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    Börsen-Zeitung  354  0 Kommentare Auf der abschüssigen Bahn / Kommentar zum Aktienmarkt von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Auch in der gerade abgelaufenen Woche haben die
    Aktienmärkte nicht gerade ermutigende Konjunktur- und
    Unternehmensnachrichten empfangen. China meldete am Freitag einen
    erneuten Rückgang seines BIP-Wachstums von 6,2% auf nur noch 6% im
    dritten Quartal und verfehlte damit die Erwartungen der
    Marktteilnehmer. Hinzu kam eine erneute Gewinnwarnung aus der
    Automobilbranche. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen schockte die
    neue Renault-CEO Clotilde Delbos den Markt mit der Erwartung, dass
    der Erlös im laufenden Jahr um zwischen 3% und 4% sinken wird, sowie
    mit einer Reduzierung der Prognose für die operative Marge von 6% auf
    5%.

    Nach wie vor ist von einer Stabilisierung des globalen Wachstums
    nichts zu spüren, von der noch zu Jahresbeginn von vielen erhofften
    Beschleunigung ganz zu schweigen. Vielmehr befinden sich die
    Wachstumsraten unverändert auf der abschüssigen Bahn. Das schlägt
    sich auch in den Prognosen nieder. Wie zu befürchten war, hat der IWF
    seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft im laufenden Jahr
    weiter von 3,2% auf 3% gesenkt. Das ist mittlerweile weit weg von den
    3,7%, die noch vor zwölf Monaten vorausgesagt wurden. Für das
    kommende Jahr werden nun 3,4% prognostiziert, was immerhin eine
    leichte Beschleunigung bedeuten würde. Aber auch die Erwartungen für
    2020 befinden sich auf der abschüssigen Bahn, und es ist noch völlig
    offen, ob im nächsten Jahr am Ende tatsächlich noch eine 3 vor dem
    Komma zu sehen sein wird.

    "Eskalierende Spannungen und eine mögliche Abkehr von der
    multilateralen, auf Regeln beruhenden Handelsordnung zählen zu den
    zentralen Gefahren für die globalen Konjunkturaussichten", so der IWF
    vor einem Jahr. Doch seine Warnung vor einer Unterbrechung weltweiter
    Lieferketten, höheren Preisen und einem Vertrauensverlust sowohl bei
    Unternehmen als auch an den Finanzmärkten verhallte wirkungslos. Der
    von US-Präsident Donald Trump angezettelte Handelskonflikt hatte
    seither weitere zwölf Monate Zeit, seine schadhaften Wirkungen zu
    entfalten. Sollten die derzeitigen Verhandlungen in den kommenden
    Wochen zumindest zu einer Teileinigung führen, könnte diese
    Entwicklung gestoppt werden. Deutliche Kurssteigerungen an den
    Aktienmärkten wären die sehr wahrscheinliche Folge - und für Trump
    mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr vielleicht
    auch ein verlockendes Motiv. Ganz anders sähe es aus, wenn der
    Konflikt noch lange weiter brodelt oder sich weiter verschärft.

    Eine Entspannung in den Beziehungen der beiden rivalisierenden
    größten Volkswirtschaften ist damit dringend notwendig, nicht zuletzt
    auch angesichts der Tatsache, dass der derzeitige Konjunktur- und
    Aktienzyklus mit mehr als zehn Jahren schon sehr alt ist. In einer
    Studie kam der Daten- und Informationsdienstleister IHS Markit zu dem
    Ergebnis, dass die vom Handelskonflikt ausgehende Verunsicherung die
    Ausrüstungsinvestitionen in den USA um 100 Mrd. Dollar bzw. 0,5% des
    BIP gedrückt hat, mit Folgen für die gesamte Weltwirtschaft.

    Neben der Politik werden die Marktteilnehmer damit in den
    kommenden Wochen die Konjunkturdaten auf Anzeichen einer
    Stabilisierung oder weiteren Abschwächung abklopfen. Gleiches gilt
    für die begonnene Berichtssaison der Unternehmen zum dritten Quartal.
    Absehbar ist, dass die Saison zu einem weiteren Rückgang der
    Konsensgewinnschätzungen für das laufende Jahr führen wird.
    Allerdings weiß der Markt das. Zudem ist dieser Effekt durch die Flut
    an zurückliegenden Gewinn- und Umsatzwarnungen bereits ein Stück weit
    abgearbeitet. Wichtiger als die Zahlen (der Vergangenheit) werden
    daher die Ausblicke der Unternehmen auf das kommende Jahr sein.

    In den nächsten Tagen wird eine Vielzahl wichtiger Unternehmen die
    Marktteilnehmer mit Stoff versorgen. So legen in den Vereinigten
    Staaten unter anderem United Technologies am Dienstag, Boeing,
    Caterpillar, Ford und Tesla am Mittwoch sowie am Donnerstag Intel und
    Visa ihre Zahlen vor. Unter den Dax-Unternehmen legt SAP am Montag
    ihre endgültigen Zahlen vor, gefolgt von BASF und Daimler am
    Donnerstag. Im europäischen Ausland berichten unter anderem Novartis
    und UBS am Dienstag, ABB, Akzo Nobel und Peugeot am Mittwoch, Air
    Liquide und Michelin am Donnerstag sowie Barclays und Eni am Freitag.

    (Börsen-Zeitung, 18.10.2019)

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