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    Nullsummenglaube  3298  4 Kommentare Sind die Reichen reich, weil die Armen arm sind?

    Viele Menschen glauben, dass die Welt so funktioniert, wie das Bertolt Brecht in seinem Gedicht zum Ausdruck brachte:

    „Reicher Mann und armer Mann

    standen da und sah’n sich an,

    und der Arme sagt bleich:

    Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.“

    Der Reiche ist reich, weil er dem Armen etwas genommen hat – für Menschen, die so denken, ist das Wirtschaftsleben ein Nullsummenspiel, so wie beim Tennis, wo einer verlieren muss, damit der andere gewinnt.

     „Lasst einige zuerst reich werden”

    Obwohl dieses Denken sehr verbreitet ist, ist es grundfalsch. Ein Beispiel dafür ist die erstaunliche Entwicklung in China in den vergangenen vier Jahrzehnten. Niemals in der Geschichte sind in so kurzer Zeit so viele Menschen bitterer Armut entronnen wie in China. Nach Angaben der Weltbank betrug der Prozentsatz extrem armer Menschen in China 1981 noch 88,3 Prozent. 1990 war die Zahl bereits auf 66,2 Prozent gesunken, und 2015 waren nach den Daten der Weltbank nur noch 0,7 Prozent der Chinesen extrem arm. Die Zahl der Armen sank in China in diesem Zeitraum von 878 Millionen auf unter zehn Millionen.

    Diese ganze Entwicklung begann mit den ökonomischen Reformen von Deng Xiaoping. Er gab die Leitlinie aus: „Lass einige zuerst reich werden.“ In den folgenden Jahrzehnten wurde das Privateigentum an Produktionsmitteln erlaubt, der Einfluss des Staates in der Wirtschaft wurde im Vergleich zur Zeit von Mao Zedong zurückgedrängt. Überall in China entstanden kapitalistische „Sonderwirtschaftszonen“.

    Während es zu Maos Zeiten keine Milliardäre in China gab, war die Zahl dank dieser kapitalistischen Reformen bis zum Jahr 2010 auf 64 gestiegen. Heute gibt es 324 Milliardäre in China, ohne die 71 Milliardäre mitzurechnen, die in Hongkong leben. In keinem Land der Welt – außer in den USA – gibt es heute mehr Milliardäre als in China. Nach der Nullsummentheorie wäre diese Entwicklung gar nicht zu erklären. Der starke Rückgang der Zahl der Armen und der starke Anstieg der Zahl der Milliardäre sind nur zwei Seiten derselben Medaille.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Nullsummenglaube Sind die Reichen reich, weil die Armen arm sind? Viele Menschen glauben, dass die Welt so funktioniert, wie das Bertolt Brecht in seinem Gedicht zum Ausdruck brachte: „Reicher Mann und armer Mann standen da und sah’n sich an, und der Arme sagt bleich: Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.“ Der Reiche ist reich, weil er dem Armen etwas genommen hat – für Menschen, die so denken, ist das Wirtschaftsleben ein Nullsummenspiel, so wie beim Tennis, wo einer verlieren muss, damit der andere gewinnt.