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    Insider im Exklusiv-Interview  6945  0 Kommentare Kursraketen: Auf diese DAX-Dickschiffe setzt Aktienexperte Volker Glaser in 2020

    Der DAX hat die Hürde von 13.000 Punkte übersprungen und scheint sich auf die Jahresendrallye einzugrooven. Mitten in der Berichtssaison der DAX-Dickschiffe sprach die wallstreet:online-Redaktion mit dem Aktienexperten und Chefredakteur der Vorstandswoche, Volker Glaser, über die Tücken in den Bilanzen, trügerische KGVs und Anlagetrends für 2020. Ein Ausblick mit Überblick für unsere wallstreet:online-Leser.

    Wallstreet:Online: In den USA haben viele Unternehmen die Erwartungen für das dritte Quartal erfüllt, weil sie zuvor die Prognose nach unten korrigiert hatten. Lässt sich ein ähnliches Verhalten auch bei den DAX-Konzernen beobachten?
     
    Volker Glaser: Exakt so ist es. Die Korrekturen erfolgten bereits im Jahresverlauf oder im September dieses Jahres noch. So richtig enttäuscht hat bis auf Covestro fast kein Unternehmen mehr, die bereits signalisiert haben, dass auch das Jahr 2020 eher ernüchternd verlaufen wird. In der Summe können Aktionäre mit den meisten Berichten für Q3 durchaus zufrieden sein. Echte Horrornachrichten gabs jedenfalls nicht mehr.
     
    Wallstreet:Online: Viele Anleger haben Angst vor den deutschen Autowerten. Ist diese Angst berechtigt oder gibt es aus Ihrer Perspektive ein unterbewertetes Papier?
     
    Volker Glaser: Der gesamte Sektor befindet sich in einem strukturellen Wandel. Das ist sehr gefährlich, da in diesem Fall niedrige KGVs am Ende sehr teuer werden können. Ich wäre auch weiterhin bei den Zulieferern sehr vorsichtig. Hier wird sich die Spreu vom Weizen massiv trennen. Für ein Investment scheinen diese Art von Firmen ungeeignet zu sein, auch wenn sich mit ein paar Papieren sicherlich gut zocken lässt. Bei den drei Herstellern BMW, Daimler und Volkswagen sieht das ein wenig anders aus. Es macht keinen Sinn alle drei zu kaufen. Mein Favorit ist Volkswagen. Das Unternehmen wird in den nächsten Jahren trotz massivem Capex weiter exzellente Free Cashflow Renditen einfahren. Da spielt der disruptive Wandel in der Industrie fast schon keine Rolle mehr. VW ist ein Schnäppchen und dürfte sich in der E-Welt sehr gut positionieren. BMW und Daimler scheinen hier hinterherzuhinken.

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    Wallstreet:Online: Ein weiteres Sorgenkind ist Bayer, denn während die Aktie im Juni 2018 noch circa 101 Euro kostete, steht das Papier derzeit bei um die 71 Euro. Womit könnten Bayer-Anleger in den nächsten Monaten rechnen?
     
    Volker Glaser: Mir persönlich ist die Aktie von Bayer weiterhin zu riskant. Der Vorstand hat mit dem Kauf von Monsanto in den USA erheblichen Schaden angerichtet. Es mag sein, dass Bayer mit der riesigen Klagewelle in Amerika einen Vergleich aushandelt. Das kann aber noch dauern. Es gibt einfach bessere Aktien. An der Transaktion mit Monsanto klebt die Seuche. Die Aktie von Bayer dürfte auch wieder korrigieren, schwimmt aber derzeit in der Aufwärtsbewegung im DAX mit. Das liegt auch daran, dass Bayer ein Schwergewicht im DAX ist.

    Wallstreet:Online: Unter welchen Voraussetzungen könnte es zu einen Jahresendrallye im DAX kommen? Gibt es Branchen mit einem kurzfristigen Aufwärtspotenzial?
     
    Volker Glaser: Wir sind schon mittendrin. Ob das bis zum Jahresende aber wirklich gut geht, weiß nur meine Glaskugel. Vorteil: Von den Unternehmen dürften erst einmal keine negativen News mehr kommen. Die Zahlen für 2019 kommen frühestens ab Mitte Januar – zumindest vorläufige Ergebnisse. Dann erfolgt im Februar und März der Ausblick für 2020. Dann kann es durchaus zu Enttäuschungen kommen, wenn die Gewinnerwartungen für 2020 zu hoch sind. Das wird spannend. Somit bleiben die üblichen politischen und makroökonomischen Risiken. Das ist schwer zu beurteilen. Sofern der US-Präsident mit den Chinesen den Handelsstreit final beendet, geht’s sicher weiter rauf. Branchenbedingt werden derzeit stärker die Zykliker gespielt, die zuvor teilweise übel geschlachtet wurden. Hier würde ich aber maximal das Momentum spielen. Ohne Garantie: Die Rallye im DAX könnte weitergehen. Zumindest könnten wir das bisherige Rekordhoch von fast 13.600 Punkten in 2019 sehen. Wir sind nicht mehr weit davon entfernt und ich kann mir vorstellen, dass die „Börse“ das Rekordhoch sehen will.
     
    Wallstreet:Online: Wie fällt Ihr Urteil zum M- und S-DAX für 2019 aus? Gab es positive Überraschungen?
     
    Volker Glaser: Der Effekt ist identisch wie beim DAX. Die ganzen Warnungen erfolgten im Jahresverlauf. Mit der Veröffentlichung der Q3 Zahlen gabs nun keine echte Krücken mehr. Mit Ausnahme von United Internet und 1&1 Drillisch, weil hier die jüngste Gewinnwarnung sehr überraschend kam. Aber sonst gab es wenig zu meckern. Das dürfte auch noch so bleiben, da einige Unternehmen ihre Zahlen erst noch melden. Positiv überrascht hat zum Beispiel die Aktie von HelloFresh. Zudem sind fast alle IT- und Softwareunternehmen extrem stark unterwegs. Carl Zeiss Meditec überrascht positiv am laufenden Band. Stark präsentiert sich auch CTS Eventim, die ohnehin resistent von der Konjunktur sind. KION hat mir ebenfalls gefallen, da hier keine Gewinnwarnung folgte. Positiv zu bewerten im MDAX ist auch Siemens Healthineers. Im SDAX überraschten Drägerwerk und Hornbach positiv. Varta ist im SDAX das Highlight schlechthin und gut laufen die Geschäfte auch bei Ströer.



    Wallstreet:Online: Die Aktie von Adidas kostete vor knapp 1,5 Jahren um die 200 Euro und steht derzeit bei über 270 Euro pro Anteilsschein. Damit ist die Aktie die teuerste im DAX. Wie lautet Ihr Ausblick für den Sportartikelhersteller?
     
    Volker Glaser: Mit dem Kurs ist sie vielleicht optisch teuer. Das stört aber nicht. Adidas ist ohne Zweifel ein tolles Unternehmen. Ob die Aktie auch in 2020 die TOP-5 Liste im DAX 30 anführt, halte ich aber für relativ unwahrscheinlich. Auch die besten Aktien haben auch mal eine Verschnaufpause verdient.
     
    Wallstreet:Online: Derzeit dreht sich vieles um CO2-Filteranlagen, Wasserstoff und andere technische Innovation, die die Klimabilanz verbessern sollen. Welche Unternehmen könnten in diesem Bereich einen Durchbruch schaffen und somit womöglich der Aktienkurs einen Auftrieb erhalten?
     
    Volker Glaser: Das ist die spannendste Branche für die nächsten Jahre. Da habe ich wenig Zweifel. Die ganze Debatte um den Klimawandel ist kein Modetrend, der in ein bis zwei Jahren erledigt ist. Die Reduktion von C02 wird uns weiterhin beschäftigen. Auch wenn teilweise in der Klimadebatte stark übertrieben wird, findet hier eine Veränderung auf der Welt statt. Kritiker sprechen ja auch gerne vom Klimaschwindel, was ich ebenfalls für falsch erachte. Hier gibt’s Übertreibungen in beide Richtungen. Aber das ist ein ganz normaler Prozess. In Deutschland ist mein Favorit 2G Energy. Auch SFC sehe ich positiv, sowie Energiekontor und im DAX beispielsweise Linde.
     
    Wallstreet:Online: Laut der jüngsten Ifo-Umfrage für die Exporterwartung der deutschen Industrie stieg das Barometer von minus 5,3 Zählern auf minus 1,2 Punkte. Der Exportmarkt für die deutsche Metallindustrie sei weiterhin schwierig, während die Unternehmen der Elektrotechnik eher positiv gestimmt sind. Lässt sich daraus eine Anlageentscheidung ableiten?
     
    Volker Glaser: Die ganzen Indikatoren muss man ernst nehmen. Allerdings bilden diese meist exzellent die Vergangenheit ab. Wir hatten zum Beispiel in Q4 2018 davor gewarnt, dass Deutschland in 2019 in eine Rezession driftet. Das hat keiner der Barometer letztes Jahr mitgeteilt. Übrigens auch die meisten Gurus aus der Volkswirtschaft nicht. Inzwischen befinden sich zahlreiche Branchen in einer rezessiven Phase. Schauen Sie sich nur einmal den Einkaufsmanagerindex an, der jüngst auf den tiefsten Stand seit 2012 gefallen ist. Fakt ist aber auch, dass sich die Aktien der Unternehmen, die in rezessiven Branchen unterwegs sind, schon massiv gefallen sind. Das kann derzeit eher eine Chance sein. Firmen aus dem Bereich IT- und Software laufen hingegen sehr gut und handeln fast auf den Rekordhochs. Das Risiko ist, dass auch der IT Sektor in 2020 die Auswirkungen der Schwäche in der verarbeitenden Industrie spürt. Zahlreiche Firmen entlassen massiv Personal, sparen Kosten ein oder gehen sogar Pleite. Mag sein, dass die Digitalisierung alles überkompensiert. Die Vergangenheit lehrt uns aber, dass auch die besten Branchen in einer Rezession leiden. Sollte sich die gesamte Weltwirtschaft in 2020 schon wieder erholen, dann sieht das sicher anders aus. Aber wer weiß hier heute schon die Antwort? Vielleicht haken Sie mal bei Donald Trump nach. Wenn es einer weiß, dann sicher er.
     
    Wallstreet:Online: Was ist Ihr erster Ausblick für 2020?
     
    Volker Glaser: Sofern wir nicht in eine harte Rezession stürzen, halte ich ein großes Comeback von Value-Aktien für sehr wahrscheinlich. Die Lieblinge der Investoren, also sehr teure Technologie-, Internet- und auch Softwareaktien, die sicher toll sind und stark wachsen, aber KGVs von mehr als 50 haben, dürften die Party in diesem Tempo eher nicht fortsetzen. Es gibt durchaus auch Value-Aktien, die KGVs zwischen 15 und 30 haben, Value müssen ja nicht Lumpen mit Mini-KGVs sein, aber Growth-Aktien mit KGVs jenseits der 50 sind nicht wirklich meine Favoriten.
     
    Sehr geehrter Herr Glaser, Vielen Dank für das Gespräch!
     
    Dr. Carsten Schmidt sprach mit Volker Glaser für wallstreet:online.

    Lesetipp: Fonds mit deutschen Industrieaktien





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