Deutsche Automobilzulieferer im Ausverkauf: Hände weg oder zugreifen? 3 Foolishe Meinungen - Seite 2
Die depressiven Charts passen da einfach nicht dazu. Wo sonst erhält man so viel Hightech zu solchen Schnäppchenpreisen?
Die Risiken übersteigen die Chancen gewaltig
Christoph Gössel: Da magst du recht haben Ralf, man wird in der Branche sicherlich außergewöhnliche Schnäppchenkäufe machen können. Was mich jedoch von einem Investment abhält, ist die immense Unsicherheit in der Branche: Langfristig wird sich die Welt vom Verbrennungsmotor verabschieden und durch Batterie und Elektromotor (vielleicht aber auch eine andere Technologie) beerbt werden. Und das wird dazu führen, dass die Komponenten, die für Verbrennungsmotoren und deren Antriebsstränge benötigt werden, über die Zeit obsolet werden.
Das schafft für alle Unternehmen in der Branche ein erhebliches langfristiges Risiko, da sie sich so positionieren müssen, dass sie diesen Übergang ohne große Schwierigkeiten meistern. Das ist leichter gesagt als getan, da die zukünftige Struktur der Branche noch überhaupt nicht klar ist: Welche Wertschöpfung werden die Autohersteller in Zukunft selbst leisten, wo steigen neue Unternehmen in den Markt ein und wie können sich Zulieferer hier am besten positionieren?
Für Investoren ist es zudem extrem schwer einzuschätzen, welche Unternehmen die führenden Technologien entwickeln werden. Die meisten von uns Investoren haben keine großen Kenntnisse im Ingenieurswesen oder in der Elektrotechnik, die es uns erlauben würden, die technischen Entwicklungen in den Unternehmen zu beurteilen. Stattdessen bleibt uns fast nur noch das Vertrauen in die Unternehmen und ihre Managementteams, die bevorstehenden Herausforderungen möglichst gut zu meistern.
Unsicher ist außerdem, inwiefern die Mobilitätswende bei den Zulieferern tatsächlich auch für langfristige Gewinnsteigerungen sorgen können wird oder ob die notwendigen Investitionen reine „Arterhaltung” ohne Mehrwert sind.
Wir Fools investieren gern in Unternehmen mit starken und möglichst sicheren Marktpositionen, die durch Wettbewerbsvorteile untermauert werden. Das versetzt uns in die Lage, uns bei unseren langfristigen Investitionen entspannt zurücklehnen zu können. In einer Branche, die sich so stark verändert, wie es die Automobilindustrie derzeit tut, ist das aus meiner Sicht nicht gegeben.
Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte …
Thomas Brantl: Ralf, Christoph – ich glaube, dass ihr beide mit euren Argumenten irgendwo recht habt! Wie Ralf halte ich es ebenfalls für absolut übertrieben zu glauben, dass von heute auf morgen niemand mehr einen BMW, Daimler oder einen Volkswagen kaufen möchte! Zu viele Gründe sprechen für die Produkte dieser Unternehmen.
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