
Marktkommentar Oliver Scharping (BANTLEON): Das große Fressen
Wie Anleger vom Übernahmeboom profi-tieren können
Von A wie Axel Springer bis Z wie Zayo. Die Liste an laufenden öffentlichen Übernahmesituationen ist länger denn je und die Pipeline an neuen Deals ist ebenso prall gefüllt. Das Übernahmekarussell dreht sich schnell. Strategen sowie Finanzinvestoren kommen langsam mehr und mehr aus der Lauerstellung – trotz geopolitischer Unsicherheiten rund um Handelsstreit und Brexit. Der Übernahmeboom bietet auch Privatanlegern interessante Chancen – und Übernahmesituationen können ein Portfolio zudem vor hoher Volatilität schützen.
In einem Umfeld geprägt von hohen Aktienmarktbewertungen und gedämpftem organischem Wachstum sind Fusionen und Übernahmen (M&A) traditionell ein wesentlicher Hebel für CEOs, um den Wert ihres Unternehmens weiter zu steigern. Dies hat in den vergangenen Jahren zu einem Fusionsboom geführt, der bislang keine Anzeichen einer nachhaltigen Ermüdung zeigt. Jüngste Beispiele hierfür sind das laufende Fusionsvorhaben zwischen Fiat und Peugeot sowie die geplante Übernahme von Tiffany durch Louis Vuitton Moet Hennessy. Und das globale M&A-Volumen dürfte mittelfristig unverändert hoch bleiben. Dafür sprechen nicht zuletzt die US-Steuerreform, Rekordbargeldbestände und die extrem tiefen Zinsen. Von diesem Boom können nicht nur die beratenden Investmentbanken profitieren, sondern auch Privatanleger.
Der neue Hunger der Private-Equity-Fonds auf börsennotierte Unternehmen
Gerade Finanzinvestoren haben nach einer Rekord-Fundraising-Runde derzeit besonders viel Geld, das investiert werden soll. Traditionelle, nicht-börsennotierte Übernahmeziele werden jedoch immer seltener und der Anlagedruck bleibt hoch. Viele Finanzinvestoren schielen daher aktuell verstärkt auf börsennotierte Unternehmen, so kürzlich beispielsweise geschehen bei Inmarsat, Merlin, PNE, Osram, Scout24 und Axel Springer. Hier sollten auch Privatanleger wachsam hinsehen. Denn immer wenn ein börsennotiertes Unternehmen übernommen wird, können auch nach Bekanntgabe der Transaktion noch attraktive Renditechancen entstehen: als Entschädigung dafür, dass das verbleibende Transaktionsrisiko getragen wird.
Aktive Anleger können diese als Merger Arbitrage bekannte Strategie nutzen. Wie der Namensteil Arbitrage bereits vermuten lässt, nutzt man dabei kurzfristige Preisdifferenzen während einer M&A-Transaktion und profitiert davon, dass der aktuelle Marktpreis des Zielunternehmens zeitweise noch unterhalb des angebotenen Übernahmepreises liegt. Diese Strategie wendet auch Warren Buffetts Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway regelmäßig an, beispielweise bei der kürzlich abgeschlossenen Übernahme von Red Hat durch IBM. Unternehmen in solchen Übernahmesituationen ist gemein, dass sich der Kursverlauf der beteiligten Aktien vor allem an transaktionsspezifischen Ereignissen und Nachrichten orientiert statt am allgemeinen Aktienmarktumfeld. Damit lässt sich das eigene Portfolio vor starken Kursschwankungen schützen.
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