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    Börsen-Zeitung  302  0 Kommentare Drahtseilakt, Kommentar zu Infineon von Stefan Kroneck

    Frankfurt (ots) - Nach dem Prognose-Patzer im zurückliegenden Geschäftsjahr
    wollte die Führung von Infineon diesmal alles richtig machen, wenn es um die
    Steuerung der Markterwartungen geht. Vorstandschef Reinhard Ploss landete am
    Dienstag zur Bilanzvorlage einen Volltreffer. Die Aktie von Deutschlands größtem
    Halbleiterhersteller sprang zeitweise um fast 8 Prozent.

    Offensichtlich nehmen die Investoren der Konzernleitung den Ausblick für das
    Anfang Oktober angelaufene Geschäftsjahr 2019/20 ab: Nach einer weiteren
    Durststrecke soll sich von April kommenden Jahres an die Lage deutlich
    aufhellen. Ploss strebt einen Erlösrekord an, während allerdings die operative
    Rendite abermals schwächeln wird. Mit erwarteten 16 Prozent liegt das
    Unternehmen unter der langfristigen Vorgabe von 17 Prozent. Das zeigt, dass die
    angespannte Lage der Weltwirtschaft im Allgemeinen und der Abschwung der
    frühzyklischen Chipbranche im Besonderen die Dynamik des ambitionierten
    Anbieters von Leistungshalbleitern weiterhin dämpft.

    Der angepeilte Umsatzzuwachs von 5 Prozent im Mittel liegt um einen Prozentpunkt
    unter dem Vorjahreswert und um vier Punkte unter dem langfristigen
    Durchschnittsziel des Unternehmens. Angesichts der Marktunsicherheiten kann man
    Infineon nicht mehr unterstellen, übertriebene Hoffnungen zu wecken. Ploss ist
    zu mehr Realismus zurückgekehrt. Vor einem Jahr hatte er sich verkalkuliert. Ihm
    nahmen die Anleger die seinerzeit allzu forsche Prognose wegen des
    Handelskonflikts zwischen den USA und China nicht mehr ab. Seine anfängliche
    Euphorie für den Berichtsturnus 2018/19 war rasch verflogen. Zwei
    Gewinnwarnungen vergrätzten die Investoren. Die Folge: Statt eines geplanten
    Ergebnisrekords verbuchte Infineon einen Rückgang.

    Der jüngste Ausblick verdeutlicht, dass Ploss Mut aufbringt, Optimismus zu
    verbreiten. Angesichts einer guten Position des Unternehmens in den
    Zukunftsfeldern strotzt der CEO vor Selbstbewusstsein in Bezug auf das
    Geschäftsmodell. Mehr noch: Sollte die im Juni angekündigte 9 Mrd. Euro teure
    Übernahme des US-Wettbewerbers Cypress gelingen, steuerte Infineon in eine neue
    Dimension. Die dafür notwendige Freigabe Washingtons ist aber keineswegs so
    sicher, wie Infineon suggeriert. Das Portfolio von Cypress enthält einige
    Produkte, die aus amerikanischer Sicht unter das Etikett "sicherheitsrelevant"
    fallen könnten. Vor gut drei Jahren scheiterte Ploss an diesem Punkt mit dem
    Erwerb von Wolfspeed. Dieser Risikofaktor zeigt, dass der Expansionskurs von
    Infineon unter seiner Regie nach wie vor ein Drahtseilakt ist.

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