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    Turnaround  15756  0 Kommentare Das ewige Auf und Ab - Welche Chemie-Aktien Potenzial haben und welche eher nicht

    In der Chemie hängt vieles an stabilen Verbindungen. Die Branche gilt als konjunktursensibel und volatil. Dabei lohnt ein genauer Blick – schließlich sind die Unterschiede durchaus groß.

    Chemieriese mit sonniger Last: An den Zyklus der Chemiebranche ist man bei Wacker Chemie durchaus gewöhnt. Dennoch lassen sich trotz bestimmter Erfahrungswerte nicht alle Entwicklungen ganz genau vorhersagen. Im Fall von Wacker Chemie hängt vieles am Geschäft mit der Automobil- und Fotovoltaikindustrie. Bekanntermaßen geht es beiden Branchen nicht wirklich gut: Während die Autobauer am Systemwechsel hin zur Elektromobilität arbeiten und ihre Investitionen zurückfahren, belasten im Solargeschäft chinesische Billigkonkurrenz und Überkapazitäten. Wacker ist einer der weltweit größten Produzenten des Grundstoffs Polysilizium. Anders als von Konzernchef Rudolf Staudigl zu Jahresbeginn erwartet, hat sich der Preis bislang nicht erholt, sodass die Sparte auch im dritten Quartal trotz höherer Absatzmengen operativ erneut Verluste schrieb. Die Folge war eine weitere Gewinnwarnung, die vom Markt aber bereits erwartet worden war – daher reagierte die schon seit Monaten arg gebeutelte Aktie recht gelassen auf das neue Ergebnisziel.

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    Statt um 10% bis 20% soll das EBITDA in diesem Jahr um 30% zurückgehen. Der Umsatz des Konzerns werde bestenfalls stagnieren (Vj.: 5,0 Mrd. EUR), so Staudigl bei Vorlage der Q3-Bilanz. Gemessen an den Erlösen und der Profitabilität (EBITDA-Marge: 20%) bleibt das Geschäft mit Silikonen das wichtigste Standbein des Chemieriesen – doch selbst dort geraten die Preise zunehmend unter Druck. Besser lief es dieses Jahr bislang bei WACKER POLYMERS, die als einzige Sparte ihr Ergebnis verbessern konnte. Positiv wirkten sich Kostensenkungen und die robuste Nachfrage seitens der Bauindustrie aus. Die von Wacker produzierten Kunststoffe werden unter anderem Farben, Lacken und Klebstoffen beigemischt. Für die nähere Zukunft verspricht Staudigl, auf die Kostenbremse zu treten: So sollen die operativen Ausgaben des Konzerns deutlich sinken. Dreht die Konjunktur – was derzeit für 2020 noch keineswegs sicher ist –, dürfte der SDAX-Wert nahezu zwangsläufig zu den Outperformern gehören. Ansonsten scheint auch ein nochmaliger Test des Mehrjahrestiefs knapp unterhalb von 60 EUR möglich.

    Zykliker aus dem Bilderbuch 

    Bei einem Gewinnrückgang um 30% dürfte es beim Leverkusener Covestro-Konzern nicht bleiben. Stattdessen signalisieren die letzten Aussagen des Vorstands, dass der operative Gewinn des Kunststoffherstellers im Vergleich zum starken Vorjahreswert sogar um mehr als die Hälfte einbrechen könnte. Konkret stellte Covestro-Chef Markus Steilemann zuletzt noch eine EBITDA-Spanne zwischen 1,57 Mrd. und 1,65 Mrd. EUR (2018: 3,2 Mrd. EUR) in Aussicht. Das solide Mengenwachstum reicht offenkundig nicht dazu aus, die negativen Effekte sinkender Preise zu kompensieren. Auch hier belastet eine schwache Nachfrage aus der Automobilindustrie. Die im Jahr 2015 aus dem Bayer-Konzern hervorgegangene Covestro stellt verschiedene Kunststoffe wie Polyurethane und Polycarbonate her. Diese dienen wiederum als Grundstoff für zahlreiche Produkte und Anwendungen, mit denen wir tagtäglich in Kontakt kommen. Neben der Automobilbranche zählen die Bau-, Elektround Elektronikindustrie zu Covestros Hauptkunden.

    Nach zwei außerordentlich starken Jahren, in denen der Konzern auch davon profitierte, dass Wettbewerber mit Produktionsproblemen zu kämpfen hatten, drücken inzwischen die zusätzlichen Kapazitäten auf die Preise. Hinzu kommt eine Unterauslastung der Produktion in bestimmten Segmenten. Die Folge sind stark rückläufige Erträge, denen Covestro mit Einsparungen und Kostendisziplin begegnen will. Um immerhin 350 Mio. EUR sollen die betrieblichen Kosten bis zum Jahr 2021 sinken. Vorsicht scheint indes mit Blick auf 2020 angebracht: Während der Analystenkonsens bereits einen leichten Gewinnanstieg erwartet, will Covestro weitere Preisnachlässe nicht ausschließen. Andererseits könnte sich der Preisdruck in einem besseren Wirtschaftsumfeld auch schneller entspannen als gedacht. 
    Damit ist der DAX-Konzern ein Bilderbuchzykliker. Das Papier ähnelt einer Halbleiteraktie. In beide Titel gilt es zu investieren, wenn die Gewinne mager sind. Aufgrund der noch hohen Unsicherheit über den weiteren Konjunkturverlauf ist ein Einstieg allerdings nur risikobewussten Anlegern zu empfehlen.

    Covestro

    -0,37 %
    -5,41 %
    -4,62 %
    +1,24 %
    +30,33 %
    -12,94 %
    -7,80 %
    +84,96 %
    +80,79 %
    ISIN:DE0006062144WKN:606214

    Lanxess

    +1,54 %
    +1,13 %
    +4,00 %
    -3,38 %
    -27,04 %
    -58,23 %
    -52,38 %
    -52,44 %
    +77,76 %
    ISIN:DE0005470405WKN:547040

    Wacker Chemie

    0,00 %
    -0,65 %
    -3,19 %
    +3,96 %
    -27,17 %
    -18,79 %
    +26,07 %
    +22,92 %
    +9,03 %
    ISIN:DE000WCH8881WKN:WCH888

    Mehr Licht als Schatten

    Deutlich stabiler präsentierte sich in der jüngsten wirtschaftlichen Talfahrt der Kölner Chemiekonzern LANXESS. Im vergleichsweise breit gefächerten Portfolio der Rheinländer glichen sich bislang positive und negative Effekte weitgehend aus. Folglich dürfte Firmenchef Matthias Zachert sein avisiertes Ziel eines EBITDA in etwa auf der Höhe des Vorjahres (1,02 Mrd. EUR) entgegen vielen kritischen Stimmen am Ende doch erreichen. Das ist in Anbetracht des äußerst schwierigen Umfelds durchaus bemerkenswert. Schließlich entfällt auch bei Lanxess ein nicht unwesentlicher Umsatzanteil auf Geschäfte mit der Automobilindustrie. Beispielhaft ist die Entwicklung der Sparte Special Additives, in der Lanxess Schmier- und Flammschutzmittel produziert. Während die Nachfrage nach Schmierstoffen konjunkturbedingt zurückging, stieg sie bei Flammschutzmitteln weiter an. Ebenfalls stabil präsentierten sich das Segment Advanced Intermediates mit der Feinchemikalientochter Saltigo sowie das Spezialchemikaliengeschäft, wo die von Lanxess entwickelten Lösungen zur Wasseraufbereitung das Wachstum vorantrieben.

    In der Zukunft will Zachert den Konzern noch stärker auf die besonders profitable Spezialchemie ausrichten. Dort bestimmen weniger gesamtwirtschaftliche Schwankungen als langfristige Trends (höhere Umweltstandards, Bevölkerungswachstum in vielen Schwellenländern) die Rahmenbedingungen der Branche. Die Entwicklung in diesem Jahr gibt ihm auf diesem Wege recht. Während nicht wenige Chemiefirmen im Krisenfall hektisch und überstürzt Umbaupläne verkünden, scheint man bei Lanxess bislang aus einer Position der Stärke agieren zu können. Da überrascht es nicht, dass die im MDAX enthaltene Aktie mit einem Zugewinn von über 50% im laufenden Jahr die Branchenkollegen deutlich auf Abstand halten konnte. Kurzfristig sind daher auch Gewinnmitnahmen nicht auszuschließen, die dann jedoch Einstiegschancen eröffnen.

    Fazit

    Der Chemiesektor dürfte sich auch in Zukunft nur sehr begrenzt von übergeordneten Konjunkturzyklen lösen können. Dabei fällt die operative Entwicklung im Einzelfall recht unterschiedlich aus, wie das vergangene Jahr gezeigt hat. Aussichtsreich erscheinen vor allem Spezialanbieter und Unternehmen, die auf Kundenseite frühzeitig Diversifikation betrieben haben.

    Autor: Marcus Wessel / Smart Investor

    (Diese Analyse aus der Smart Investor-Ausgabe 12/19 bezieht sich auf Daten, die bis zum 23.11.2019 erfasst wurden.)

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