Warum die (Jahresend-)Rally völlig normal ist
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
es ist mal wieder an der Zeit, einen Blick auf die Stimmung der Anleger zu werfen. Diese erscheint wieder einmal gedrückt, was verschiedene Ursachen haben kann. Doch dafür besteht eigentlich kein Grund. Im Gegenteil…
Eine perfekte Stimmungsanalyse
Im folgenden Chart sehen Sie die Wochenkerzen des S&P 500 (oben) im Vergleich zum wöchentlich erhobenen Sentimentindex der American Association of Individual Investors AAII (unten).
Quellen: AAII, MarketMaker, eigenen Darstellung
Den gleichen Chart habe ich schon Anfang Oktober gezeigt. Damals sank der Sentimentwert unter die Marke von 18 Punkten (siehe grüner Kreis). Ich äußerte daraufhin die Vermutung, dass damit der vorläufige Stimmungstiefpunkt erreicht sein könnte und die Kurse wieder Stärke zeigen. Diese Vermutung ergab sich daraus, dass Stimmungswerte von -18 Punkten und weniger häufig mit kurz- bis mittelfristigen Kurstiefs einhergehen.
Und genauso ist es gekommen: Seitdem läuft die Jahresendrally, und heute – Anfang Dezember – ist kein Ende in Sicht. Erst in der Vorwoche (der eher bewegungsarmen Thanksgiving-Woche) markierte der S&P 500 laufend neue Hochs. Nur im (verkürzten) Freitagshandel gab der US-Leitindex leicht nach.
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf
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Wie gesagt, diese Jahresendrally läuft seit Anfang Oktober. Seitdem stieg der S&P 500 in 7 von 8 Wochen, in 5 davon erreichte er sogar neue Allzeithochs. Doch wie schon mehrfach seit 2018 hält die Stimmung unter den Anlegern mit der Rally nicht Schritt: In den vergangenen drei Wochen sank die Stimmung trotz immer neuer Allzeithochs. Noch liegen die Stimmungswerte zwar oberhalb der Nulllinie – das heißt, es gibt zumindest immer noch mehr Bullen als Bären – aber zum zweiten Mal in Folge liegt der Wert unter dem langjährigen Mittelwert (gestrichelte Linie). Und übergeordnet hält die Divergenz von Kursverlauf und Stimmungstendenz an (siehe grüner/roter Pfeil).
Divergenzen sind zwar in der Charttechnik mitunter hilfreiche Hinweise, aber eine so hartnäckige Divergenz hat längst keine Relevanz mehr: Sie dauert nun schon fast zwei Jahre – wer darauf gesetzt hat, dass der Kursverlauf der Stimmung folgt, hat sich mit seinen Short-Trades längst die Finger verbrannt.
Es hat den Anschein, als wollten die Anleger nicht glauben, was sie sehen (steigende Kurse, neue Allzeithochs). Vielleicht gehen sie auch davon aus, dass der Bullenmarkt nach mehr als 10 Jahren nun allmählich ein Ende haben muss (obwohl die Dauer eines Bullenmarkts überhaupt kein Indiz für sein Ende ist). Und sie haben natürlich auch viele gute fundamentale Begründungen dafür, dass Aktien überbewertet sind und die Kurse eher fallen sollten (siehe z.B. Börse-Intern vom 15.11.2019).
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