Mit Börsenweisheiten ist es wie mit Klischees
Gestern wurde gemeldet, dass die jährliche Inflation in den USA im September, wie bereits im August, bei 1,7 % lag. Gedämpft wurde die Teuerung durch gesunkene Energiepreise (-4,8 %).
Auch die Kernrate, die volatile Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, blieb zum Vormonat unverändert – bei 2,4 %.
Wohl ungeachtet der Tatsache, dass die Notenbanken eigentlich stärker auf die Kernrate der Inflation achten, war in einzelnen Medien zu lesen, dass die US-Notenbank mit der Inflation von 1,7 % weiterhin ihr Ziel von 2 % verfehlt und damit Spielraum für eine dritte Leitzinssenkung besteht.
Dritte Leitzinssenkung? – Der Markt wusste es schon frühzeitig
Vor dem Hintergrund der Konjunktureintrübung und den jüngsten Aussagen von Jerome Powell glaube auch ich inzwischen an einen dritten Zinsschritt. Und als ich heute darüber so nachdachte, fiel mir auf, dass der Markt schon vor Monaten drei Zinsschritte in 2019 erwartet hatte – und zwar bereits zu einem Zeitpunkt, als die US-Wirtschaft noch auf Hochtouren lief und Zinssenkungen eigentlich noch nicht abzusehen oder nötig waren. In dem Zusammenhang fiel mir dann auch die Börsenweisheit „Der Markt hat immer Recht“ ein.
Es ist aber so eine Sache mit den Börsenweisheiten. Denn eine andere sagt „Never fight the Fed“. Nun war es in den vergangenen Monaten aber eben so, dass der Markt stets mehr Leitzinssenkungen der Fed erwartet hat als die Notenbank selbst. Worauf sollte man also in dieser Zeit vor dem Hintergrund der beiden Sprichwörter setzen?
Der Markt hat immer Recht
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Aus heutiger Sicht wäre es gut gewesen, auf den Markt zu hören. Denn die Fed hat inzwischen den Leitzins zwei Mal gesenkt. Und nach jüngsten Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell wird sie wohl noch einen dritten Schritt vollziehen (siehe vorgestrige Börse-Intern). Diese Entwicklung hat der Markt schon längst erwartet. Die Marktzinsen laufen dadurch der Leitzinsentwicklung schon seit Monaten voraus.
Never fight the Fed
Es war aber auch durchaus richtig, sich nicht gegen die Fed und damit gegen die niedrigen und wieder sinkenden Zinsen zu stellen. Denn mit den sinkenden Zinsen hat der Markt eine wirtschaftliche Eintrübung eingepreist, die sich inzwischen auch immer stärker in den „harten“ Wirtschaftsdaten abzeichnet. Doch wer den pessimistischen Märkten gefolgt wäre und US-Aktien verkauft oder sogar geshortet hätte, der hätte dadurch bislang nicht wirklich viel gewonnen. Schließlich stehen die US-Indizes immer noch knapp unter ihren Allzeithochs.
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