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    Parkgebühr fürs Geld wird zur Normalität

    Jeder findet es selbstverständlich, wenn er für sein Auto eine Parkgebühr zahlen muss. Gegen eine Parkgebühr fürs Geld formiert sich dagegen heftiger Widerstand. Nichts anderes sind aber die Negativzinsen, über die so heiß diskutiert wird. Gerade erst hat eine Umfrage im Auftrag von RTL und n-tv gezeigt, dass eine Mehrheit der Deutschen es befürwortet, dass Negativzinsen verboten werden – so wie es Finanzminister Scholz gerade prüfen lässt.

    Dabei werden sich Negativzinsen langfristig gar nicht vermeiden lassen. Darauf hatte ich schon 2013 hingewiesen und dafür von manchen Lesern heftigen Widerspruch geerntet. Nun kommt das Thema erneut auf, und es wird nicht das letzte Mal sein. Auch in 10 Jahren werden wir uns damit noch beschäftigen.

    Dahinter steht die Erkenntnis, dass unser Geldsystem sich seinem Zusammenbruch nähert und die Niedrig- bzw. Negativzinsen ein Phänomen dafür sind. Sie sind gleichzeitig ein lebensverlängernder Mechanismus. Er wirkt darauf hin, dass sich der Zusammenbruch hinauszögert.

    Grund dafür ist die Tasache, dass der Berg an Geldvermögen und das ihm gegenüberstehende Loch an Schulden ein Ausmaß erreicht haben, das an seine Grenzen stößt. Das riesige Schuldenloch kann nur noch dadurch aufrechterhalten werden, dass das Heer an Schuldnern Zinserleichterungen erhält. Ansonsten würden immer mehr Schuldner kollabieren und eine Kettenreaktion auslösen, die zum Zusammenbruch führt. Nur wenn die vom Kollaps bedrohten Schuldner weniger Zinsen zahlen müssen, kann ihr Kollaps aufgeschoben werden und das System erst einmal überleben.

    Für die kreditwürdigsten Schuldner, zum Beispiel den deutschen Staat, bedeutet das, dass er gar keine Zinsen mehr zahlen muss. Im Gegenteil: Er bekommt sogar noch Zinsen dafür, wenn er sich Geld leiht. Diese Art von Negativzins gab es übrigens schon, bevor die EZB damit anfing, Strafzinsen von den Banken zu kassieren, die diese jetzt eventuell an uns Sparer weitergeben wollen.

    Der Prozess in Richtung weiter fallender Zinsen wird unwiderruflich weitergehen und allenfalls durch vorübergehende Gegenreaktionen nach oben unterbrochen – so wie in den USA in den vergangenen beiden Jahren.

    Gleichzeitig muss das System aus Geldvermögen und Schulden weiter wachsen (die Begründung dafür steht in unserem Buch). Es müssen also immer neue Schuldner gefunden werden. Und dabei kommt den kreditwürdigsten Schuldnern eine besondere Rolle zu: Je mehr sie von den neuen Schulden übernehmen, desto länger kann das System weiterleben, ohne zu kollabieren. Folgerichtig wächst derzeit der Druck auf die Bundesregierung – nach herkömmlichen Maßstäben einer der kreditwürdigsten Schuldner weltweit – wieder mehr Schulden zu machen.

    Hier passt also eins eins zum anderen, wenn man die dahinter stehenden Wirkungszusammenhänge durchschaut. Deshalb war die vor Jahren mit viel Premborium geschaffene „Schuldenbremse“ von vornherein eine allenfalls vorübergehende Erscheinung, die früher oder später wieder eingemottet werden dürfte. Erste „Schafft-sie-ab-Forderungen“ gibt es bereits, und sie werden in den nächsten Jahren zunehmen, wetten? Vorher werden natürlich die „Spielräume“ genutzt werden, die selbst die Schuldenbremse zum Schuldenmachen bietet.

    Fakt bleibt – und das schreibe ich schon seit Jahren: Der Staat kann sich in dieser systembedingten Geld-Schuldenspirale nicht dauerhaft als Schuldner zurückziehen, wie sich das einige Sparpolitiker noch vor Kurzem vorgestellt hatten.

    Schauen wir uns noch die andere Seite der Medaille an, den Geldvermögensberg: Auch dieser ist inzwischen nicht nur riesig groß, sondern auch er wird in Zukunft weiter wachsen. Wenn also das Angebot an Sparvermögen weiter zulegt, MUSS der Preis dafür, also der Zins, logischerweise im Trend weiter fallen.

    Das heißt: Beide Seiten, die Angebots- und die Nachfrageseite, sorgen dafür, dass die Zinsen langfristig weiter fallen und der Negativzins alles andere sein wird als eine vorübergehende Erscheinung. Die Notenbanken sind nur Verwalter, nicht Verursacher dieses Trends. Klar, sie könnten gegensteuern und die von ihnen beeinflussbaren Zinsen im kurzfristigen Bereich nach oben bringen (vom Tagesgeld bis hin zu Laufzeiten von – sagen wir – ein bis zwei Jahren). Damit würden sie aber recht bald eine veritable Krise auslösen und sich daran die Finger verbrennen. US-Notenbankchef Powell hat in dieser Hinsicht im vergangenen Jahr eine erste Erfahrung gemacht. Er hätte sich dabei beinahe die Finger verbrannt.

    Ob wir es also gut finden oder nicht: Negativzinsen fürs Geld werden irgendwann so normal sein wie Parkgebühren fürs Auto,

    meint Ihr
    Raimund Brichta


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    Raimund Brichta
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    Raimund Brichta moderiert im Nachrichtensender n-tv seit Anfang der 90er-Jahre die TELE-BÖRSE, die älteste und populärste TV-Börsensendung Deutschlands. Außerdem ist der Diplom-Volkswirt als freier Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig. Er hat sich nicht nur als Moderator und Börsenreporter, sondern auch als Gastredner und Autor einen Namen gemacht. Sein Fachbuch "Die Wahrheit über Geld"* (www.diewahrheituebergeld.de) ist im Börsenbuchverlag erschienen. Er ist redaktioneller Leiter der Anlegerseite wahre-werte-depot.de sowie Autor, Moderator und Co-Produzent einer erfolgreichen Video-Edition für Privatanleger. Brichta ist Träger des State-Street-Preises für Finanzjournalisten des Jahres 2008.
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    Verfasst von Raimund Brichta
    Parkgebühr fürs Geld wird zur Normalität Jeder findet es selbstverständlich, wenn er für sein Auto eine Parkgebühr zahlen muss. Gegen eine Parkgebühr fürs Geld formiert sich dagegen heftiger Widerstand. Nichts anderes sind aber die Negativzinsen, über die so heiß diskutiert wird. Gerade …