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    Krise  3704  2 Kommentare Argentinien in der Sackgasse: Wie finden Anleger wieder heraus?

    Schlamassel für Argentinien-Anleger: Das Land kämpft mit Finanzmarktkontrollen gegen Kapitalflucht, S&P stellt Zahlungsausfall fest und am allerliebsten würde das Andenland den Rückzahlungstermin für die IWF-Milliardenkredite verschieben. Alles aus in Argentinien? Die wallstreet:online-Redaktion hat sich auf die Suche nach Auswegen für Anleger gemacht.

    Argentiniens Staatsanleihen verzeichnen Rekordtiefs und die Landeswährung ist immer stärker unter Druck. Und am Montag gab es beunruhigende Entwicklungen vor den Banken, denn es bildeten sich Schlangen, weil die Kunden ihre Einlagen abheben wollten.

    Expertenstimmen zur Lage

    Michael Bollinger von UBS Wealth Management sieht in der stärkeren Finanzmarktkontrolle des argentinischen Staates ein „Zeichen der Verzweiflung“, so Reuters. Bereits am Montag konstatierte Bollinger: „Kapitalkontrollen sind ein Stress-Zeichen am Markt und spiegeln wieder, dass die Zeichen für Argentinien schwach sind.“ Und weiter: „Wenn der Peso weiter nachgibt, drückt das auf das Kreditprofil.“

    "Kapitalkontrollen sind nicht ideal, aber sie sind notwendig, wenn der Wechselkurs gebremst werden soll", kommentierte Marina Dal Poggetto, Geschäftsführerin von EcoGo, einer Wirtschaftsberatungsgruppe in Buenos Aires, die Ereignisse gegenüber der NYT.

    Unterdessen befürchten Investoren bereits eine Wiederholung von 2001, als das Land in eine der schwersten Wirtschaftskrisen stürzte. Seinerzeit erklärte Eduardo Duhalde den Staatsbankrott und hob die Peso-Dollar-Bindung auf. Sein Amtsvorgänger hatte alle Privatkonten einfrieren lassen – Argentinier horteten ihr Geld in Form von US-Dollar zu Hause. Laut den jüngsten Maßnahmen, die am Sonntag bekannt wurden, sind die Argentinier darauf beschränkt, nicht mehr als 10.000 US-Dollar pro Monat in Fremdwährung zu tauschen. Dies lässt Erinnerungen an 2001 aufkommen.

    Eine deutliche Warnung spricht Goldman Sachs aus, denn so Business Insider, der eher pessimistische Ton an den Finanzmärkten führt dazu, dass das Investmenthaus mit der größten Rezession Argentiniens seit 18 Jahren rechne. In einem am Freitag veröffentlichten Bericht hat das Goldman Sachs-Analyseteam seine Prognosen für die argentinische Wirtschaft revidiert. Es erwartet nun, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes 2019 stärker schrumpfen wird: nämlich um 3,2 Prozent, gegenüber einer früheren Schätzung von Minus 1,1 Prozent.

    "Wir prognostizieren, dass das Land drei aufeinander folgende Jahre lang ein sinkendes BIP erleben wird, was die tiefste und längste Rezession seit der Krise von 2001 zu sein scheint", schrieb Tiago Severo, Analyst bei Goldman Sachs.

    Rückblick auf die jüngsten Daten und Ereignisse

    Argentiniens Regierung schränkt den Devisenhandel ein, um die Finanzmärkte zu stabilisieren, da sich die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas in einer sich verschärfenden Wirtschaftskrise befindet. Die neuesten Schätzungen von IHS Markit deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit eines Staatsbankrotts innerhalb eines Jahres bei 64 Prozent liegt.

    Die am Sonntag angekündigten befristeten Maßnahmen ermöglichen es der Regierung, die Fremdwährungskäufe ­- nach einem starken Rückgang des hochsensiblen Pesos - zu begrenzen. Alle Unternehmen müssen nun die Erlaubnis der argentinischen Zentralbank einholen, um Pesos zu verkaufen und Fremdwährungen zu kaufen, um Überweisungen ins Ausland vorzunehmen. So soll die Funktion der Wirtschaft gewährleistet werden.

    Der jüngste Schritt folgt auf die überraschende Ankündigung vom Mittwoch, dass Argentinien versuchen würde, die Zahlungen für Schulden in Höhe von rund 100 Milliarden US-Dollar aufzuschieben, was die Ratingagentur S&P nach ihren eigenen Kriterien als Zahlungsausfall eingestuft hat.

    Der Peso ist seit dem 11. August 2019 um mehr als 30 Prozent gefallen, als der wirtschaftsliberale Präsident Mauricio Macri eine Niederlage bei den Vorwahlen hinnehmen musste. Zuletzt hatte die Regierung mit Stützungskäufen einen weiteren Niedergang des Peso zu stoppen versucht. Die Notenbank verkaufte seit Mitte August Währungsreserven im Wert von mehr als einer Milliarde US-Dollar und Händlern zufolge wurden alleine am Dienstag Reserven über 300 Millionen US-Dollar veräußert.

    Ausblick

    Für die US-Fondsgesellschaft Blackrock landet Argentinien auf Platz 57 von 60 in Bezug auf Risiken wie Zahlungsbereitschaft, Haushaltsspielraum, Gesundheit des Finanzmarktes und Finanzpositionierung, so ORF. Und Jan Dehn, Analysechef beim Investmentmanager Ashmore Group, sagte über Argentinien: „Es hat eines der höchsten Pleiterisiken überhaupt.“ Mit dem Ausblick von Goldman Sachs sollten Anleger bei Argentinien eher mit Vorsicht betrachten. Erst nach den Präsidentenwahlen im Oktober 2019 empfiehlt es sich für Investoren nochmal die Chancen und Risiken zu bewerten.





    wallstreetONLINE Redaktion
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