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    Marktkommentar  510  0 Kommentare Stephan Rieke (Oddo BHF): Positives Nachrichtenumfeld beflügelt Risikoneigung der Anleger

    Die internationalen Leitindizes konnten ihre positive Jahresentwicklung unterstützt durch die Entspannung in der Handelspolitik weiter ausbauen.

    Freitag, 08. November 2019 - Die risikofreundliche Stimmung an den internationalen Aktienmärkten setzte sich in der letzten Woche fort. Die aktuellen Wirtschaftsdaten weisen auf eine konjunkturelle Bodenbildung hin (z.B. US-ISM-Einkaufsmanagerindex Services Oktober 54,7 nach 53,5, EWU-Einkaufsmanagerindex Services Oktober 52,2 nach 51,8) und stellen damit immer weniger eine Belastung dar. Vielmehr konnten die internationalen Leitindizes wie S&P 500, Euro Stoxx 50 und Nikkei 225 ihre positive Jahresentwicklung unter dem Eindruck einer solide verlaufenden Quartalsberichtssaison und unterstützt durch die Entspannung in der Handelspolitik weiter ausbauen.

    US-Handelspolitik signalisiert Entspannung

    Ein erster Vertragsabschluss („Phase One Deal“) in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China steht vermutlich kurz bevor. Inhalt dieses Deals soll laut Pressemeldungen auch die  Rücknahme der seit September erhobenen Strafzölle auf chinesische Waren im Wert von 112 Mrd. USD sein, was marktseitig als Zeichen der Annäherung interpretiert wird. Auch zwischen den USA und Europa hellt sich das Klima auf: Bei der bis zum 14. November anstehenden Entscheidung der US-Administration, Autos und Autobauteile aus der EU mit US-Strafzöllen zu belegen, mehren sich die Hinweise auf einen Verzicht. US-Wirtschaftsminister Wilbur Ross erklärte, dass es „sehr gute Gespräche“ mit den europäischen Autoherstellern gegeben habe und geplante Zölle wohl nur zum Teil oder gar nicht erhoben werden müssten.

    EZB-Notenbankpolitik: Anleihekäufe gehen in die nächste Runde

    Unterstützt werden die Aktienmärkte weiterhin von der Geldpolitik der führenden Zentralbanken. Bereits im September hatte die Europäische Zentralbank ihren Leitzins auf -0,5% gesenkt; am 1. November startete die EZB nun auch die Neuauflage ihres Anleihekaufprogramms. Zur Erinnerung: Bereits von März 2015 bis Dezember 2018 hatte die Notenbank Anleihen im Umfang von insgesamt 2650 Mrd. Euro angekauft. Aktuell sollen festverzinsliche Wertpapiere mit einem monatlichen Volumen von 20 Mrd. Euro erworben werden. Das Programm wurde nicht befristet, vielmehr soll es „so lange wie notwendig“ ausgedehnt werden. Die EZB tritt somit wieder als potenter Käufer mit beträchtlichem Einfluss am Bondmarkt in Aktion. Entsprechend knapper werden die für die übrigen Marktteilnehmer zur Verfügung stehenden Anlagevolumina, das bekannte Niedrigzinsumfeld dürfte uns somit erhalten bleibt.

    Wie in ihrem letzten Programm wird das Gros der Käufe (rund 80%) am Staatsanleihemarkt stattfinden. Im nächsten Jahr dürfte somit wieder ein erheblicher Teil der von den Euroländern neu begebenen Anleihen praktisch verzugslos durch die Notenbank absorbiert werden. Berechnungen zufolge könnte dies die Hälfte aller Neuemissionen des Bundes und immerhin noch mindestens ein Viertel des Angebots aus Frankreich und Italien betreffen. Aus Österreich und den Niederlanden würden sogar fast 75% der Neuemissionen im Topf der EZB landen.

    Doch auch der Unternehmensanleihemarkt wird wahrscheinlich nicht „verschont“ werden. Angelehnt an ihr vorheriges Ankaufprogramm würde die EZB nun monatlich Anleihen im Umfang von ca. 3 Mrd. Euro neu erwerben. Zusammen mit dem im nächsten Jahr deutlich ansteigenden Reinvestitionsbedarf der EZB bei Unternehmensanleihen - denn die Notenbank kauft nicht nur neue Rentenpapiere, sondern hat sich auch verpflichtet, fällig werdende Papiere am Kapitalmarkt zu reinvestieren – würden sich die EZB-Käufe 2020 auf durchschnittlich 4,5 Mrd. Euro pro Monat summieren.

    Lage am Rentenmarkt bleibt weiterhin herausfordernd – Aktienmarkt als Profiteur

    Mit der beschriebenen geldpolitischen Ausrichtung der EZB bleiben auch in den nächsten Monaten die Suche nach tatsächlich investierbaren Anleihen und positiver Rendite die größten Herausforderungen für ein Engagement am Rentenmarkt. Demgegenüber bestehen unseres Erachtens, sofern die (geo)politischen Risiken moderat bleiben bzw. die Entspannungssignale noch zunehmen, in den nächsten Wochen gute Chancen für weiter steigende Aktienmarktnotierungen. 

    Was erwartet uns zusätzlich in der kommenden Woche?

    Das Hauptaugenmerk, insbesondere der inländischen Anleger, dürfte sich auf die zur Monatsmitte anstehende Veröffentlichung des deutschen Wirtschaftswachstums für das 3. Quartal richten. Nach einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im 2. Quartal (-0,1% ggü. Vorquartal) ist die Gefahr einer sog. „technischen Rezession“ nicht von der Hand zu weisen. Von einer solchen Entwicklung spricht man, wenn das Wirtschaftswachstum eines Landes in mindestens zwei aufeinander folgenden Quartalen im Vergleich zu Vorquartal negativ ist. Im Fall der Fälle sollte das aber nicht überinterpretiert werden. Zum einen erstreckt sich die konjunkturelle Schwäche vor allem nur auf das verarbeitende Gewerbe, während der Dienstleistungssektor weiterhin wächst und die Beschäftigungssituation recht stabil ist; zum anderen liegt das prognostizierte Jahreswachstum mit 0,5% ggü. Vorjahr noch immer deutlich im positiven Bereich. Und möglicherweise bleibt uns sogar die technische Rezession erspart: Zumindest das Kieler Institut für Weltwirtschaft schätzt, dass die Wirtschaft mit einer Null davonkommen könnte.


    Etwaige Meinungsäußerungen geben die aktuelle Einschätzung des Investment Office der ODDO BHF AG wieder, die sich insbesondere von der Hausmeinung innerhalb der ODDO BHF Gruppe unterscheiden und ohne vorherige Ankündigung ändern kann.



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