Finanzstabilitätsbericht der EZB
Matthias Weik spöttisch: „Zieht bei der EZB jetzt der Realismus ein?“ – „Vollkommener Irrsinn sagen wir“
Die Niedrigzinspolitik gefährde die Finanzstabilität im Euroraum, warnt die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrem halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht. Die niedrigen Zinsen führten dazu, dass z. B. Manager von Investment- und Pensionsfonds und Versicherungen höhere Risiken eingingen. Was sagt der prominente Crash-Prophet Matthias Weik dazu? Exklusive Antworten:
Matthias Weik, Finanzbuch-Autor und Kapitalmarktexperte, erklärte exklusiv gegenüber wallstreet:online: „Oha, zieht bei der EZB jetzt der Realismus ein? Offenkundig setzt sich die Erkenntnis bei der EZB durch, dass das günstige Geld zu riskanten Anlagen verleitet und zu einer ‚Überbewertung‘ der Immobilien geführt hat. Was für eine Überraschung aber auch. Wir sagen bereits seit langem, dass die EZB-Politik vollkommener Irrsinn ist und keinerlei Probleme löst, sondern neue schafft. Immer mehr wird für jedermann ersichtlich, dass der Kaiser nackt ist. Es ist nicht die Frage ob, sondern lediglich wann der Euro scheitert, welcher Europa trennt, anstatt es zu einen und obendrein immer mehr unseren Wohlstand vernichtet. Wir befürchten jedoch, dass die Politik bis zum bitteren und für uns Bürger teuren Ende am Euro festhalten wird.“
Bei der Präsentation des EZB-Finanzstabilitätsberichts in der letzten Woche sagte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos laut dem Handelsblatt: „Während das Niedrigzinsumfeld die Gesamtwirtschaft stützt, stellen wir auch einen Anstieg der Risikobereitschaft fest, der mittelfristig zu Herausforderungen für die Finanzstabilität führen könnte“. Und weiter: „Die Behörden sollten verfügbare Instrumente verwenden, um das Auftreten von Sicherheitslücken zu beheben, sofern dies möglich ist“, meinte der Zentralbanker.
Die EZB warnt in ihrem Bericht außerdem davor, dass die Niedrigzinsen die Ertragsaussichten der Banken gesenkt hätten. „Die Eigenkapitalrendite der Banken im Euroraum wird voraussichtlich weiter unter Druck bleiben - und zwar sowohl aufgrund der schwächeren Konjunkturaussichten als auch aufgrund anhaltender Kostenineffizienzen und Überkapazitäten“, heißt es in dem EZB-Bericht.
Eine weitere Folge der Niedrigzinspolitik seien Fehlbewertungen an den Aktien- und Anleihenmärkten. So heißt es in dem Bericht: „Laut Schätzungen haben die geldpolitischen Maßnahmen der EZB und die Nebenwirkungen der Maßnahmen der [US-Notenbank] Federal Reserve zum Anstieg der Aktien- und Anleihepreise beigetragen.“
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Die Preisexplosion am Immobilienmarkt sei eine weitere Folge der Niedrigzinsen, so die EZB. Im Durchschnitt seien Wohnimmobilien im Euroraum um mehr als sieben Prozent überbewertet, heißt es in dem Finanzstabilitätsbericht. Sollte es zu einer Preiskorrektur kommen, könnten Investoren in Probleme geraten, was sich negativ auf die Finanzstabilität auswirken könnte.
Den Finanzstabilitätsbericht der EZB können Sie HIER LESEN.
Autor: Ferdinand Hammer