befinden, fertigzustellen. "Über neue Projekte müssten wir gesondert diskutieren", ergänzte er. Nur etwa jede zehnte der knapp 400 000 Wohnungen von Vonovia befinden sich in der Hauptstadt.
Seit Jahren verdienen die großen Wohnungsvermieter dank der anziehenden Mieten in den Großstädten glänzend. Dabei profitieren sie vor allem von modernisierten Wohnungen. In der Regel können sie die Mieten anschließend auch stärker erhöhen. Wegen der Wohnungsnot setzen einige Konzerne neben Modernisierung verstärkt auch auf Neubau und Aufstockung bestehender Gebäude./mne/jsl/jha/