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    OECD-Migrationsstudie  253  0 Kommentare  Weniger Flüchtlinge, mehr Arbeitsmigranten

    BERLIN (dpa-AFX) - Deutschland ist als Zuwanderungsland nach wie vor beliebt. Das geht aus einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, die am Mittwoch in Berlin und Paris vorgestellt wurde. Demnach ist Deutschland im Vergleich der OECD-Staaten nach den USA nach wie vor das zweitbeliebteste Zuwanderungsland. Flucht ist dabei immer seltener Grund für Menschen, nach Deutschland auszuwandern. Stattdessen kämen immer mehr Menschen zum Arbeiten oder studieren in die Bundesrepublik, sagte OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig.

    Die Zahl der Erstanträge auf Asyl ging laut der Studie 2018 in Deutschland um 18,3 Prozent auf 162 000 Anträge zurück. In allen 36 Mitgliedsstaaten der OECD wurden im vergangenen Jahr 1,07 Millionen Erstanträge gestellt, das waren 35 Prozent weniger als in den Rekordjahren 2015 und 2016 (je 1,65 Millionen Erstanträge). Das sei ein "sehr niedriger Stand", sagte Liebig. Die OECD rechne aber damit, dass es in den kommenden Jahren erneut zu einem großen Zuzug von Asylsuchenden kommen könnte. "Wir wissen nur nicht, wann".

    Insgesamt zog die Migration in den OECD-Staaten 2018 nach zwei Jahren des Rückgangs wieder leicht um zwei Prozent an. Laut der Studie wanderten 5,3 Millionen Menschen im Jahr 2018 dauerhaft in OECD-Staaten ein. Die Experten beobachten, dass Änderungen in der Asylpolitik in den OECD-Staaten darauf abzielen, dass Asylverfahren beschleunigt und Aufnahmezentren besser genutzt werden. In der EU sei die Zahl der Erstanträge 2018 auf das Niveau von 2014 zurückgegangen. Die EU-Kommission hatte am Dienstag jedoch von einem deutlich Anstieg im Juli dieses Jahres berichtet.

    Die Chancen von Zuwanderern, in Deutschland einen Job zu finden, sind dabei sehr gut: Ende 2018 hatten erstmals 70 Prozent der Zuwanderer in Deutschland Arbeit. Die Qualität der Jobs sei allerdings bescheiden, viele Zuwanderer würden schlecht bezahlt und seien überqualifiziert. Eine Veränderung beobachtet die OECD auch bei den Staaten, aus denen die Arbeitsmigranten auswandern.

    So kommen immer weniger Menschen zum Arbeiten aus Osteuropa nach Deutschland - Polen etwa entwickelt sich immer mehr vom Herkunfts- zum Zielland für Arbeitsmigranten. Stattdessen suchen immer häufiger Menschen aus dem Westbalkan Arbeit in Deutschland. Gleichzeitig geht die Zahl der Asylanträge aus den besagten Ländern Serbien, Montenegro, Kosovo, Albanien, Bosnien und Nordmazedonien zurück. Das sei ein Erfolg der sogenannten Westbalkan-Regelung, sagte Liebig.

    Während der Flüchtlingskrise Ende 2015 hatte Deutschland eine bis Ende 2020 befristete Sonderregelung geschaffen, die auch gering qualifizierten Jobsuchenden aus diesen Staaten die Aussicht auf ein Visum eröffnet. Damit sollte auch vermieden werden, dass sie per Asylantrag nach Deutschland einzuwandern versuchen. Das habe gut funktioniert, sagte Liebig. Insofern könnte die Westbalkan-Regelung auch Vorbild für andere OECD-Staaten sein.

    Neben den bereits arbeitenden Menschen kommen auch immer mehr internationale Studenten nach Deutschland. So löste die Bundesrepublik 2017/2018 Frankreich erstmals als wichtigstes nicht englischsprachiges Empfangsland für internationale Studenten ab.

    Für das Jahr 2017, für das nun endgültige Zahlen vorliegen, sehen die Experten OECD-weit Familienangehörige als größte Gruppe an Zuwanderern. Gestiegen ist die Zahl der Migranten, die für einen begrenzten Zeitraum zum Arbeiten in eines der OECD-Länder eingewandert sind (plus 11 Prozent). Top-Destination war dabei Polen./afa/DP/jha





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