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    Immobilien und Gold  20548  1 Kommentar Abschiedsstreich des Mario Draghi: Zwei Optionen für Anleger in der Nullzins-Epoche

    Noch-EZB-Präsident Mario Draghi ist der „Buhmann“ der Sparer. Die EZB hat den Leitzins bei unveränderten 0,00 Prozent belassen. Wo können Anleger in der Nullzins-Ära trozdem auf Rendite hoffen?

    Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank, sagte exklusiv gegenüber wallstreet:online: „Was des Sparers Leid, ist des Häuslebauers Freud. Denn wer aktuell plant, ein Haus zu bauen und sich dafür Geld leihen möchte, der profitiert vom historisch niedrigen Zinsumfeld.“ Herr Lang führt weiter aus: „Zum Leidwesen der Sparer bleibt sich EZB-Präsident Draghi auch auf der Zielgeraden seiner Amtszeit treu und liefert noch einmal ordentlich ab. Er hat sogar noch einen neuen Pfeil im Köcher gefunden. Die ultralockere Geldpolitik wird weit über das bisherige Datum, nämlich Mitte 2020, verlängert werden.“

    Jetzt in Edelmetalle umschichten?

    Für Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel, steht fest: „Die EZB hat mit ihrer Entscheidung deutlich gemacht: Euro-Bankguthaben, aber auch in Euro denominierte Schuldpapiere sind ein Verlustgeschäft“. Und weiter: „Für langfristige Anleger sind Gold und Silber ein geeigneter Ersatz für verlustträchtige Euro-Termin- und -Spareinlagen. Zu aktuellen Preisen ist es aus unserer Sicht immer noch attraktiv, Bankguthaben in Gold- und Silberpositionen umzuschichten.“

    Ralph Malisch, Redakteur von Smart Investor, der neuen Partnerredaktion von wallstreet:online, sagte zum Anlagetipp: 'Jetzt in Gold umschichten', folgendes: „Man sollte in dieser Phase die Tagesschwankungen im Goldpreis nicht überbewerten. Korrekturen, Rücksetzer und eine gewisse Skepsis sind gesunde Begleiterscheinungen einer übergeordneten Aufwärtsbewegung. Die Chancen stehen weiter gut, dass wir gerade – nach Jahren der Vernachlässigung – Zeugen der Geburtswehen eines noch länger anhaltenden Aufwärtstrends in Edelmetallen und Edelmetallanlagen werden.“

    Das Inflations-Märchen der EZB

    Für die einen sind es Immobilien, für die anderen Edelmetalle, die Anleger jetzt als Anlageziele ins Visier nehmen könnten. Fest steht, dass die Niedrig-Zinspolitik solange fortgeführt werden soll, bis das Inflationsziel von knapp zwei Prozent erreicht wird. Die Inflationsprognose für das laufende Jahr senkten die EZB-Ökonomen auf 1,2 Prozent und für 2020 auf ein Prozent. „Zunächst steht fest: Die Negativzinsen der EZB werden uns noch ein paar Jahre begleiten“, so Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, exklusiv für wallstreet:online. Sein Ausblick lautet: „Ohne ein deutliches Engagement der Regierungen, insbesondere bei Investitionen, werden auch die langfristigen Renditen noch lange extrem niedrig bleiben.“

    Für de la Rubia steht fest: „Die eigentliche Message von EZB-Chef Mario Draghi war, dass jetzt die Fiskalpolitik am Zuge ist. So deutlich wie nie zuvor hat er (…) von den Regierungen der Euroländer eingefordert, die Konjunktur zu stützen.“ Nach der Amtszeit von Draghi wird die ehemalige IWF-Chefin Christine Lagarde „ebenfalls diese Linie vertreten“. Denkbar für Cyrus de la Rubia sind weitere Zinssenkungen, eine Aufstockung der Anleihekäufe und eine Stärkung der Forward Guidance. „Ob es etwas bringt, steht auf einem anderen Blatt“, so de la Rubia.

    So reagieren die Märkte auf den Draghi-Streich

    Ulf Krauss, Rentenmarktstratege bei der Helaba, ordnet die Marktreaktion auf die gestrige EZB-Entscheidung für Anleger folgendermaßen ein: „An den Kapitalmärkten kam es (…) zeitweise zu einem merklichen Renditerückgang. Hier liegt auch die größte Gefahr der EZB-Entscheidung. Das negative Renditeniveau wird konserviert.“ Auf was sollen Anleger zukünftig achten? „Für konservative Anleger gibt es unter Chance-Risikoaspekten jedoch kaum Alternativen zum Rentenmarkt. Der jüngste Rückgang der italienischen Renditen zeigt, dass im Euroraum die letzten positiven Kupons gerade eingesammelt werden“, so Krauss. Abschließend sagte der Helaba-Rentenmarktstratege gegenüber der wallstreet:online-Redaktion: „Risikoüberlegungen rücken offenbar immer stärker in den Hintergrund. So gesehen ist auch der gestaffelte Eigenlagensatz nur ein schwacher Trost.“

    Gefahren einer Immobilienblase und der Blick über den Tellerrand

    Ulrike Kastens, DWS-Volkswirtin Europa, ordnet die EZB-Entscheidung für Europa so ein: „Die Staatsanleihekäufe entwickeln sich somit zu einem dauerhaften Instrument. Die Senkung des Einlagensatzes, die Einführung eines zweistufigen Systems beim Einlagenzins und die verbesserten Konditionen bei den Langfrist-Tendern runden das Paket ab. Letzteres unterstützen vor allem die Banken in Europa.“

    Für Kastens sind mit den jüngsten EZB-Maßnahmen erhebliche Risiken verbunden, denn zu den negativen Effekten der Niedrigzinspolitik zählt die Volkswirtin eine Preisblase am Immobilienmarkt und die privaten Sicherungssysteme – also die Altersvorsorge. Ferner werde die EZB-Politik zu steigenden Akzeptanzproblemen bei der Bevölkerung führen. Für Kastens steht fest: „Die Geldpolitik hat ihre Grenzen erreicht und übergibt den Staffelstab nun an die Fiskalpolitik, die dem Ruf noch zögerlich, aber spätestens im Falle einer Ausbreitung der Wachstumsverlangsamung, in Breite folgen wird.“

    Thomas Böckelmann, Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch, vertritt die Auffassung, dass die jüngsten EZB-Maßnahmen für die reale Wirtschaft „wenig bis nichts“ bedeuten. „Den Marktteilnehmern geht es bei geldpolitischen Maßnahmen in erster Linie um die Flutung mit Liquidität, die sich ihren Weg in Form steigender Kurse in den meisten Anlageklassen bahnt“, so Böckelmann. In Bedrängnis kommen die Banken, denn „negative Zinsen führen faktisch zu Fehlallokationen, da der Zins keine Lenkungsfunktion beim Investieren erfüllt und als Risikomesser Fehlsignale gibt.“ Für Böckelmann ist die EZB-Entscheidung in erster Linie ein Geschenk an die Politik: „Die Notenbank handelt so, damit sich Staaten verschulden und fiskalpolitisch die Herausforderungen der Zeit maximal günstig lösen können.“




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