Geschichte der Derivate Teil 2
Griechenland – die Philosophie des Tradings - Seite 2
Thales: Philosoph und Trader
Dass das Handelsgewerbe für die meisten griechischen Vollbürger nicht in Frage kam, heißt nicht, dass sie sich nicht mit den Möglichkeiten des Geldverdienens auseinandersetzten. Das zeigt eine Geschichte über den griechischen Philosophen und Mathematiker Thales von Milet. Aufgrund seiner astronomischen Analysen sah Thales bereits im Winter eine überdurchschnittlich üppige Olivenernte für den Herbst voraus. Er handelte daher frühzeitig mit allen Besitzern von Olivenpressen in der Region das Recht, aus, die Pressen zur Erntezeit gegen eine vergleichsweise geringe Gebühr nutzen zu dürfen. Als die Olivenernte alle Erwartungen übertraf, konnte er das Nutzungsrecht mit einem deutlichen Aufschlag weiterverkaufen und somit ein kleines Vermögen anhäufen.
Renaissance der Griechen
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Die Anekdote über Thales wurde von Aristoteles in seiner staatspolitischen Abhandlung „Politik“ zu Papier gebracht und gilt heute als Beleg für eine der ersten Call-Optionen der Geschichte. Gleichwohl wollte Aristoteles mit seiner Erzählung lediglich demonstrieren, wie einfach es für Philosophen war, reich zu werden, wenn sie es nur wollten. Dass die Griechen trotzdem noch heute für zahlreiche Trader zum Maß aller Dinge gehören, ist auf eine andere Geschichte zurückzuführen. Im Jahr 1973 entwickelten die Finanzmathematiker Fischer Black und Myron Samuel Scholes ihr berühmtes Black-Scholes-Modell zur finanzmathematischen Bewertung von Optionen. Die einzelnen Ableitungen des Optionspreises nach den jeweiligen Modellparametern benannten sie nach Buchstaben aus dem griechischen Alphabet – den sogenannten „Griechen“ (Greeks). So gibt zum Beispiel das Delta an, wie sich der Preis einer Option ändert, wenn sich der zugrunde liegende Basiswert (zum Beispiel eine Aktie) um eine Einheit verändert. Weitere Kennzahlen sind das Gamma, Vega, Theta, Rho und Omega. Auf diese Weise sind „die Griechen“ auch in der Welt der Finanzen noch heute sehr lebendig. Auch wenn sich ein Kuckucksei darunter geschmuggelt hat: die Kennzahl Vega ist nämlich der Phantasie der Namensgeber und nicht dem griechischen Alphabet entsprungen.
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