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     630  0 Kommentare Conti mit Milliardenabschreibung - Komplettabspaltung Antriebssparte

    (neu: Aussagen des Finanzchefs aus Telefonkonferenz, Analystenstimmen, Aktienkurs aktualisiert)

    HANNOVER (dpa-AFX) - Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental gerät immer tiefer in die Krise. Eine Milliardenabschreibung im dritten Quartal reißt den Dax-Konzern nun sowohl im Quartal als auch im Gesamtjahr in die roten Zahlen, wie er am Dienstag in Hannover mitteilte. Im vergangenen Jahr hatte Conti noch einen auf die Aktionäre entfallenden Gewinn von 2,9 Milliarden Euro erzielt.

    Weil Conti nicht damit rechnet, dass sich die derzeitige Flaute bei der weltweiten Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen in den kommenden fünf Jahren wesentlich bessert, verbuchte das Unternehmen 2,5 Milliarden Euro an Wertminderungen. Die pessimistische Sicht auf die Geschäftslage der kommenden Jahre sei der aktuell beste Kenntnisstand, sagte Finanzchef Wolfgang Schäfer in einer Telefonkonferenz. Vor allem China werde in den kommenden Jahren bei der Autoproduktion nicht mehr so stark wachsen wie zuvor.

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    Seine Antriebssparte will der Konzern nach den Plänen des Vorstands nun gleich ganz abspalten und den Aktionären nach einer Börsennotierung ins Depot buchen. Die Continental-Aktie würde dabei aufgeteilt in zwei Aktien, sagte Schäfer. Über ein mögliches Wertverhältnis der beiden Titel wollte er nicht spekulieren.

    Der kostspielige, riskante und aufwändige Prozess eines normalen Börsengangs wird durch einen Spin-off vermieden. Continental verwies auf die derzeit kaum vorhersehbaren Bedingungen für einen Teilbörsengang, der zuletzt schon nicht mehr die alleinige Option war. Der Aufsichtsrat muss dem Vorhaben noch zustimmen, zudem soll der Plan den Aktionären bei der Hauptversammlung Ende April 2020 vorgelegt werden. "Wir gehen davon aus, dass der Spin-off dann im zweiten Halbjahr geschehen kann", sagte Schäfer.

    Mit dem Vorhaben solle das Antriebsgeschäft "die erforderliche Selbstständigkeit und Handlungsflexibilität für die anstehenden Wachstumsschritte erhalten", sagte Vorstandschef Elmar Degenhart. Die Sparte unter dem Namen Vitesco Technologies leidet unter der unklaren Aussicht für Verbrennungsmotoren, verdient aber auch mit Komponenten für Elektromotoren noch kein Geld. Das Umfeld für Elektroantriebe sei derzeit noch für die gesamte Branche schwierig, sagte Schäfer.

    Wie viel Geld ein Unternehmen in einem solchen Szenario mit einem normalen Börsengang einspielen würde, ist unsicher. Der Conti-Aktienkurs legte nach den Nachrichten am Nachmittag zuletzt um rund 3,8 Prozent zu.

    Analyst Sascha Gommel vom Analysehaus Jefferies wertete die Komplettabspaltung der Antriebstechnik positiv. Die ebenfalls vorgelegten vorläufigen Zahlen zum dritten Quartal beurteilte er als solide. Für JPMorgan-Experte Jose Asumendi waren sie sogar etwas besser als gedacht.

    Seit über einem Jahr kämpft Conti gegen die Branchenkrise in der Pkw-Industrie an, die vor allem die Zulieferer hart trifft. Im dritten Quartal lag die operative Marge der Autozuliefersparte auch im Tagesgeschäft bei gerade noch 1,6 Prozent, auch wegen weiterer Gewährleistungskosten. Die Sparte mit Reifen und Kunststoffen erwies sich mit weiter zweistelligen Margen erneut als Anker in der schwierigen Branchenlage.

    Von weiteren Abspaltungen oder Verkäufen will Continental denn auch nichts wissen, weder im restlichen Autozulieferbereich, noch im Reifen- und Kunststoffgeschäft. In der dann geltenden Konstellation sei der Konzern gut aufgestellt, sagte Schäfer.

    Insgesamt steigerte Conti den Umsatz zwischen Juli und Ende September nach vorläufigen Zahlen zwar im Jahresvergleich um 2,9 Prozent auf rund 11,1 Milliarden Euro. Doch weil die Autozuliefersparte kaum noch profitabel ist, sackte die konzernweite operative Rendite von 7,1 Prozent vor einem Jahr auf 5,6 Prozent ab. Analysten hatten mit solchen Werten allerdings bereits gerechnet.

    "Angesichts von ungelösten Handelsstreitigkeiten, unklarem Brexit und rückläufiger Märkte haben wir uns im dritten Quartal operativ vernünftig geschlagen", sagte Schäfer. Die Finanzprognosen bestätigte das Unternehmen. Abschreibungen wirken sich auf die bereinigten Gewinnkennzahlen nicht aus. Conti erwartet in diesem Jahr weiterhin zwischen 44 und 45 Milliarden Euro Umsatz. Die bereinigte Marge soll zwischen 7 und 7,5 Prozent landen.

    Das Management hatte bereits einen Großumbau in der Organisation sowie bei der Ausrichtung des Konzerns angestoßen. Davon könnten bis 2023 weltweit rund 15 000 Arbeitsplätze betroffen sein, 5000 davon in Deutschland. Das soll unter anderem die jährlichen Bruttokosten um 500 Millionen Euro senken. Auch vor betriebsbedingten Kündigungen will Degenhart im Zweifel nicht haltmachen. In zukunftsträchtigen Bereichen wie der Softwareentwicklung will Conti hingegen Jobs aufbauen.

    Der Umbau sorgte in den ersten neun Monaten des Jahres für erste Rückstellungen in Höhe von 97 Millionen Euro. Weitere Kosten aus dem Umbau- und Sparprogramm würden für das vierte Quartal erwartet, die Höhe stehe aber derzeit noch nicht fest.

    Die milliardenschwere Belastung insgesamt soll keine direkten Folgen auf die Ausschüttung haben. "Continental hat eine sehr solide Bilanz", sagte Schäfer. "Durch die heute bekannt gegebenen Wertminderungen und Rückstellungen erwarten wir keinen wesentlichen Einfluss auf den Dividendenvorschlag für das Geschäftsjahr 2019." Der wesentliche Teil der Wertminderungen entfalle auf Firmenwerte bei Übernahmen vor 2008, hieß es von Conti./men/stw/he




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