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    Lebensart & Kapital  29757  5 Kommentare Ländercheck Auswanderung: Welche Länder sich jetzt anbieten - und welche eher nicht

    Mathias von Hofen, Mitarbeiter der wallstreet:online-Partnerredaktion Smart Investor, untersuchte einige beliebte Destinationen hinsichtlich drei wichtiger Gründe, Deutschland zu verlassen. Ländercheck!

    Ein sorgenfreies Leben wünschen sich viele Menschen. Doch das heutige Deutschland ist kein Land, in dem dies garantiert ist. Ein Zusammenbruch der Eurozone mit massiven Auswirkungen auf Deutschland ist eine potenziell mögliche Konstellation, da es den Krisenländern Südeuropas in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist, ihre Staatsverschuldung entscheidend zu verringern. Allein die ausstehenden Bundesbankforderungen im Rahmen des TARGET2-Systems könnten für Deutschland im Falle eines Zerfalls der Eurozone unabsehbare Folgen für das Finanzsystem nach sich ziehen. Die Energieversorgung steht vor großen Herausforderungen, denn der Ausstieg aus den fossilen Energien erfordert erhebliche finanzielle und technische Anstrengungen. Nicht nur in Deutschland sind die Strompreise stark gestiegen, mit fatalen Folgen für einige Wirtschaftsbereiche. Zudem droht ein Blackout, der weite Teile des Landes lahmlegen könnte.

    Nach der Masseneinwanderung von Flüchtlingen seit 2015 ist die Migration zum Dauerthema geworden. Islamistischer Terror und die hohe Gewaltkriminalität ergeben eine starke Gefährdungslage. Zudem droht der hiesigen Gesellschaft eine Spaltung mit bislang kaum absehbaren Auswirkungen. Für viele Menschen stellt sich daher die Frage: In welchen Ländern kann man diesen Problemen entgehen und gleichzeitig gut leben?

    Norwegen

    Norwegen ist bei den Deutschen seit Jahren ein beliebtes Auswanderungsziel. Das Land gehört aufgrund seiner Ölvorkommen zu den wohlhabendsten der Welt. Norwegen ist nicht EU-Mitglied und zeigt auch keinerlei Ambitionen für einen Beitritt. Migrationsprobleme bestehen in eher geringer Anzahl. Norwegen verfolgt seit Längerem eine restriktive Zuwanderungspolitik und sucht sich seine Einwanderer genau aus. Illegale Migration wird nicht toleriert, Asylsuchende werden nach ihrer Ablehnung konsequent abgeschoben. Die Energieversorgung dürfte in Norwegen auch in den nächsten Jahrzehnten gewährleistet sein, nicht zuletzt aufgrund der Erdöl- und Erdgasvorkommen.

    Schweden

    Das Nachbarland Schweden ist EU-Mitglied, aber nicht Teil der Eurozone. Die Schweden erfüllen bereits seit Langem die Kriterien für einen Beitritt zur Eurozone, doch besteht in Schweden wenig Bereitschaft, sich dieser anzuschließen. In Sachen Energiepolitik verfolgt Schweden das Ziel, bis 2040 zu 100% auf erneuerbare Energie umzusteigen. Die Wasserkraft stellt hier die wichtigste Energiequelle dar – eine vergleichsweise zuverlässige Energieform. Eine größere Energieversorgungskrise erscheint aktuell eher unwahrscheinlich, doch die Erreichung des 100%-Ziels dürfte für Unsicherheit in der Zukunft sorgen.

    Innerhalb der EU gehörte Schweden lange zu den Ländern, die eine besonders liberale Migrationspolitik verfolgten. Seit der Flüchtlingswelle 2016 betreibt die sozialdemokratische Regierung eine striktere Einwanderungspolitik. Eine der Gewaltkriminalitätswellen in den Migrantenvierteln der Großstädte zeigt jedoch, dass die in der Vergangenheit entstandenen Probleme Schweden auch in Zukunft belasten werden.

    Dänemark

    Dänemark ist wie Schweden EU-Mitglied, aber nicht Mitglied der Eurozone. Auch in Kopenhagen besteht nur geringe Bereitschaft, sich anzuschließen. Im Bereich der Migrationspolitik verfolgt Dänemark seit Längerem einen Kurs sehr kontrollierter Einwanderung. Größere Probleme mit der Migration traten in Dänemark bisher nicht auf. Nicht so gut sieht es im Energiebereich aus: In Dänemark herrschen die höchsten Strompreise in der EU. Das Land setzt sehr stark auf Windkraft, was offensichtlich nicht für niedrige Strompreise sorgt. Die Versorgung ist zwar grundsätzlich gewährleistet – allerdings muss Dänemark in windarmen Zeiten mitunter auf Strom aus Norwegen und Schweden zurückgreifen.

    Die Schweiz

    Die Schweiz zählt zu den reichsten Ländern der Welt. Das Land verweigert sich seit Jahrzehnten einer EU-Mitgliedschaft, obwohl ein Beitritt in Brüssel gerne gesehen würde. Der Schweizer Franken gehört zu den wichtigsten Währungen der Welt. Eine schwerwiegende Eurokrise hätte jedoch starke Auswirkungen auf den Schweizer Außenhandel, da die EU der wichtigste Handelspartner der Schweiz ist. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund beträgt hier 35% – einer der höchsten Werte in Europa. Bisher sind in der Schweiz aber größere Probleme mit Zuwanderern ausgeblieben. Dies liegt sicher auch daran, dass die größten Zuwanderergruppen aus Europa kommen: So bilden Italiener die größte Ausländergruppe, gefolgt von Deutschen und Portugiesen. Auch im Bereich Energiesicherheit ist die Schweiz gut aufgestellt. Die Wasserkraft deckt etwa zwei Drittel des Energiebedarfs der Eidgenossen. Der übrige Energiebedarf wird zum größten Teil durch die fünf Kernkraftwerke des Landes gedeckt. Eine größere Energiekrise erscheint unwahrscheinlich.

    Österreich

    Im Gegensatz zur Schweiz ist Österreich Mitglied der EU und der Eurozone. Eine Krise der Eurozone würde die Alpenrepublik direkt und massiv betreffen. Österreich hatte lange Zeit eine ähnlich liberale Einwanderungspolitik wie Deutschland verfolgt. 2015 betrug der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund 22%.

    Die Einwanderungspolitik wurde in den letzten Jahren immer wieder zum Gegenstand politischer Debatten, besonders während der Massenmigration von Arabern über die Balkanroute in den Jahren 2015 und 2016. Eine erneute Migrationskrise ist in Zukunft keineswegs ausgeschlossen. An der österreichischen Stromversorgung hat die Wasserkraft einen Anteil von 60%, Erdgas hingegen 15% bis 20%. Weitere 12% stammen aus Steinkohlekraftwerken. Aufgrund dieses Energiemixes erscheint eine Energieversorgungskrise in Österreich unwahrscheinlich.

    Die Staaten Ostmitteleuropas

    Die östlichen Nachbarn Deutschlands sind durch die wirtschaftliche Stabilisierung der Region in den letzten Jahren als Auswanderungsziel interessant geworden. Bisher hat nur die Slowakei den Euro eingeführt. Die polnische Regierung hat erst im April die Weigerung erneuert, den Euro zur Währung zu machen. Ähnlich verhält es sich mit der Einstellung der ungarischen Regierung. In Tschechien lehnten bei einer Umfrage im Herbst 2017 gar rund 85% der Bürger eine Einführung des Euro ab.

    Noch stärker geeint als beim Euro sind die EU-Staaten Ostmitteleuropas bei der Ablehnung einer gemeinsamen europäischen Flüchtlingspolitik. Vor allem deshalb haben sich die Länder in der „Visegrád-Gruppe“ zusammengeschlossen. Die osteuropäischen Regierungen sehen Angela Merkel als Verantwortliche für die europäische Flüchtlingskrise und weigern sich daher, Schutzsuchende aufzunehmen. Eine Änderung der Haltung der Visegrád-Staaten ist kaum zu erwarten – daher dürfte es hier auch in Zukunft kaum zu Migrationsproblemen kommen.

    Bei der Energiepolitik ziehen die Ostmitteleuropäer weniger an einem Strang. Polen verlässt sich mit einem Anteil von fast 80% – der höchste unter allen EU-Staaten – an der eigenen Energieversorgung weitgehend auf Braun- und Steinkohle. Die erneuerbaren Energien machen nur 14% der Stromversorgung aus. In Tschechien wird Strom zu etwa 43% aus Kohle und zu über 30% aus Atomenergie gewonnen. Auch hier wird der Anteil der Erneuerbaren nur langsam steigen. In Ungarn werden dagegen nur etwa 13% der Energie aus Kohle gewonnen; viel wichtiger sind Atomstrom (ca. 40%) und Gas. Die Slowakei will bis 2013 raus aus der Kohle und setzt verstärkt auf Atomenergie.

    Ungarn ist unter den östlichen EU-Staaten im Energiebereich insgesamt am besten aufgestellt. Polen und Tschechien könnten durch den hohen Kohlestromanteil in Zukunft verstärkt Druck vonseiten der EU und internationaler Organisationen ausgesetzt sein, möglichst rasch aus der Kohle auszusteigen. Das könnte die Strompreise in diesen Ländern in Zukunft stark steigen lassen und zu Unsicherheiten in der Energieversorgung führen.

    Großbritannien

    Großbritannien ist seit Jahren vor allem durch den Brexit in den Schlagzeilen. Fast unbeachtet bleibt dabei, dass das Land auch erheblichen Problemen mit Migranten gegenübersteht. Ab den 1960er-Jahren wanderten viele Menschen aus den ehemaligen Kolonien des Empires zu. Auch wenn in vielen Fällen die Eingliederung in die britische Gesellschaft gelang, so bestehen doch erhebliche Schwierigkeiten in einigen Teilen der multiethnischen Großstädte des Landes.

    Bei nur noch 44% der Einwohner in London handelt es sich um Weiße mit britischem Pass. Unter einem nicht kleinen Teil der hiesigen Muslime herrschen stark islamistische Tendenzen. Die verschiedenen Terroranschläge in den letzten Jahren haben die Gefahr verdeutlicht, die von dieser Radikalisierung ausgeht.

    Großbritannien hat es stets abgelehnt, den Euro einzuführen. Durch den Brexit hat sich das Thema endgültig erledigt. Für Großbritannien wird die EU wahrscheinlich aber auch nach dem Brexit ein wichtiger Handelspartner bleiben, wenngleich in geringerem Umfang. Es erscheint unsicher, ob sich das Land als Ausgleich neue wichtige Märkte erschließen kann.

    Großbritannien war viele Jahrzehnte ein wichtiger Ölexporteur. Da die Ölvorräte des Landes jedoch zur Neige gehen, muss seit einigen Jahren Öl eingeführt werden. Bei der Stromerzeugung setzt London verstärkt auf Atomkraft. In puncto Energie scheinen die Zukunftsrisiken für die Briten insgesamt aber geringer als bei der Migration sowie der Wirtschafts- und Währungspolitik.

    Kanada

    Kanada ist ein klassisches Ziel für Auswanderer. Über 20% der kanadischen Bevölkerung sind im Ausland geboren. Während in der Vergangenheit die Einwanderung vor allem aus Europa erfolgte, kommt heutzutage die Mehrheit der Einwanderer aus Asien. Kanada ist bei der Einwanderung selektiver als die westeuropäischen Länder. Generell werden nur qualifizierte Einwanderer akzeptiert, für die auf dem kanadischen Arbeitsmarkt Bedarf besteht. Das kanadische System kann als sehr erfolgreich bezeichnet werden. Die erheblichen Probleme, die sich mit der Migration in vielen europäischen Ländern ergeben, hat Kanada vermieden.

    Kanada wäre durch eine Eurokrise eher wenig getroffen. Mit Abstand wichtigster Außenhandelspartner sind die USA, gefolgt von China. Die Eurozone spielt als Handelspartner nur eine sehr untergeordnete Rolle. Auch energiepolitisch ist Kanada gut aufgestellt. Das Land verfügt über bedeutende Erdöl- und Erdgasvorräte. Doch auch die Wasserkraft spielt eine sehr bedeutende Rolle. Kanada ist ein Strom-Nettoexporteur.

    Fazit

    Vergleicht man die untersuchten Länder miteinander, so scheinen die Risiken in Norwegen und Kanada am geringsten. Mit gewissen Einschränkungen schneiden auch die Schweiz und Dänemark gut ab. Ebenso sind die Risiken in den Ländern Ostmitteleuropas überschaubar, mit leichten Vorteilen für Ungarn. Allerdings liegt das wirtschaftliche Niveau in den neuen EU-Ländern immer noch niedriger als in Westeuropa. Österreich und Schweden bieten ein gemischtes Bild. Die größten Fragezeichen wirft Großbritannien auf: Die Zukunft der Insel erscheint in den kommenden Jahren eher unsicher. Dennoch könnte UK bei einem Zusammenbruch der Eurozone relativ besser dastehen.

    Autor: Mathias von Hofen/ Smart Investor

    Diese Analyse aus der aktuellen Smart Investor-Ausgabe 11/19 bezieht sich auf Daten, die bis zum 25.10.2019 erfasst wurden.




    wallstreetONLINE Redaktion
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