Forex-Report
Brexit, x-ter Akt - "Taubenflug" USA/China - "Falkenflug" der Fed
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1157 (07:01 Uhr), nachdem der
Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1115 im europäischen Geschäft
markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.53. In der Folge
notiert EUR-JPY bei121.10. EUR-CHF oszilliert bei 1.1002.
Brexit: x-ter Akt
Das britische Parlament hat am Samstag überraschend nicht über den
Austrittsvertrag abgestimmt. Man stimmte zu Gunsten eines Antrags zur
Verschiebung des Votums. Damit war Boris Johnson gezwungen, gegenüber der EU
einen Antrag auf Verlängerung zu stellen. Das hat Johnson widerwillig vollzogen.
Sein Begleitbrief, in dem er sich von diesem Procedere distanziert, schreibt
Geschichte. Dieser Brief ist Ausdruck von Partei- und Wahltaktik. Existentiell
bedeutende Außenpolitik wird hier mit politischen Partikularinteressen der
Kamarilla Johnson & Co. auf das Übelste vermengt.
Heute steht dann voraussichtlich eine Abstimmung über den Brexit-Vertrag von
Johnson an, sofern der Bercow das erlauben wird.
Wir zitieren heute BGA Präsident Holger Bingmann: das Verhalten
Großbritanniens extrem nervt (vollste Zustimmung!), gilt es nun auf europäischer
Seite auf die Zähne zu beißen und nicht die Geduld zu verlieren. Schließlich wäre
ein chaotischer Brexit ohne Abkommen die schlechteste aller möglichen Varianten.
Die Briten hielten Europa gleichwohl weiter hin und strapazierten die Geduld ihrer
europäischen Freunde aufs Neue.
Wir fragen, ob die europäische Freundschaft mit dem UK eine Einbahnstraße war
und ist. Ist und war das UK denn ein Freund der EU? Wir verweisen auf die Dekaden
andauernde mediale und politische Herabsetzung. Geht man so mit Freunden um?
Ja, die EU muss und wird Contenance zeigen, aber das UK hat in den letzten 3 ½
Jahren bewiesen, dass es nicht reif ist. Der Brexit ist bitter notwendig.
Handelskonflikt USA/China: "Taubenflug"?
Nach den tendenziell ermutigenden Handelsgesprächen zwischen den USA und China
zeigen sich beide Seiten optimistisch, dass es zur Unterzeichnung eines
Teilabkommens kommen wird.
Der chinesische Vize-Ministerpräsident und Chefunterhändler Liu He sagte, beide
Seiten hätten in vielen Bereichen große Fortschritte gemacht. Die USA und China
könnten auf Augenhöhe und in gegenseitigem Respekt über die Bedenken des jeweils
anderen sprechen. Die Grundlagen für eine Unterzeichnung des Vertrags seien gelegt.
US-Präsident Trump sagte, er gehe davon aus, dass die Vereinbarung bis zum Gipfel der
APEC am 16. und 17. November in Chile unterzeichnet werde. Bei dem Treffen werden
US-Präsident Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping erwartet.
Trump erklärte, die Zusammenarbeit mit China laufe sehr gut. Der US-Präsident hatte
vor gut einer Woche nach einem Treffen mit Liu eine Einigung im Handelsstreit
verkündet. Das skizzierte Teilabkommen umfasst unter anderem die Themen geistiges
Eigentum, Währungsfragen und Finanzdienstleistungen.
Aus unserer Sicht ist die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass Trump und Xi den
Handelskrieg mit einem Teilabkommen entspannen, denn insbesondere die USA sind
von den Folgen betroffen. Die Bremsspuren in der Konjunkturlage der USA sind
mittlerweile ungleich größer als in China.
Chinas Maßnahmenkatalog in der Größenordnung von 800 Mrd. USD (fiskalisch,
liquiditätstechnisch, strukturell) wird sich weiter perspektivisch stabilisierend
auswirken.
Die Kosten der US-Zollpolitik belasten die USA quantitativ. Der qualitative Schaden, der
durch die rechtlich nicht gerechtfertigte Sanktionspolitik der USA gegen Staaten und
Unternehmen kreiert wurde und weiter wird, wiegt bezüglich potentieller
Investitionen jedoch viel schwerer auf dem Standort USA (Sicherheit Lieferketten,
Absatzmärkte).
"Falkenflug" bei der Federal Reserve!
Die US-Notenbanker Robert Kaplan und Esther George sehen derzeit keinen weiteren
dringenden Zinssenkungsbedarf. Aus Sicht Kaplans müssen nicht zwangsläufig
zusätzliche Schritte der US-Notenbank folgen. Er betonte, dass es angemessen ist, die
Ausrichtung der Geldpolitik in einer eher begrenzten, maßvollen Weise anzupassen.
Kaplans Notenbankkollegin Esther George, Präsidentin der Fed-Filiale von Kansas City,
hält eine weitere Zinssenkung aktuell nicht für erforderlich: eigener
Konjunkturausblick macht keine geldpolitische Antwort notwendig.
Im Unterschied dazu signalisierte der Fed-Präsident von Minneapolis, Neel Kashkari,
seine Bereitschaft für einen weiteren Schritt nach unten. Aufgrund der Risiken für die
US-Wirtschaft sollte die Geldpolitik konjunkturstützend sein.
Der Blick auf die Strukturdaten der US-Wirtschaft, insbesondere darauf, dass die
selbsttragenden Elemente unausgeprägt sind, impliziert, dass der veranstaltete "Falkenflug"
eine unterhaltsame Show ist. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen!
Lesen Sie auch
Datenpotpourri:
Eurozone: Erfrischend aktiv!
Der Leistungsbilanzsaldo der Eurozone stellte sich per August auf 26,6 Mrd. Euro nach
zuvor 21,6 Mrd. Euro (revidiert von 20,55 Mrd. Euro).
USA: Weniger erbaulich
Der vom Conference Board ermittelte Index der Frühindikatoren sank per September
um 0,1%. Die Prognose lag bei +0,1%. Der Vormonatswert wurde von -0,3% auf -0,2%
revidiert.
Japan: Handelsbilanz mit negativen Akzenten
Per September sanken die Exporte im Jahresvergleich um 5,2% nach zuvor -8,2%
(Prognose -4,0%), während Importe um 1,5% fielen (Prognose -2,8%) nach zuvor -11,9%.
Der Handelsbilanzsaldo stellte sich auf -123,0 Mrd. JPY nach zuvor -143,5 Mrd. JPY
(Prognose +54 Mrd. JPY).
China: Keine Beanstandungen
Der Anstieg der Häuserpreise stellte sich per September auf 8,4% nach zuvor 8,8% im
Jahresvergleich.
Die Loan Prime Rate (LPR) mit 1 jähriger Laufzeit wurde von der PBOC unverändert bei
4,20% belassen. Auch die LPY für 5 Jahre wurde bei 4,85% per Oktober bestätigt.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro
favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1160 80 negiert den positiven
Bias des USD.
Viel Erfolg!
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